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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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er doch sehr besorgt geworden.
    Tief in
seinem Innersten sprach er das erste Gebet seit Annies Begräbnis: Ich weiß,
daß du die Dinge auf deine eigene Art erledigst, sagte er stumm zu Gott, aber
du mußt auch zugeben, daß ich dich nicht oft mit meinen Sorgen behellige. Und
ich finde, nachdem du mir Annie auf diese Art genommen hast, bist du mir etwas
schuldig. Also hier ist es, Gott: Bring Caroline in Sicherheit! Tu etwas, damit
sie sicher ist!
    Amy,
Marshal John Stones hübsche
kleine Frau, war mittags vorbeigekommen, um Caroline frisches Bettzeug und
Decken zu bringen, und Charlie hatte ihr, wenn auch recht unwillig, ein
Hühnerfrikassee aus dem Restaurant geholt. Auch der Pastor der
Presbyterianischen Kirche hatte Caroline mit seinem Besuch beehrt und sie
gewarnt, daß die Feuer der Hölle an ihren Fersen leckten.
    Alles in
allem, dachte Caroline, als sie abends auf ihrer Pritsche lag, war es kein
sehr erfolgreicher Tag gewesen. Seufzend zog sie die Decke unters Kinn, und ein
leises Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Sie war eine Närrin gewesen, sich
zuerst diesem Vagabunden hinzugeben, der beabsichtigte, eine andere Frau zu
heiraten und auch kein Geheimnis daraus machte, und dann noch einen Mörder aus
dem Gefängnis zu befreien. Falls Mr. Flynn noch einen anderen Menschen tötete,
war es zumindest teilweise ihre Schuld.
    Eine Träne
rann über Carolines Wange in ihr Haar. In beiden Fällen waren es noble Motive
gewesen, die sie dazu getrieben hatten, was nur bedeutete, daß der Weg zur
Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert war, genau wie Miss Phoebe immer sagte.
    Hinter der
Wand, die die Zellen vom Büro des Marshals trennte, entstand Bewegung, und
Caroline versteifte sich auf ihrer schmalen Pritsche, aus Angst, Flynn könnte
zurückgekommen sein, um sie zu holen. Sie hatte sich in so vielen Dingen
geirrt, aber eins wußte sie ganz sicher: Seaton Flynns Worte waren keine leere
Drohung gewesen.
    Doch als
die Tür aufging und Caroline sich hastig aufrichtete, war es Guthrie Hayes'
Gestalt, die im Türrahmen erschien.
    Caroline
brauchte einen Retter, aber in Guthrie sah sie mehr einen Racheengel. So
schluckte sie nur und war fast froh, daß dicke Eisenstäbe sie von ihm trennten.
    »Guthrie«,
sagte sie mit einem höflichen Kopfnicken.
    Im
Mondschein, der durchs Fenster kam, sah Caroline sein hartes Kinn und seine
schmalen Augen. »Ist dir klar, daß dieser Schuft dich hätte töten können?« fuhr
er sie an. »Oder mitnehmen?«
    Caroline
begann bei dieser Vorstellung zu zittern, aber sie setzte ein tapferes Lächeln
auf. »Er hat es aber nicht getan.«
    Der Marshal
stand hinter Guthrie, hörte zu und leuchtete ihnen mit einer Laterne. Ganz
offensichtlich traute er dem nächtlichen Besucher nicht, was Caroline ihm nach
den Ereignissen der vergangenen Stunden auch nicht verübeln konnte.
    Sie biß
sich auf die Lippe. »G-Guthrie, du mußt eine Kaution für mich stellen. Hier
kann ich nicht bleiben.«
    »Kaution?
Hör zu, Mädchen, das Gefängnis ist der sicherste Ort für dich, zumindest, bis
wir Flynn gefunden haben! Außerdem würde ich dir den Hals umdrehen wie einem
Suppenhuhn, wenn du jetzt nicht hinter Gittern säßest!«
    Caroline
errötete. »Du brauchst nicht gleich unverschämt zu werden«, entgegnete sie
beleidigt.
    »Ich komme
morgen früh zurück«, sagte Guthrie müde, und als er sich abwandte, stürzte
Caroline auf das Gitter zu und umklammerte die Stäbe.
    »Guthrie,
bitte geh nicht!« rief sie entsetzt. »Du kannst mich doch nicht einfach hier
zurücklassen!«
    Sein Rücken
war steif und unbeweglich, und für einen Moment glaubte Caroline, daß er
tatsächlich gehen würde, ohne noch einmal mit ihr zu sprechen. Aber dann
schaute er sich zu ihr um. »Wie gesagt, Wildkatze, bis wir deinen Mr. Flynn
gefunden haben, möchte ich dich an keinem anderen Ort wissen. Außerdem könnten
dir ein paar Tage hier nützlich sein, um über deine sehr fehlerhafte
Verhaltensweise nachzudenken.«
    Damit ging
er hinaus. Der Marshal folgte ihm.
    »Guthrie!« rief Caroline
verzweifelt und rüttelte an den Gitterstäben.
    Draußen vor
dem Fenster stimmte Tob ein mitleidiges Heulen an.
    »Gutbrie!«
schrie Caroline noch einmal.
    Die Tür
ging auf, aber es war nur Marshal Stone. »Aufsässige Gefangene behandele ich
mit kaltem Wasser«, meinte er lakonisch. »Ich rate Ihnen also, den Mund zu
halten, Mrs. Hayes.«
    Caroline
unterdrückte eine zornige Entgegnung und warf sich auf ihre
Pritsche. Den Kopf unter dem

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