Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
über was.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, fängt er plötzlich an zu sprechen.
„Ähm, Carlotta … ich möchte dir etwas sagen.“
Hilfe!, denkt Carlotta. Wird das jetzt etwa ein ernsthaftes Papa-Tochter-Gespräch?
„Ich weiß, dass du eine Mutter hast“, fährt ihr Vater langsam fort und holt tief Luft. „Ich werde nie versuchen dir eine Zweitmutter vor die Nase zu setzen. Das versprech ich dir. Schon gar nicht eine, die sich als böse Stiefmutter entpuppen könnte. Aber ich hab nicht vor den Rest meines Lebens allein zu bleiben. Irgendwann wird es vielleicht eine neue Frau an meiner Seite geben. Und ich hoffe, dass du es akzeptieren kannst, wenn es so weit ist.“
Carlotta weiß gar nicht, was sie sagen soll, und stopft sich schnell noch ein Stück Torte in den Mund. Ihr Vater guckt so ernst, als wäre ihm das Thema tierisch wichtig, aber sie ist sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob sie wirklich mit ihm über Frauen reden will. Schon gar nicht über Frauen, die eine Rolle in seinem Leben spielen könnten. Und dann ausgerechnet jetzt! Sollte er das nicht lieber für sich alleine regeln? Ohne sie?
Andererseits findet sie es ziemlich cool, dass er sie einbeziehen will. Denn er hat ja irgendwie Recht: Es geht sie etwas an. Eine ganze Menge sogar! Denn wenn Paps eines Tages wieder mit einer Frau zusammen sein sollte, würde es auch ihr Leben betreffen. Im Internat würde sie nicht viel davon merken. Aber was, wenn sie an den Wochenenden und in den Ferien nach Hause käme und da wäre eine neue Frau? Womöglich eine wie diese Tessa, die sogar eine eigene Tochter hat!
Das wäre ja fast, als hätte ich plötzlich eine Schwester, überlegt sie und leckt sich die Lippen ab.
All das geht Carlotta durch den Kopf, während sie ihrem Vater zu folgen versucht und gleichzeitig Sahne und Schokolade in sich hineinschaufelt.
Mam hat das damals nicht so gemacht, fällt ihr ein. Die hat ihr einfach irgendwann das Nilpferd präsentiert und Carlotta musste sehen, wie sie mit der Situation klarkommt. Da ist es ihr schon lieber, wie Paps damit umgeht: offen und ehrlich. Fast so, als wäre sie bereits erwachsen. Eigentlich ist es ein gutes Gefühl.
„Kein Problem“, sagt sie fröhlich. „Falls du mit mir über diese Tessa sprechen willst, schieß los! Oder gibt’s inzwischen eine Neue?“
Ihr Vater starrt sie verblüfft an. Hat sie vielleicht was Falsches gesagt?
„Ähm, was ich damit sagen wollte“, beeilt sich Carlotta hinzuzufügen, „ist, dass ich überhaupt kein Problem damit hätte. Also, falls du und diese Tussi, äh, sorry, Tessa und ihre Tochter … ähm, also, falls ihr –“
Sie bricht ab. Ihr Vater starrt sie immer noch an, aber um seinen Mund spielt ein kleines Lächeln.
Carlotta atmet erleichtert auf. Einen kurzen Moment lang hatte sie schon befürchtet, er könnte sauer sein. Aber danach sieht es irgendwie nicht aus.
„Im Moment ist Tessa nicht mehr als eine nette Kollegin“, sagt er. „Okay, vielleicht ein bisschen mehr als das. Ob was Ernstes daraus wird – ob überhaupt etwas daraus wird –, kann ich dir nicht sagen. Das weiß ich nämlich selbst noch nicht. Aber weißt du was? Morgen ist Samstag. Ich fahre erst abends zurück. Wir haben den ganzen Tag Zeit, uns in Ruhe über alles zu unterhalten. Was hältst du davon?“
Was Carlotta davon hält, sagt sie ihrem Vater, indem sie ihn anstrahlt.
„Ja, cool“, sagt sie. „Am besten holst du mich gleich nach dem Frühstück ab. Wollen wir irgendwo hinfahren? Vielleicht können wir Manu und Sofie mitnehmen. Ach nee, das geht nicht. Wir wollen uns ja über dein Liebesleben unterhalten, nicht?“
Sie verdrückt das letzte Stück Torte und rülpst leise. Ihr Vater rollt die Augen und macht „Tz, tz“, bevor er einen Vorschlag macht: „Du sagst deiner Hausmutter Bescheid und meldest dich bis morgen Abend ab. Dann entscheiden wir, was wir mit dem Tag anfangen, okay? Vielleicht können wir deine Freundinnen später abholen und irgendwo was essen gehen. Aber zuerst ziehen wir unser Vater-Tochter-Ding durch, einverstanden? Ich glaub, es gibt einiges zu besprechen.“
„Klingt genial!“ Carlotta nickt. Sie kann es kaum erwarten, ihren Vater einen ganzen Tag für sich allein zu haben. Wann ist das eigentlich zum letzten Mal vorgekommen? Es muss ewig lange her sein. So lange, dass sie sich kaum noch daran erinnern kann.
„Wollen wir noch mal tanzen?“, fragt sie ihn. „Ich glaub, das ist Rumba. Die kann ich noch nicht so
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