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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Ordnung
ist, Miss Caroline, können Sie es mir ruhig sagen«, bat er leise.
    Sie bückte
sich und küßte ihn auf die Wange, was seine Verwirrung nur zu vergrößern
schien. Aber daran war nichts zu ändern. »Arbeite an deinem Aufsatz, Ferris«,
sagte sie und bestieg ihr Pferd, bevor ihr Schüler Gelegenheit bekam, ihr zu
helfen.
    Viele
Gefahren lauerten zwischen der Ranch und Cheyenne, besonders für eine Frau
allein, aber Caroline dachte nicht drüber nach,
als sie ihre Pintostute in einem halsbrecherischen Galopp über die Felder
jagte. Ihre Gedanken waren nur bei Guthrie.
    In Cheyenne
ging sie sofort zum Büro der Wells Fargo und kaufte einen Fahrschein nach
Laramie. Dann schaute sie voller Unbehagen zu, wie der Fahrer und der
bewaffnete Begleiter Gepäck und Koffer in die Kutsche luden. Diese Männer befanden
sich in größter Gefahr, genau wie ihre Passagiere, und doch wagte Caroline
nicht, sie zu warnen.
    Guthrie
hätte sterben müssen, wenn sie es tat.
    Dennoch
wollte Caroline nicht den Tod unschuldiger Passagiere auf ihr Gewissen laden.
Sie ging zum Kutscher, einem nicht mehr ganz jungen Mann mit ziemlich
verwittertem Gesicht, und zupfte ihn am Ärmel.
    »Entschuldigen
Sie, Sir, aber ich wüßte gern, ob Sie gegen Überfälle gewappnet sind?«
    Er grinste
sie an und spuckte einen Strahl Kautabak aus.
    »Überfälle,
Madam? Sie haben zu viele Romane gelesen.«
    »So etwas passiert täglich«,
entgegnete Caroline entrüstet. »Nicht bei mir«, erwiderte der Kutscher
arrogant.
    Caroline
maß ihn mit einem ärgerlichen Blick. Für einen Moment war sie versucht, ihm
Seatons Brief zu zeigen, um ihm seinen Irrtum klarzumachen. Aber damit hätte
sie Guthries Leben in Gefahr gebracht, und das ging nicht. So wandte sie sich
nur wortlos ab und bestieg den Wagen.
    Eine alte
Dame und ein junger Mann mit sehr schlechter Haut stiegen nach ihr ein, und
wieder wurde Caroline von einem quälenden Schuldbewußtsein erfaßt. Flynn hatte
schon einmal getötet, und sie wußte, daß er nicht zögern würde, es noch einmal
zu tun. Weder hohes Alter noch Jugend würden ihn davon abhalten.
    »Darf ich
Ihnen aus der Hand lesen?« fragte sie, von einer plötzlichen Eingebung erfaßt.
    Die alte
Dame reichte ihr lächelnd die Hand. »Ich hoffe, Sie entdecken einen hübschen
jungen Mann in meiner Zukunft«, meinte sie scherzend.
    »Hm«,
murmelte Caroline. »Es sieht ganz so aus, als sollten Sie diesen
Monat keine Reisen machen«, fügte sie dann stirnrunzelnd hinzu. »Ich sehe
Unglück auf Sie zukommen.«
    Die Frau
legte eine mollige Hand auf ihren ebenso molligen Busen.
    »Unsinn«,
bemerkte der junge Mann herablassend.
    Caroline
ergriff seine Hand und drehte sie um. »Sie werden von feindlichen Indianern
ergriffen werden«, prophezeite sie ihm mit ernster Miene. »Sie werden Sie an
einen Pfahl binden und in der Sonne schmoren lassen ...«
    Der junge
Mann war leichenblaß geworden.
    »Aber das
geschieht nur«, schloß Caroline triumphierend, »wenn Sie innerhalb der nächsten
zehn Tage nach Laramie fahren.«
    Zu ihrer
Erleichterung und heimlichen Belustigung stieg er sofort aus und verlangte sein
Fahrgeld und sein Gepäck zurück. Die alte Dame war nicht so leicht zu
beeinflussen. »Sie sind keine Wahrsagerin«, beschuldigte sie Caroline augenzwinkernd.
    Caroline
lehnte sich zurück und seufzte. »Sie müssen die Kutsche verlassen«, sagte sie
müde. »Ich kann Ihnen nicht verraten, warum, aber ich flehe Sie an, Ihre Reise
für einen Tag zu verschieben.«
    »Ach Gott«,
murmelte die Dame. »Sie scheinen es wirklich ernst zu meinen!«
    »Ich habe
nie etwas ernster gemeint«, bestätigte Caroline. »Jeder Passagier dieser
Kutsche ist in Gefahr.« Ich eingeschlossen, fügte sie stumm hinzu. Sie mußte
sich etwas einfallen lassen, um sich vor Seaton Flynn zu schützen, aber bisher
hatte sie noch keine Zeit gehabt, einen Plan zu fassen.
    Carolines
Begleiterin war schon an der Tür. »Kutscher!« rief sie. »Geben Sie mir mein
Gepäck zurück.« Dann wandte sie sich noch einmal zu Caroline um. »Wenn irgend
etwas geschieht, sollten Sie auch lieber die Kutsche verlassen.«
    Caroline
schüttelte nur den Kopf. Egal, was passierte, sie mußte sich der Gefahr
stellen. Guthrie im Stich zu lassen, kam nicht in Frage. Aber ihr war ganz
schwindlig vor Erleichterung, als die alte Dame ausstieg.
    Kurz darauf
steckte der Kutscher seinen Kopf durchs Fenster und maß Caroline mit einem
empörten Blick. »Was haben Sie den Leuten erzählt?« erkundigte er

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