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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Jedenfalls sprang er auf, stürmte in die Küche und kehrte
einen Augenblick später mit einem großen Suppenknochen zurück. Er ging hinaus
und warf ihn Tob zu, bevor er zu Caroline zurückkehrte.
    »Wirst du
nach Hause fahren?« fragte er eindringlich.
    Draußen
kaute Tob begeistert an dem Knochen. Caroline hatte ihr Essen beendet und schob
ihren Teller fort. »Ja«, antwortete sie. »Ich fahre nach Hause.« Sie erwähnte
jedoch nicht, daß sie vorher noch einiges zu erledigen gedachte. »Und du reitest
nach Cheyenne«, fügte sie seufzend hinzu.
    »Ja.« Es
klang eine Spur verteidigend, als erwartete Guthrie Protest. »Aber in ein,
zwei Wochen bin ich wieder in Bolton.«
    Caroline
nippte an ihrem Tee. Sie hatte beschlossen, Bolton zu verlassen, sobald Seaton
frei war, und eine aktive Suche nach ihren Schwestern zu beginnen. Nur dieses
Wissen machte die Aussicht auf Guthries Ankunft mit Adabelle erträglich. Eine
Kellnerin kam an den Tisch, bevor sie etwas sagen konnte, und Guthrie bestellte
Gulasch und Brot für sich.
    »Du hast
doch keine Dummheiten vor?« erkundigte er sich mißtrauisch, als sie wieder
allein waren.
    Caroline
lächelte. »Selbstverständlich nicht«, versicherte sie ihm. Nur einen kleinen
Ausbruch, fügte sie in Gedanken hinzu, als sie ihren Stuhl zurückschob und
aufstand. »Wenn du mich jetzt entschuldigst ... ich möchte mich ein bißchen
ausruhen. Morgen habe ich einen langen Tag vor mir.«
    Guthrie
streckte blitzschnell die Hand aus und umklammerte ihr Handgelenk. Ohne
sichtliche Anstrengung zwang er sie, sich wieder hinzusetzen. »Caroline«, sagte
er leise, »es tut mir leid. Daß ich dich verführt habe, meine ich.«
    Er hätte
sie genausogut mit einer Gabel stechen und sich dafür entschuldigen können,
aber Caroline lächelte, als täte es gar nicht weh. »Keine Sorge, Mr. Hayes. Ich
habe nicht vor, Adabelle mit einem Bericht über unsere gemeinsame Zeit zu
langweilen.«
    »Verdammt!«
zischte Guthrie und schaute sich rasch um, ob ihn jemand hören konnte. »Das
meinte ich nicht. Ich habe die Situation ausgenutzt, obwohl ich wußte, daß
nichts daraus entstehen konnte, und das tut mir leid.«
    »Ich war
da, also hast du mich benutzt«, stimmte Caroline mit zitternder Stimme zu und
schob erneut ihren Stuhl zurück. »Glaub mir, ich habe mir nie eingebildet, dir
etwas zu bedeuten, Guthrie, also behalte deine albernen Entschuldigungen für
dich. Und wenn du mich jetzt nicht losläßt, schreie ich so laut, daß dir das
Trommelfell platzen wird!«
    Das Blut
schoß Guthrie in den Nacken; er preßte die Lippen zusammen, aber er rührte sich
nicht, als Caroline sich erhob.
    Sie ging
sofort in ihr Zimmer, holte ihren Derringer heraus und studierte die
beiliegende Gebrauchsanleitung. Während sie das Laden des Revolvers übte, war
sie so vertieft, daß sie beinahe geschossen hätte, als sie eine Bewegung am
Fenster sah.
    Es war Tob,
der auf der Feuertreppe stand und seine Schnauze an das Glas preßte.
    Caroline
legte den Derringer auf den Nachttisch und öffnete das Fenster. Sofort sprang
der Hund ins Zimmer und ließ sich winselnd zu ihren Füßen nieder.
    »Ich
dachte, du wärst schon unterwegs nach Cheyenne«, sagte Caroline, als sie sich
neben den Hund kniete und ihn streichelte. Hoffentlich ist Adabelle gut zu
Tob, dachte sie dabei, während es ihr völlig gleichgültig war, wie die Frau
Guthrie behandelte.
    Tob schien
ihre Liebkosungen zu genießen, denn als sie später das Fenster öffnete, um ihn
wieder hinauszulassen, rührte er sich nicht. So schloß sie das Fenster wieder
und legte den Riegel vor. Laramie war Caroline fremd, und da war die
Gesellschaft eines Hundes nicht zu verachten.
    Sie hatte
gerade die Jalousie hinuntergezogen und wollte sich entkleiden und zu Bett
gehen, als es klopfte. In der Annahme, es handelte sich um Guthrie, der seinen
Hund abholen wollte, rief sie kühl: »Wer ist da?«
    »Eine
Nachricht, Madam«, antwortete eine unbekannte Stimme. Ein Stück Papier glitt
unter der Tür hindurch, und Caroline hob es rasch auf, um es zu lesen.
    Sie wußte
auf den ersten Blick, daß die große, entschiedene Schrift nur Guthrie gehören
konnte. Nichts wird je ändern können, daß Du eine Dame bist, hatte er
geschrieben. Auf Wiedersehen, kleine Wildkatze. Liebe Grüße, G. H.
    Caroline
drückte das Blatt für einen Moment an ihr Herz, zerknüllte es dann und warf es
auf den Boden. Guthrie gehörte der Vergangenheit an, und sie mußte an die
Zukunft

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