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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Zelle zu haben. Bevor Charlie sie zum Essen zu Miss Lillian brachte, zog
sie ihr einziges Kleid über die Männerhosen und das Hemd.
    Auf dem
Rückweg ins Gefängnis bat sie Charlie, am Klosetthäuschen haltzumachen, und
ging hinein, wobei sie darauf achtete, daß sich ein Stück ihres Rocks in der
Tür verfing, als sie sie schloß, und von draußen deutlich sichtbar war. Dann
zog sie das Kleid vorsichtig aus, stieg auf das Klosett und kletterte durch die
Öffnung unter dem Dach.
    Sie war mit
Spinnweben bedeckt, als sie auf dem weichen Gras hinter dem Klosetthäuschen
aufkam, aber das kümmerte sie nicht, als sie um ihre Freiheit rannte. Als Tob
ihr fröhlich bellend nachlief, glaubte sie sich schon verloren, aber der arme
alte Charlie hatte sich wohl doch von dem Stückchen Kleid in der Tür täuschen
lassen, denn er verfolgte sie nicht.
    Zeit war
jetzt das Wichtigste; Caroline wußte, daß sie Laramie innerhalb weniger
Minuten verlassen mußte, wenn sie nicht gefaßt werden wollte. Ihr eigenes Pferd
zu stehlen, erwies sich als einfach, denn der Stallbursche war nirgendwo zu
sehen. Caroline sattelte die Pintostute und ritt dann langsam und gemächlich
aus der großen Scheune. Erst als sie den Stadtrand erreichte, trieb sie das
Tier zu einem halsbrecherischen Galopp an.
    Innerlich
jubilierend raste sie auf die Bergkette zu, die zwischen
Laramie und Cheyenne lag. Tob rannte neben ihr her oder lief sogar voran.
    Da Caroline
immer viel gelesen hatte, war sie klug genug, sich im Wald zu halten und die
üblichen Pfade zu meiden, wo der Marshal und seine Männer sie gesucht hätten.
Sie hoffte nur, daß es nicht allzu lange dauern würde, bis sie Seaton fand,
denn ohne Proviant und Decken konnte sie in der Wildnis nicht lange überleben.
    Caroline
ritt die ganze Nacht hinter Tob her und wagte es nicht, anzuhalten. Gegen
Morgen war sie verängstigt und durchgefroren, halbverhungert und immer noch ohne
Vorstellung davon, wie sie Flynn überwältigen sollte. Immerhin war er viel
größer als sie und doppelt so schwer, und sie besaß nicht einmal eine Waffe.
    Sie begann
schon zu glauben, mit ihrer Flucht einen weiteren Fehler begangen zu haben, als
ein Pistolenschuß die morgendliche stille Luft zerriß.
    Das Herz in
der Kehle, saß Caroline ab und zog das Pferd hinter sich her, während sie
weiterschlich und versuchte, dem Geräusch zu folgen. Das Gelände war hoch, und
es wehte ein bitterkalter Wind. Die Bäume standen dicht beieinander, und sie
konnte den Bach zwar nicht sehen, aber sein Rauschen hören.
    Als sie
eine Felsgruppe erreichte, legte sie ganz instinktiv ihre Hand auf Tobs
Schnauze, um ihn dazu anzuhalten, still zu sein. Tief unter ihr, auf den
glitschigen braunen Felsen neben einem Wasserfall, stand Guthrie Seaton
gegenüber und drückte die Mündung seines 45er Colts auf die Brust des
Ausbrechers. Seatons Pistole lag mehrere Meter weit entfernt auf der Erde.
    Caroline
war so froh, daß der Gerechtigkeit Genüge getan werden sollte, daß sie beide
Arme hob und einen Freudenschrei ausstieß. »Christopher Columbus!« rief sie,
ihre Lieblingsheldin Jo March aus Little Women imitierend. »Das nenne
ich Glück!«
    Unglücklicherweise
schaute Guthrie in ihre Richtung, was Seaton nutzte, um ihn anzugreifen. Es
begann ein Kampf, während Caroline den Abhang hinunterhastete, und dann schlug Seaton
Guthrie die Waffe aus der Hand und schnappte sich seine eigene. Mit dem Lauf
des Derringers schlug er Guthrie nieder.
    Caroline
stockte der Atem vor Entsetzen und Zorn, ihr Verstand war wie erstarrt, ihr
Körper jedoch schien ganz unabhängig davon zu handeln. Sie stürzte auf
Guthries Waffe zu, kniete sich ins nasse Gras und richtete die Mündung auf
Seaton.
    Guthrie lag
stöhnend und nur halb bei Bewußtsein auf dem Boden. Aus seinem Mundwinkel
tropfte Blut.
    »Wenn du
schießt, Seaton, wirst du mit deinem Leben dafür bezahlen«, sagte Caroline
tapfer, und sie meinte es so ernst wie alle Gebete, die sie je gesprochen
hatte.
    Seaton maß
sie mit einem wütenden Blick, ließ aber die Pistole sinken. Dann, innerhalb
weniger Sekunden, ging eine Veränderung mit ihm vor, die Caroline zutiefst
verwirrte. Plötzlich lächelte er. »Komm mit mir, Caroline«, lockte er sie und
streckte bittend seine Hand aus. »Ich habe sehr viel Geld. In Mexiko oder
Südamerika könnten wir leben wie die Könige ...«
    Guthries
schwerer Colt zitterte in Carolines Hand, aber sie hielt ihn unermüdlich auf
Seatons Brust gerichtet. »Du wirst nach

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