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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Ausrede auch immer beim Verlag aufgetaucht ist. Die Autorin ist berühmt und wird von den größten Verlagen Englands und der Niederlande herausgegeben. Die lassen keinen Stein auf dem anderen, werden Millionen an Schadensersatz fordern und prozessieren die Larue ins Grab.«
    Nel klang äußerst entschlossen und rachsüchtig. Vielleicht erhob ich nur deshalb noch alle möglichen Einwände, weil ich mir selbst noch nicht so sicher war, ob ich mich an der Aktion beteiligen wollte. »Wenn das Manuskript schon beim Verlag liegt, hat der Übersetzer es vielleicht gar nicht mehr.«
    Sie warf mir einen spöttischen Blick zu. »Du meinst, es ist in den Papierkorb gewandert? Dafür brauche ich noch nicht mal meinen HackMac.«
    »Oder er hat sich einen neuen Computer gekauft?«
    »Schriftsteller und Übersetzer werfen keine Manuskripte weg, bevor sie nicht gedruckt sind. Er hat es einfach auf seinem Computer abgespeichert. Was sonst? Was ist los, Max? Willst du nicht mehr mitmachen?«
    »Bei dem Gedanken, sich selbst zum Richter zu machen, ist einem ehemaligen Polizisten eben nicht so recht wohl in seiner Haut.«
    »Und wie willst du den Mord sonst aufklären?«, fragte sie nur.
    Es war Nels Fall und natürlich hatte sie Recht. Es war die beste Methode, die Larue in die Enge zu treiben. Wenn ihr zweites Buch als Plagiat entlarvt würde, würde man sich fragen, wie sie an ihr erstes gekommen war. Wir brauchten der Polizei nur einen Tipp zu geben und sie würde Carolines iBook finden. Und falls sie es inzwischen vernichtet hatte, besaßen wir eine Kopie von dem Original. Sobald man eine Verbindung zwischen ihr und Caroline festgestellt hätte, würde man sie automatisch verdächtigen, und der Rest war dann nur noch eine Frage der Beweisführung.
    Um fünf vor zehn kam die Frau des Übersetzers mit einer Tasche aus dem Haus.
    Sie drehte sich um und zog die Tür hinter sich zu. Ihr rascher, routinierter Griff zu der glasierten Hausnummernkachel, die neben der Tür an die Backsteinwand geschraubt war, wäre mir beinahe entgangen. Sie eilte durch den Nieselregen zum Carport und stieg in den Japaner ein. Der Regen kam uns gelegen. In der Straße standen noch weitere geparkte Autos und die Passanten interessierten sich lediglich dafür, wie sie am schnellsten nach Hause oder zur Arbeit kommen konnten.
    Ich folgte der Frau bis zu einer Straße mit niedrigen altengerechten Wohnhäusern. Sie parkte etwa in der Mitte und ging mit ihrer Tasche rasch auf eines der Häuser zu, öffnete einen grünen Briefkasten, holte die Post heraus und durchquerte damit den kleinen Vorgarten. Sie hatte einen Haustürschlüssel und schloss auf.
    Ich schlenderte zweimal an dem Haus vorbei. Ich sah, wie die Frau einer alten Dame half, in einem bequemen Stuhl mit hoher Lehne an einem Esstisch Platz zu nehmen. Als ich zum zweiten Mal an dem Haus vorbeikam, trank die alte Dame Kaffee und die Frau des Übersetzers bügelte. Sie hatte das Bügelbrett an den Tisch gerückt, sodass sie dicht bei der alten Dame stand, und die beiden führten eine angeregte Unterhaltung.
    Ich gab Nel am Telefon die Adresse und den Namen E. Bode durch, der auf dem Briefkasten stand. »Vielleicht ihre Eltern«, meinte ich.
    »Glaube ich nicht«, entgegnete Nel. »Ich habe schon das Einwohnerregister der Stadt Ede durchgesehen. Ihr Mädchenname lautet Evelien van Velzen, sie ist seit zwölf Jahren verheiratet und in Vught, in Brabant, geboren. Die Kinder heißen Bas und Charlotte, sieben und neun Jahre alt. Ich ruf dich zurück.«
    Ich wartete im Auto. Es dauerte nicht lange. »Ich kann keine Verwandtschaftsbeziehungen feststellen«, sagte Nel am Autotelefon. »Unter dieser Adresse ist eine Elisabeth Bode gemeldet, achtundsiebzig Jahre alt, Witwe.«
    »Ob Evelien als Altenbetreuerin arbeitet?«, spekulierte ich.
    »Sie ist als ›nicht berufstätig* registriert.« Sie schwieg einen Augenblick. »Aber vielleicht macht sie das ehrenamtlich.«
    »Haben ehrenamtliche Mitarbeiter feste Zeiten?«
    »Ich versuche das herauszufinden. Schließlich haben wir keine ganze Woche Zeit, um ihren jeweiligen Tagesablauf auszukundschaften.«
    »Hast du die Nummer von Mevrouw Bode? Sobald du etwas über die entsprechende Organisation weißt, könntest du ja vorgeben, vom Sozialamt anzurufen, und nachfragen, ob sie zufrieden ist, ob die ehrenamtliche Kraft sie häufig genug besucht und ob du eventuell noch eine zweite Hilfe für sie suchen sollst, für nachmittags zum Beispiel? Oder du erfindest irgendeine

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