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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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schmunzelnd im Sattel um.
»Das war lieb von dir«, sagte er anerkennend zu Caroline. »Der alte Fisk wird
sich vermutlich nicht einmal entsinnen können, wann ihn jemand das letzte Mal
mit Zuneigung berührt hat.«
    Caroline
war verblüfft über sein Lob und noch verwirrter über die unangemessen große
Freude, die es in ihr erzeugte. Wenn es sich um Guthrie handelte, besaß sie
nicht viel mehr Stolz als sein Hund Tob. »Ich war sehr entsetzt über seine
Bemerkung, eine Frau mit seinem Bruder teilen zu wollen«, gab sie zu. »Ich
glaube, es war das Anstößigste, was ich je einen Menschen habe sagen hören.«
    Guthrie
lächelte und zog eine Zigarre aus seiner Hemdtasche. Erst nachdem er sie
angezündet hatte, antwortete er: »Du nimmst das Leben zu ernst, kleine
Lehrerin. Es war ja nicht so, als sei er auf dem Sprung gewesen, fortzureiten
und irgendeine Frau in seine Hütte zurückzuschleppen.«
    Caroline
mußte lächeln. So sehr sie es auch bereute, mit Guthrie geschlafen zu haben,
empfand sie doch ein warmes Glücksgefühl und beschloß, es zu genießen, so lange
es anhielt.
    In jener
Nacht kampierten sie neben einem Fluß, und Guthrie fing eine Forelle für das
Abendessen. Obwohl Caroline sich geschworen hatte, ihn nicht mehr an sich
heranzulassen, stieß sie einen lustvollen kleinen Schrei aus, als er sie über
einen Felsbrocken beugte und mit einer ungestümen Bewegung in sie eindrang.
    Am
folgenden Tag, lange vor Mittag, erreichten sie Laramie.
    Jetzt, wo
Caroline im Begriff war, Seaton Flynn wiederzusehen, den Mann, von dem sie
einst geglaubt hatte, daß sie ihn liebte, wurde ihre Freude über ihre eben erst
entdeckte Weiblichkeit von einem Gefühl der Scham verdrängt. Du bist nicht
besser als deine Mutter, sagte sie sich bedrückt. Vielleicht würde auch sie in
einigen Jahren keinen anderen Weg mehr sehen, als zur Flasche zu greifen und
fremde Männer in irgendeine schäbige kleine Absteige zu bringen, wie Kathleen
es getan hatte. Würde auch sie, Caroline, je ihre eigenen Kinder aufgeben, nur
weil ein Mann, der ihr Vergnügen und Brandy schenken konnte, es von ihr
verlangte?
    »Woran
denkst du bloß?« erkundigte sich Guthrie gereizt. »Du bist so blaß, als wärst
du in eine Tonne Mehl gefallen.«
    Der Lärm
und die Hektik von Laramie lenkten Caroline ab. In der Ferne hörte sie Schüsse,
das Klimpern eines Pianos und das rauhe Gelächter von Männern und Frauen in
Saloons. »Was ist, wenn ich ein Kind bekomme, Guthrie?« fragte sie gepreßt. Sie
liebte ihn und war nicht fähig gewesen, ihm zu widerstehen, trotz des Risikos,
das sie damit eingegangen war. Aber jetzt war das Märchen fast zu Ende, und die
Wirklichkeit rückte immer näher.
    Guthrie
antwortete nicht auf ihre Frage, vielleicht, weil er sie nicht gehört hatte
oder weil er nicht wußte, was er darauf erwidern sollte. Er trieb seinen
Wallach an, lenkte ihn vor Carolines Pinto und stieg vor dem Büro des Marshals
ab.
    Seaton war
dünner, als Caroline ihn in Erinnerung hatte, und seine Fingerknöchel waren
weiß vor Anspannung, als er die Gitterstäbe seiner Zelle umklammerte. Caroline schaute
ihm in die Augen und war entsetzt über die Tatsache, daß sie nichts als eine
gewisse Starre und Leere dabei empfand.
    »Ich wußte,
daß du kommen würdest«, sagte er und griff nach ihrer Hand. Seine dunklen, so
ausdrucksvollen Augen schienen sie zu streicheln.
    Caroline
wahrte Distanz, obwohl sie sich zu einem Lächeln zwang. Ihr erster Impuls war,
Seaton zu gestehen, daß sie sich Guthrie hingegeben hatte, aber sie
unterdrückte ihn. Es war weder der Ort noch der geeignete Zeitpunkt für ein
derartiges Geständnis. Aber was die Auflösung ihrer Verlobung betraf, so wollte
sie nicht länger damit warten; das hätte ihr Gewissen nicht erlaubt.
    »Ich muß
dir etwas sagen«, begann sie hastig. »Wir können nicht heiraten.«
    Hinter
sich, im Marshalsbüro, hörte sie Guthrie leise mit dem Vertreter des Gesetzes
reden.
    Seaton war
wachsbleich geworden. »Was?«
    »Ich werde
dir aber trotzdem helfen«, flüsterte sie und trat einen Schritt näher in ihrem
ernsthaften Bedürfnis, die begangenen Sünden, die sie ihm nun doch nicht
eingestanden hatte, wiedergutzumachen.
    Ohne
jegliche Vorwarnung ergriff Seaton ihre Hand, zerrte sie dicht an die
Gitterstäbe und drückte grob ihren Kopf zurück. All das geschah so schnell, daß
Caroline keine Möglichkeit bekam, etwas zu sagen oder gar zu schreien.
    Es lag
etwas bemitleidenswert Dringliches in der Art, wie er

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