Caroline und der Bandit
Bett mit einer fleckigen Matratze ohne Laken und
ohne Decken.
Nach einem
tiefen Atemzug richtete Caroline sich sehr gerade auf, aber schon packte ihr
Entführer sie an den Schultern und schüttelte sie. »Warum hast du es getan?«
fuhr er sie zornig an. »Warum hast du dich diesem Vagabunden hingegeben?«
Trotzig
blickte Caroline ihm in die Augen. »Weil ich ihn liebe«, entgegnete sie tapfer.
»Er ist mein Mann.«
»Wir werden
sehen, ob er dich noch haben will, wenn ich mit dir fertig bin«, sagte Seaton,
schleuderte Caroline auf die schmutzige Matratze und beugte sich über sie.
Entsetzt
und von einer solchen Panik erfaßt, daß ihr der Atem stockte, schloß sie die
Augen. Aber trotz allem dachte sie an ihr Baby und bemühte sich verzweifelt, es
zu schützen. »In Gottes Namen, Seaton«, flüsterte sie, »laß mich gehen! Ich
erwarte ein Kind.«
Seatons
Augen wurden erst groß, dann schmal, und schließlich wandte er Caroline abrupt
den Rücken zu. »Dieser Schuft hat seinen Samen in dich gelegt«, sagte er
entrüstet. »Dafür bringe ich ihn um!«
Langsam
richtete Caroline sich auf. Sie dachte an Pedlow, den Mann, der Annie getötet
hatte. »Nein, Flynn. Er wird dich umbringen. Ich kenne Guthrie Hayes,
und wenn du mich oder sein Kind
verletzt, gibt es auf dieser Erde keinen Ort, an dem du dich verbergen
könntest. Er wird dich finden und Rache an dir nehmen.«
Seaton
wandte sich langsam und mit zerstreuter Miene zu ihr um. Falls er ihre Warnung
überhaupt gehört hatte, war es ihm nicht anzumerken. »Ich kenne eine Frau, die
weiß, wie du das Balg wieder loswerden kannst«, sagte er, während er Caroline
mit glühenden Blicken maß.
Dann wandte
er sich zur Tür, riß sie auf und ging hinaus. Caroline starrte ihm erschüttert
nach, seine harten Worte wollten ihr nicht mehr aus dem Kopf: Ich kenne
eine Frau, die weiß, wie du das Balg wieder loswerden kannst ...
23
Caroline bemühte sich, das rauhe Gelächter
und die anzüglichen Gespräche vor der Hütte zu ignorieren. Ihrem Kind und sich
selbst zuliebe mußte sie sich zusammennehmen und versuchen, einen vernünftigen
Plan zur Flucht zu fassen.
Aber
überall um die Hütte herum standen Flynns Komplizen Wache.
Nach einem
tiefen, beruhigenden Atemzug straffte Caroline die Schultern, strich ihr Haar
zurück und glättete ihren zerknitterten Rock. Wie gewissenlos und gefährlich
Seaton war, wußte sie, aber seine Männer mochten noch schlimmer sein. Und in
seinem Eifer, die Frau zu finden, die Guthries Kind in ihr töten sollte, hatte
er sie in der Obhut dieser wilden Gesellen zurückgelassen.
Eine
eiskalte Hand strich über ihren Rücken. Irgendwie mußte sie zusehen, daß sie
fortkam, bevor sie gezwungen wurde, ihr Kind zu opfern ...
Guthrie, schrie sie in
stummer Verzweiflung.
»Ich finde,
wir sind Flynn nichts schuldig«, sagte einer der Banditen zu einem anderen, und
Caroline trat ans Fenster, um zu lauschen. »Wir haben ein Recht, die Frau zu
teilen, genau wie das Gold, das wir erbeutet haben.«
Caroline
preßte eine Hand an ihr Herz und befahl sich, nicht in Panik zu geraten,
während sie sich gleichzeitig nach einem Gegenstand umsah, den sie als Waffe
gebrauchen konnte.
»Das ist
nicht irgendeine Frau«, widersprach eine zweite Stimme. »Du hast gehört,
was Flynn sagte – wer sie berührt, den bringt er um. Vielleicht blufft er ja
nur, aber ich bringe ihn ganz gewiß nicht dazu, seine Karten
aufzudecken.«
»Ich gehe
jetzt rein«, entgegnete der erste Mann, und Caroline umklammerte den Stiel der
alten Bratpfanne, die sie gefunden hatte.
Aber
plötzlich erklang ein Schuß, und ein Mann schrie schmerzgepeinigt auf.
»Verdammt, McDurvey, wie kannst du auf mich schießen?«
»Der Boß
hat Anweisungen gegeben, und ich sorge dafür, daß sie ausgeführt werden«,
erwiderte McDurvey trocken.
Caroline
war ans Fenster getreten, aber sie konnte McDurveys Gesicht nicht sehen, nur
seine hagere Gestalt und seinen alten, verbeulten Hut. Eine Bewegung verriet
ihr, daß er die Waffe ins Halfter zurücksteckte.
Der
verletzte Mann stöhnte vor Qual und Fassungslosigkeit. »Jemand muß mir helfen«,
winselte er, aber Caroline sah, daß die anderen Männer ihn nicht beachteten und
wieder ihren Wachposten einnahmen.
Sie bemühte
sich, seine Qual zu ignorieren – immerhin hatte er vorgehabt, ihr Gewalt
anzutun – aber dann ging es doch gegen ihre Natur. Schließlich hielt sie es
nicht mehr aus und öffnete die Tür.
Der verletzte
Mann lag vor den
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