Caroline
Bertus gelandet.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn sie auf ein Interview mit dem Dominee gestoßen wäre, samt Foto. Dann hätte sie sofort …«
Ich legte ihr die Hände auf die Schultern. »Die Polizei in Assen weiß genauso viel wie wir. Es ist jetzt ein Fall für die Kripo und liegt nicht mehr in unserer Hand. Das Einzige, was uns noch stört, ist das Buch. Aber meiner Meinung nach sollten wir Hedwige Larue vorerst unerwähnt lassen.«
Sie drehte sich um. »Warum?«
»Weil es immer noch ein Unfall gewesen sein kann. Oder Selbstmord.«
»Das glaube ich nicht.« Nel schüttelte den Kopf, so heftig, dass es schien, als müsse sie sich selbst überzeugen.
»Das mit dem Buch ist bis jetzt nur eine Theorie. Es könnte auch etwas anderes dahinter stecken«, wandte ich ein. »Wir haben keinerlei Beweise. Doch wenn du Recht hast und es tatsächlich Beweise gibt, dann werden die verschwinden, sobald die Larue merkt, dass sie verdächtigt wird, und zwar garantiert noch bevor die Polizei Gelegenheit zu einer Haussuchung erhält. Wir beschuldigen niemanden, bevor wir keine Antworten haben. Also kein Wort darüber, okay?«
Sie schaute mir ein paar Sekunden lang forschend in die Augen und nickte dann bedächtig.
Nijman hatte die Antwort natürlich bereits in der Leichenhalle an Nels Gesicht abgelesen, bat aber auf der Rückfahrt trotzdem noch um die übliche offizielle Bestätigung.
»Es handelt sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Caroline Romein«, sagte ich.
Nijman nickte. ›Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war mehr, als er erwarten konnte. Eine Leiche, die zwei Monate lang im Wasser gelegen hatte, konnte nur selten mit hundertprozentiger Sicherheit durch reinen Augenschein identifiziert werden. »Das reicht, um gezielt Gebiss und Erbgut vergleichen zu können«, sagte er. »Ich werde die Mutter informieren.« Die bevorstehende Aufgabe deprimierte ihn sichtlich und ich konnte es ihm nachfühlen. Vielleicht brauchte Valerie Romein sich die sterblichen Überreste gar nicht anzusehen und die Leiche konnte in einen verschlossenen Sarg gelegt werden.
Ich berichtete ihm von unseren Vermutungen, dass Caroline auf der Suche nach ihrem Vater gewesen war, und erzählte ihm, was wir in Drenthe entdeckt hatten. Er war froh, dass es jedenfalls einen Verdächtigen gab, und versprach, noch am selben Tag Kontakt zur Kripo in Assen aufzunehmen.
»Ich würde mir nicht zu viel davon versprechen«, meinte ich.
»Warum nicht?« Nijman warf mir von der Seite einen kurzen Blick zu. »Falls du Recht hast, hat dieser Mann schon einmal einem Mädchen Gewalt angetan und später ihre Schwester vergewaltigt und ermordet. Weißt du, wie hoch der Prozentsatz der Wiederholungstäter ist?«
»Diesmal handelte es sich um seine Tochter«, erwiderte ich zurückhaltend.
Nel sagte nichts.
Nijman parkte vor dem Präsidium. »Ihr müsst noch kurz mit hineinkommen wegen der vorläufigen Identifikationserklärung.«
Er brachte uns in das Vernehmungszimmer, das freundlicher aussah als beim letzten Mal. So geht das mit Räumen; die Wandfarbe hat sich nicht geändert, aber die Atmosphäre ist besser.
»Die Erklärung wird noch getippt«, sagte er, als er sich zu uns gesellte. »Kaffee?«
»Ich würde lieber Näheres über die Autopsie erfahren. Ich hätte gedacht, dass sie nach zwei Monaten im Wasser stärker skelettiert wäre.«
Er zögerte. »Ich will dir gerne alles erzählen, allerdings unter der Bedingung, dass es unter uns bleibt.«
»In Ordnung.«
»Um es gleich zu Anfang zu sagen: Sie war wahrscheinlich schon bewusstlos, als sie ins Wasser gelangte.«
Nel war angeschlagen, aber ihr Verstand war hellwach. Sie fragte: »Also war es Mord?«
»Höchstwahrscheinlich«, antwortete Nijman. »Von daher meine Bedingung. Wir wollen diesen Teil vorerst noch nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen.«
Valerie Romein würde ohnehin versuchen, das Ganze aus den Medien herauszuhalten.
Nijman nickte mir zu. »Du hast Recht. Der Gerichtsmediziner glaubt, dass die Leiche in irgendetwas eingewickelt war, was die Verwesung eine Weile verzögert hat.«
»Was sagt der Toxikologe?«, fragte ich.
»Verdacht auf Flunitrazepam.«
»Ist das ein Barbiturat?«, fragte Nel.
Er schüttelte den Kopf. »Alle Mittel mit der Endung -pam sind Tranquilizer, die als Schlafmittel Verwendung finden. Flunitrazepam ist unter den Namen Rohypnol auf dem Markt. Es ist ein äußerst starkes Mittel.«
Ich versuchte nicht an
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