Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
seufzte traurig.
»Anne. Sie hieß Anne.«
    Caroline
verschränkte ihre Hände im Schoß und brachte die Schaukel mit einer Bewegung
ihrer Füße zum Schwingen. »Hast du sie geliebt?«
    »Findest du
nicht, daß das eine etwas persönliche Frage ist?«
    Caroline
hatte in den Jahren mit ihren Schülern Beharrlichkeit gelernt.
»Wahrscheinlich«, stimmte sie zu. »Aber ich möchte es trotzdem wissen.«
    Guthries
Kinn verhärtete sich, mit übersteigertem Interesse begann er den
Forsythienstrauch in einer entfernten Ecke der Veranda zu betrachten. »Ja, ich
habe sie geliebt.«
    Carolines
Instinkt riet ihr, dem Augenblick seinen Ernst zu nehmen. »War sie dick?«
    Guthrie
lachte, aber mehr aus Erleichterung als aus Belustigung. »Nein. Warum fragst
du so etwas?«
    Caroline
hob die schmalen Schultern. »Du hast mir sehr deutlich zu verstehen gegeben,
daß du mollige Frauen bevorzugst.«
    Guthrie
schmunzelte. »Damals, als ich Anne heiratete, war ich neunzehn. Zu jener Zeit
wußte ich noch nicht, daß ich Vorlieben hatte – ich mochte alle Frauen.«
    Ermutigt
durch das schwache Licht, hob Caroline die Hand und schob Guthries Augenklappe
sanft auf seine Stirn.
    Sie war
nicht überrascht, ein ganz gesundes grünes Auge darunter zu entdecken. Ihre
Wangen röteten sich, als Guthrie ihr zuzwinkerte, und sie zog rasch die Hand
zurück.
    Er lachte
über ihre Reaktion. »Es tut mir leid«, meinte er. »Ich wollte es dir sagen.«
    »Warum
trägst du so ein Ding, wenn du es nicht brauchst?«
    Guthrie
stopfte die Augenklappe in die Tasche seines sauberen, aber zerknitterten
Hemds. »Ich bin sehr lange herumgezogen«, sagte er, stand auf und stellte sich
mit dem Rücken zu Caroline an die Verandabrüstung. »Der Dinge wegen, die im
Krieg geschehen sind, mußte ich stets sehr vorsichtig sein, keinem Menschen zu
begegnen, der sich an mich erinnern könnte.«
    Caroline
erschrak. »Sucht man dich wegen einem Verbrechen?«
    Er drehte
sich zu ihr um und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nicht eigentlich. Aber
viele Freunde habe ich mir unter den Yankees nicht geschaffen.«
    »Irgend
etwas mußt du doch getan haben!« beharrte Caroline.
    Guthrie
seufzte. »Ich habe einen Mann getötet.«
    »Es war
Krieg, Gutbrie.«
    »Nein, es
war danach.«
    Sie wandte
sich ab. »Du wirst einen Grund gehabt haben ...«
    »Das kommt
auf den jeweiligen Standpunkt an«, antwortete Guthrie bitter. »Bisher habe ich
jedenfalls lieber darauf verzichtet, mit einem Unionsrichter über jenen
Vorfall zu diskutieren. Bis ich Adabelle begegnete und dann Kupfer in den
Bergen fand, hatte ich vor, auch weiterhin im Lande herumzuziehen.«
    Caroline
stand auf und trat vor Guthrie. »Ich möchte wissen, was damals geschehen ist!«
forderte sie. »Sag es mir. Bitte!«
    Er lehnte
noch immer an der Brüstung, und obwohl es die perfekte Gelegenheit gewesen
wäre, Caroline in die Arme zu nehmen und sie zu küssen, wie er es im Lager
getan hatte, rührte er sich nicht. »Wozu?«
    »Weil ich
es mir nicht leisten kann, mit einem Mörder befreundet zu sein«, erwiderte sie
sachlich.
    Im
schwachen Licht, das aus den Fenstern fiel, sah Caroline einen Muskel an seinem
Kinn zucken. »Warum denn nicht? Du hast doch auch keine Bedenken, einen zu
heiraten.«
    Caroline
beherrschte sich. Wie unsympathisch sie Mr. Hayes auf persönlicher Ebene
vielleicht auch fand, sie brauchte seine Hilfe und konnte sich nicht leisten,
ihn zu tief zu kränken. »Weil ich der festen Überzeugung bin, daß Seaton
unschuldig ist«, entgegnete sie würdevoll. »Aber du hast offen zugegeben
...«
    Guthrie hob
beide Hände, um sie zum Schweigen zu bringen. »Der Mann, den ich getötet habe,
war jemand, den ich aus dem Krieg kannte«, sagte er ruhig. »Und er hatte den
Tod verdient.«
    »Ich könnte
den Sheriff informieren«, warnte Caroline, obwohl ihr klar war, daß sie so
etwas nie tun würde. Erst nachdem sie die Drohung ausgesprochen hatte, kam ihr
so richtig zu Bewußtsein, daß Guthrie ihr unabsichtlich eine Waffe in die Hand
gegeben hatte.
    »Du hast
keine Beweise«, erwiderte Guthrie flach, aber sein Blick blieb wachsam.
    Caroline
zuckte die Schultern. »Irgend jemand, irgendwo, wird sie schon haben.«
    Guthrie
trat ganz unvermittelt vor und schloß seine starken Hände um ihre Oberarme. Dann,
so rasch, wie er sie ergriffen hatte, ließ er sie wieder los. »Was ich vorhin
sagte, gilt, Caroline«, sagte er nach einem langen, unbehaglichen Schweigen.
»Falls ich mich nicht selbst von Flynns Unschuld

Weitere Kostenlose Bücher