Caroline
konnte, dass sie darauf war. »Sie sind nicht besonders gut geworden, ich bin ein schlechter Fotograf.«
Sie nahm den Umschlag an und klemmte ihn unter den Arm, während sie fortfuhr, ihre Brille zu putzen. »Mir ist so was zu Ohren gekommen, aber ich bin nun mal von Natur aus neugierig.«
»Mein Name ist Max Winter und ich bin Privatdetektiv.« Ich zeigte ihr meinen Ausweis von Meulendijks Firma.
Unter ihren roten Haaren erschien eine steile Falte, als sie meinen Namen hörte. »Na ja, Walter Gieseking kam mir schon ein bisschen komisch vor. War das nicht ein Pianist?« Sie wies mit dem Kinn auf den Ausweis. »Was ist Meulendijk?«
»Ein Ermittlungsbüro.« Ich zog das Foto von Caroline hervor. »Hast du diese junge Frau irgendwann schon einmal gesehen?«
»Moment mal.« Katrien setzte ihre Brille wieder auf und schaute mich verdutzt an. »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Du behauptest, du seist von der Presse, und versuchst mich über Hetty Larue auszuhorchen. Und auf einmal bist du Detektiv und suchst jemand ganz anderen?«
»Es wäre sehr zeitraubend, dir das zu erklären«, sagte ich. »Es tut mir Leid, dass ich dich getäuscht habe, aber es ging nicht anders. Ich brauche deine Hilfe. Es geht um dieses Mädchen.«
Sie betrachtete das Foto und schüttelte den Kopf.
»Sie heißt Caroline Romein. Ich vermute, dass sie in der ersten Julihälfte im Verlag gewesen ist und mit Hetty Larue gesprochen hat.«
»Und wo liegt da der Zusammenhang?« Sie schaute mich forschend an. Sie war intelligent. »Du hast dich doch ausschließlich für Hettys Buch interessiert.«
»Es geht aber um dieses Mädchen.«
»Für wen arbeitest du?«
»Für ihre Mutter.«
»Ist sie weggelaufen?«
Ich zuckte leicht mit den Achseln. »Ich weiß, dass sie bei Mirabel gewesen ist, aber ich brauche jemanden, der das bezeugen kann.«
Sie spitzte die Lippen und schaute sich das Foto noch einmal an. »Ich habe das Mädchen noch nie gesehen. An dieses Gesicht würde ich mich garantiert erinnern. Falls sie bei uns gewesen ist, war ich gerade nicht da.«
Ich seufzte. »Vielleicht die Empfangsdame, Emily?«
»Emily lässt sich belegte Brötchen ins Geschäft bringen, die kann nicht weg. Du kannst dir das Chaos ja vorstellen. Sämtliche Bücher und Akten wurden beschlagnahmt. Man hat sogar mich vernommen, ob ich Hetty vielleicht irgendwie zu dieser Übersetzung verholfen hätte. Stell dir das mal vor. Dabei hatte ich bisher noch gar nichts von Sara Baswin gelesen.« Sie lachte. »Na ja, inzwischen offenbar schon, schließlich habe ich ihren letzten Roman lektoriert.« Wieder schaute sie auf die Uhr. »Bobbie hat jetzt Schule aus, ich muss wirklich nach Hause.«
»Wie könnte ich Emily erreichen?«
»Ich könnte ihr das Foto zeigen und sie fragen.«
»Nein, es ist besser, wenn das zunächst noch unter uns bleibt«, sagte ich. »Später wird dir alles klar werden, das verspreche ich dir. Am liebsten würde ich Emily selbst das Foto zeigen. Meinst du, du könntest sie heute Nachmittag irgendwie unter einem Vorwand hinauslotsen? Sag mir einfach eine Uhrzeit, dann stehe ich vor der Tür.«
Katrien zögerte nicht lange. »Okay, ich werde es versuchen. Gleich um zwei Uhr?« Sie nickte mir zu und rannte zu ihrem Wagen.
Nachmittags war es schon erheblich ruhiger. Die Polizeifahrzeuge waren weg und die Angestellten bei der Arbeit. Ich hörte in den Radionachrichten, dass Hedwige Larue am Vormittag in einem Hotel in Zeeland verhaftet und zum Verhör nach Hilversum gebracht worden war. Hein Drisman blieb in dem Bericht unerwähnt. Der Schnee war in Nieselregen übergegangen und überall lag Matsch. In den Alpen sind auch die Mischformen des Schnees romantisch; hier wurde man von oben bis unten nass gespritzt, wenn man sich zu nahe an die Bordsteinkante wagte. Allerdings konnte es durchaus sein, dass Nel wiederum auf eine weiße Winterlandschaft blickte, während sie vor ihren Konsolen im Heuschober saß und nach Mitteln und Wegen suchte, die Larue in die Enge zu treiben.
Ich startete den Wagen und fuhr die Kieseinfahrt hinauf, als ich Katrien mit der Rezeptionistin hinauskommen sah. Sie trugen keine Mäntel, doch die blonde Empfangsdame versuchte ihre Frisur mit einem kleinen karierten Schirm zu schützen.
Rasch stiegen sie hinten ein und ich fuhr vorne herum an der Villa vorbei und aus der anderen Ausfahrt hinaus auf die Straße. »Haben wir Zeit für eine Tasse Kaffee in De Generaal?«, fragte ich über die Schulter hinweg.
»Auf
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