Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
Schon jetzt hatte sie mit ihrem Besuch bei ihm ein
sehr gewagtes Verhalten für eine Frau gezeigt. Bis nach Sonnenuntergang zu
bleiben, konnte einen Skandal auslösen, der die Leute noch jahrelang
beschäftigen würde.
    »Es
schmeckt sehr gut«, sagte sie und betrachtete ein Stückchen Fleisch auf ihrem
Löffel. »Ist das Rind?«
    »Bär«, erwiderte
Guthrie.
    Caroline
ließ den Löffel sinken. »Ich habe einmal einen dressierten Bären gesehen. Er
kam mit einem heruntergekommenen Zirkus in die Stadt und hatte ein schäbiges
Fell und traurige Augen. Sie hielten ihn in einem Käfig, und er gab solch mitleiderregende
Laute von sich, daß es mir fast das Herz gebrochen hätte.«
    Guthrie
bedauerte es sehr, daß er schon wieder traurige Erinnerungen in Caroline
geweckt hatte. Aber dann beobachtete er fasziniert, wie sie ihre Melancholie
abschüttelte, die Schultern straffte und den Teller beiseite stellte. Tob
machte sich sofort über die Reste ihrer Mahlzeit her.
    »Ich halte
die Spannung nicht mehr aus«, sagte sie entschieden. »Ich muß jetzt endlich
wissen, ob du dich entschieden hast, Mr. Flynn zu helfen.«
    Seufzend
stellte auch Guthrie seinen Teller fort. »Ich glaube nicht«, antwortete er
widerstrebend. »Ich möchte diese Mine ausbeuten und mir ein Haus bauen. Und die
Art von Problemen, die dein Plan aufwerfen würde, kann ich mir – offen
gestanden – jetzt wirklich nicht erlauben.«
    Er sah, daß
seine Worte Caroline nicht nur enttäuschten, sondern auch verwundeten. Das
hatte er nicht beabsichtigt.
    Sie schlug
beide Hände vors Gesicht, ihre Schultern zuckten, und er hörte ihr leises
Schluchzen.
    Guthrie
glaubte plötzlich, ein Yankeebajonett im Bauch zu spüren. »Caroline, weine doch
bitte nicht! Eines Tages wirst du einen anderen Mann finden ...«
    Caroline
stieß einen erstickten Schrei aus. »Ich will keinen anderen Mann!« schluchzte
sie. »Ich will Seaton Flynn!«
    Guthrie
fluchte verhalten, sprang auf und begann unruhig um das Lagerfeuer
herumzuwandern. »Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Kerl ein Räuber und ein
Mörder!« rief Guthrie aufgebracht. »Verdammt, Caroline, selbst du könntest
etwas Besseres finden!«
    Caroline
sprang so abrupt auf, daß der Hund vor Schreck zurückwich. »Selbst ich?« wiederholte
sie empört. »Würdest du mir bitte verraten, was das heißen soll?«
    Er blieb
stehen und ließ die Arme hängen. »Du bist ein hübsches Mädchen«, gab er
widerstrebend zu. »Nur bist du leider viel zu mager.«
    Entrüstet
kreuzte Caroline die Arme über ihrem kleinen, doch wohlgeformten Busen. »Wenn
ich Kuchen und Sahne esse, bis ich fett bin wie eine alte Kuh, wirst du mir dann helfen?«
    Guthrie
mußte trotz allem lachen, aber das hieß noch lange nicht, daß er nicht
verärgert war. »Caroline, deine Figur steht hier nicht zur Diskussion. Es geht
darum, einen verurteilten Mörder aus
dem Gefängnis zu befreien. Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie ernst das
ist?«
    »Wenn die
Anklagen gegen Seaton gerechtfertigt wären«, beharrte Caroline, »wäre es eine
ernste Angelegenheit. Aber da er ungerechterweise verhaftet worden ist, sind
wir völlig im Recht, wenn wir ihn davor bewahren, gehängt zu werden. Du wärst
dann so eine Art Robin Hood, Guthrie.«
    »Bitte«, sagte Guthrie
gequält und rieb sich Stirn und Schläfe. Sein Kopf dröhnte zum Zerspringen.
    »Nun, wenn
du damit leben kannst, einen unschuldigen Menschen auf dem Gewissen zu haben,
bitte«, meinte Caroline und begann auf ihren Buggy zuzugehen. Aber wieder hielt
Guthrie sie zurück.
    »Was hast
du vor?« fragte er argwöhnisch.
    Caroline
entriß ihm ihren Arm. »Wenn du mir nicht helfen willst, muß ich es eben selbst
tun.«
    Guthrie
stöhnte. »Das würdest du, nicht wahr?« sagte er kopfschüttelnd. »Du würdest
deinen verrückten Kopf riskieren, um diesen Lumpen aus dem Kittchen zu
befreien, was?«
    »Er ist
kein Lump«, widersprach Caroline. »Und ich wäre dir dankbar, wenn du solche
Worte in meiner Gegenwart nicht äußern würdest.«
    »Ach nein,
tatsächlich?« sagte er gedehnt. »Hast du schon vergessen, daß du meine Hilfe
brauchst?«
    »Keinen
Augenblick«, erwiderte sie entmutigt. »Aber jetzt muß ich mich auf den Weg
machen. Ich habe einiges zu arrangieren.«
    Guthrie
packte ihre Schultern und schüttelte sie leicht. »Hör mal«, sagte er, »ich
möchte nicht, daß du nach Laramie fährst! Und halte dich vor allem von dem
verdammten Gefängnis fern!«
    »Was du
willst, hat nichts mit mir zu tun«

Weitere Kostenlose Bücher