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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Taschenlampe von ihr und schaltete sie aus, bevor ich zur Tür zum Zwischengeschoss ging. Ich schlich die Treppe hinunter, durchquerte die Küche und den Vorratsraum und verließ den Heuschober durch die Hintertür.
    Der Deich wurde von Straßenlaternen beleuchtet, von denen die nächste hinter dem Haus der Nachbarn stand. Außerhalb ihres direkten Lichtkreises, zur Flussseite hin, stand ein Auto mit zwei Rädern auf dem unbefestigten Straßenrand geparkt. Ich hatte nie besonders darauf geachtet, was für einen Wagen die Nachbarn fuhren, und konnte nicht sagen, ob das Auto hierher gehörte oder nicht. Allerdings wusste ich, dass der Nachbar genau wie ich eine Einfahrt zu einer Garage hatte. Um das Auto zu erreichen hätte ich über den Deich direkt an der Vorderfront meines Hauses entlanggehen müssen. Falls sich jemand in den dortigen Räumen aufhielt, würde er mich im Schein der Straßenlaternen am Fenster vorbeikommen sehen.
    Ich stand im schneidenden Wind auf dem Deich am Ende der Hecke und versuchte durch das Seitenfenster hineinzuschauen. Das Laternenlicht fiel durch die niedrigen Deichfenster auf die Sitzecke im Wohnzimmer. Ansonsten konnte ich nichts erkennen, sah weder Bewegungen noch Licht und hörte kein Geräusch. Ich schlich über die gepflasterte Einfahrt an der einen Hausseite entlang, stieg die wenigen Stufen zur Terrasse hinauf und blieb an der Glastür stehen. Ich leuchtete ganz kurz die Scheiben und das Türschloss an – keine Einbruchspuren zu sehen.
    Ich schob ganz leise meinen Schlüssel ins Schloss. Die Tür ging lautlos auf. Ich roch einen beißenden Gestank. Meine Hand ging zum Lichtschalter, doch bevor ich ihn erreichen konnte, drückte jemand mir etwas Hartes, Rundes direkt unterhalb der Rippen in die Seite.
    »Stehen bleiben!«, sagte ein Mann. Seine Stimme klang gedämpft, aber vollkommen beherrscht.
    Der Mann reichte hinunter und nahm mir die Beretta aus der herunterhängenden Hand. Dabei hielt er weiterhin die Waffe unter meine Rippen gedrückt. Der Ring in meiner Seite hatte den Umfang eines Schalldämpfers. »Zwei Schritte nach vorn.«
    Ich gehorchte und blieb vor den Blumenkästen stehen, die als Raumteiler zum höher gelegenen Wohnzimmer fungierten. Der Mann kam hinter mir her, aus dem Schatten einer großen Topfpalme neben der Hintertür heraus. Der Gestank war überwältigend, Schwefelsäure oder irgendein anderes ätzendes chemisches Zeug, das von meinem Schreibtisch aus auf mich zuwehte und mir in Mund und Augen stach.
    »Hände auf den Rücken!«
    Ich dachte nicht lange nach. Helden gibt’s nur im Film. In der alltäglichen Wirklichkeit befolgen Polizisten und Detektive dieselben Regeln, die für Geldboten und Bankangestellte gelten. Die Stimme des Mannes klang gedämpft, als trüge er etwas vor dem Mund, aber von Nervosität keine Spur. Er würde schießen, wenn ich eine falsche Bewegung machte, vielleicht auch einfach so. Nel würde keinen Schuss hören. Ich hoffte, dass sie im Bett blieb und dass das hier nicht zu lange dauern würde, denn sonst würde sie ganz bestimmt kommen, mit ihrer Zündplättchenpistole.
    Mir wurde etwas um die Handgelenke geschlungen, angezogen und mit leisem Klicken befestigt. Keine Metallhandschellen, aber die Fessel saß fest und stramm.
    »Wo ist er?«
    »Wer?«
    »Der Tresor!«
    »Ich habe keinen Tresor.«
    Der Schalldämpfer wurde mir in den Nacken gebohrt. »Du weißt, was ich suche. Wo sind deine Disketten?«
    »Man sagt doch, der iMac wäre so zuverlässig, da bräuchte man keine Back-ups zu machen.«
    »Das war das letzte Mal, dass du versuchst, witzig zu sein«, sagte er. »Wo sind sie?«
    »Im Computer«, sagte ich.
    Der Druck in meinem Nacken verschwand. Links von mir wurde eine Lampe eingeschaltet. Ich wandte den Blick um und sah eine schmutzig weiße Nebelwolke über meinem Schreibtisch hängen. Darunter zischte etwas. Der Mann lief rasch hin. Er trug eine Sturmhaube, eine Schutzbrille und darunter einen dicken Knubbel, als versuche er eine missgestaltete Nase zu verbergen. Er war mittelgroß und hatte einen schwarzen Trainingsanzug und Handschuhe an. Kein Mensch konnte mit einer solchen Beschreibung etwas anfangen. Ich hoffte, dass das der Grund war, warum er mir nicht die Augen verbunden hatte.
    An meinem Schreibtisch saß ein anderer Mann, ebenfalls mit Brille und Knubbel, und mir wurde klar, dass sie Atemschutzmasken trugen, um ihre Lungen vor dem zu schützen, was sie da auskochten. Der Rauch kam garantiert aus meinem Computer.

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