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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Eingangsstufen und preßte eine Hand auf die blutende Wunde an
seiner Seite.
    »Bringen
Sie ihn herein«, befahl Caroline den anderen Männern, nachdem sie die Wunde
kurz untersucht hatte.
    McDurvey
und die anderen starrten sie nur an und rührten sich nicht, während der
verwundete Mann versuchte, aufzustehen. Mit Carolines Hilfe gelang es ihm,
sich am Türrahmen aufzurichten.
    Er war
klein und hager, nicht größer als Caroline selbst, hatte schmutziges blondes
Haar, das ihm bis weit über den Rücken fiel, und einen seltsam unschuldigen
Blick in seinen Augen. Was nicht das geringste zu bedeuten hatte, wie Caroline
inzwischen wußte, aber trotzdem konnte sie ihn nicht draußen liegen und leiden
lassen.
    Keiner
erhob Einwände oder versuchte, sie aufzuhalten, als sie den Mann mit ihrer
Schulter stützte und zum Bett führte. Dort öffnete sie sein fleckiges Hemd und
schob es beiseite.
    »Wie heißen
Sie?«, fragte sie, froh über die momentane Ablenkung von ihrer eigenen
verzweifelten Lage.
    »Willie
Fly«, erwiderte er. Das einzige in seinem kindlichen Gesicht, was seinen
wirklichen Charakter verriet, war ein etwas zynischer Zug um seinen Mund.
    McDurveys
Kugel hatte ein Stückchen von Willies Fleisch herausgerissen und eine halbe
Rippe zersplittert. Willie befand sich vor den Pforten des Fegefeuers, ohne
viel zu seiner Verteidigung vorbringen zu können.
    Caroline
schaute zum Ofen hinüber. Ohne heißes Wasser und saubere Tücher konnte sie für
Willies Überleben nicht viel tun. Aber versuchen mußte sie es trotzdem. »Woher
kommen Sie, Mr. Fly?«
    »Aus
Coffeyville, Kansas«, erwiderte er unbehaglich.
    Caroline
ging zur Tür und verlangte Wasser. »Haben Sie Familie?« fragte sie dann den
jungen Mann auf dem Bett.
    Flys Stirn
war schweißbedeckt, seine Augen tief eingesunken. »Nur eine Schwester, Eudora.
Aber sie wird mich nicht vermissen.«
    Offensichtlich
ahnte er, daß er sterben mußte. »Warum haben Sie sich jemandem wie Seaton Flynn
angeschlossen?« fragte sie weiter, während sie eine Reisetasche öffnete, die in
einer Ecke stand. Tatsächlich hatte Seaton eine ganze Menge sauberer Hemden
mitgebracht.
    »Das
gleiche könnte ich Sie auch fragen«, entgegnete Fly aufsässig und
verschlang Caroline sogar in seiner hilflosen Lage mit unverschämten Blicken.
    Sie
errötete, als sie ein Hemd in Streifen riß. »Mr. Flynn hatte den Eindruck bei
mir erweckt, er sei ein anständiger Bürger. Aber Sie haben diese
Entschuldigung nicht, Willie.«
    Willie
seufzte rauh und starrte an die Zimmerdecke. Obwohl er mit Sicherheit in der
Hölle endete, schien er sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Aber
dann sah Caroline ein, daß er vermutlich weder an Gott noch an den Teufel
glaubte. »Ich spucke auf anständige Bürger«, sagte Willie verächtlich. »Es war
ein anständiger Bürger, der meinem Vater nach dem Krieg die Farm
abnahm.«
    Einer der
Männer brachte einen Eimer Wasser herein, sagte jedoch nichts. Caroline stellte
den Eimer auf den Herd, schürte das Feuer und holte eine Flasche Whiskey von
einem Regal am Bett.
    »Trinken
Sie das lieber«, forderte sie ihren mürrischen Patienten auf. »Und Sie sind
nicht der erste Mensch, der betrogen wurde. Es gibt Ihnen nicht das Recht, so
schlecht zu sein.«
    Willie
schraubte die Flasche auf und verzog das Gesicht, als die scharfe Flüssigkeit
auf seiner Zunge brannte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Madam, dann ersparen
Sie mir Ihre Predigten«, sagte er unwillig.
    »Es würde
Ihnen nichts schaden, sich Gedanken um Ihr Seelenheil zu machen«, entgegnete
Caroline, während sie die Temperatur des Wassers prüfte. Es war noch nicht
heiß, aber wenigstens nicht mehr so kalt, und so tauchte sie Seatons
zerrissenes Hemd hinein und begann Willies Wunde auszuwaschen.
    »Warum
helfen Sie jemandem wie mir?« fragte er ganz unvermittelt. »Wenn McDurvey
nicht geschossen hätte, lägen Sie jetzt mit dem Rücken auf diesem Bett, nicht
ich«, fügte er ohne Reue hinzu.
    Caroline
gab sich keine Mühe, ihr Schaudern und ihren Abscheu zu verbergen. »Ein Mensch
muß tun, was er für richtig hält, selbst wenn er sich lieber abwenden und so
tun würde, als sähe er nichts.«
    Willie
zuckte zusammen, als Caroline die Wunde berührte. Sie war sehr tief, und die
inneren Verletzungen schlimmer, als Caroline angenommen hatte. Sie drehte den
Banditen auf die Seite, um besser sehen zu können, und schon spürte sie eine
Hand auf ihrem Oberschenkel.
    Sie stieß
sie fort und ging zum Herd

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