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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nicht setzen?« forderte sie
Guthrie auf, nahm seinen Arm und führte ihn zu einem Sessel.
    Es tat so
gut, wieder einmal in einem weichen Polstersessel zu sitzen statt wie üblich
auf einer umgekippten Obstkiste oder einem Baumstumpf! Die alten Damen
umflatterten ihn wie aufgeregte Vögel und hüllten ihn in eine Wolke von
Lavendel ein. Anscheinend betrachteten sie ihn als Kandidaten für ihren
Liebling, was Guthrie ein etwas unbehagliches Gefühl einflößte.
    Caroline
hatte ihnen bestimmt nichts von Adabelle erzählt und von dem Haus, das Guthrie
zu bauen gedachte, sobald seine Mine den ersten Ertrag abwarf.
    »Mr. Hayes
besitzt eine Mine«, erzählte Caroline beiläufig. Sie war dicht neben seinem
Sessel stehengeblieben. Hätte sie auch noch eine Hand auf seine Schulter
gelegt, hätten sie für ein Hochzeitsfoto posieren können.
    »Unser
Vater war auch Mineneigentümer«, sagte eine Schwester.
    »Möchten
Sie sich hier in Bolton niederlassen, Mr. Hayes?« fragte die andere.
    Guthrie
lächelte breit. Vieles würde einfacher sein für Adabelle, wenn die Damen in
der Stadt sie bereits erwarteten. »Ja, ich habe sogar vor ...«
    Bevor er
ihnen jedoch von der Frau erzählen konnte, die er zu heiraten beabsichtigte,
stieß etwas gegen den Fuß seines Sessels. Nach einem Moment der Verwirrung
begriff er, daß es Carolines Schuh gewesen war.
    Anscheinend
wollte sie nicht, daß er über seine Pläne sprach, seine Braut nach Bolton zu
holen. »Mr. Hayes ist noch unverheiratet«,
erklärte sie den alten Damen strahlend. »Sollen wir jetzt essen?«
    Caroline
beobachtete Guthrie verstohlen,
als er die Porzellanschüssel mit dem cremigen Kartoffelpüree entgegenahm. Er
schien genauso überrascht von der Menge und Qualität des Essens wie sie von
seinem erstaunlich guten Aussehen.
    Unter der
Schicht von Grubenstaub und den Bartstoppeln hatte sich ein attraktiver Mann
verborgen, trotz der Augenklappe. Aber natürlich änderte sein gutes Aussehen
nichts an ihren Plänen, und schon gar nicht, daß sie bei seinem Kuß das Gefühl
gehabt hatte, ihr würde der Boden unter den Füßen fortgezogen ...
    »Lehrerinnen
geben sehr gute Mütter ab«, bemerkte Miss Ethel, während sie geziert ein
frisches Brötchen mit Butter bestrich.
    Es zuckte
um Guthries Mundwinkel. »Ja, Madam«, sagte er höflich und nahm sich reichlich
Sauce zum Püree. »Das kann ich mir gut vorstellen.«
    Caroline
senkte den Blick, beschämt über die Art, wie ihre Adoptivmutter sie Guthrie
anboten wie eine Scheibe Roastbeef. Sie wußte jedoch, daß sie das Theater
mitmachen mußte, um eine Erklärung für ihre Verbindung zu Mr. Hayes zu haben.
Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, Seatons Befreiung zu planen.
    »Waren Sie
schon einmal verheiratet, Mr. Hayes?« wollte Miss Phoebe jetzt wissen.
    »Ja,
Madam«, sagte Guthrie wieder.
    Caroline
erstickte fast an dem Bissen Hühnchen, den sie gerade schluckte, und Miss Ethel
klopfte ihr besorgt auf den Rücken.
    Ihr
Dinnergast lächelte, als Caroline sich eine Serviette vor den Mund hielt und
ihn über ihren Rand hinweg betroffen ansah.
    »Hatte ich
das nicht erwähnt, Caroline?« erkundigte er sich. Sie bedachte ihn mit einem
ärgerlichen Blick und ließ die Serviette
sinken. »Doch, ich glaube, das hast du«, erwiderte sie so freundlich wie
möglich. Vielleicht war es nur eine weitere Lüge, genau wie die Sache mit der
Augenklappe.
    »Lebt Ihre
Frau noch?« fragte Miss Phoebe besorgt, die vor lauter Neugier das Essen ganz aufgegeben
hatte.
    Caroline
sah tiefempfunden Trauer über Guthries Züge huschen. »Nein«, erwiderte er.
»Sie starb einige Jahre, nachdem der Krieg zu Ende war.«
    Caroline
war jetzt betroffen, und für einen Moment war seine Trauer ihre eigene. Sie
betrauerte das unbekannte Mädchen genauso sehr, wie es ihr bei Lily, Emma oder
ihren Adoptivmüttern ergangen wäre. »Es tut mir leid«, sagte sie leise.
    »Sie müssen
sich schon sehr jung zur Armee gemeldet haben«, warf Miss Phoebe scharfsinnig
ein.
    Caroline
konnte sehen, daß Guthrie dankbar für den Themenwechsel war.
    »Mit
sechzehn, Madam«, antwortete er und bediente sich von neuem von dem Hühnchen.
    Miss Ethel
schnalzte mit der Zunge. »Zu jung, um schon Soldat zu spielen«, sagte sie
mißbilligend.
    »Es hat so
viele Tragödien gegeben – auf beiden Seiten«, warf Miss Phoebe ein.
    Nach dem
Essen räumte Caroline den Tisch ab und servierte einen frischgebackenen
Apfelkuchen. Sie stellte ihn direkt vor Guthrie und schnitt das erste

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