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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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andere Ausrede, um Eveliens Arbeitszeiten herauszukriegen.«
    »Okay.« Nel dachte kurz nach. »Aber ich sollte besser nicht anrufen, solange Evelien da ist. Bleibst du dort auf deinem Posten? Oder musst du dir das Haus noch einmal anschauen?«
    »Ich sage dir Bescheid, sobald sie weg ist.«
    Ich fuhr ein paarmal zwischen dem Haus der Witwe und dem des Übersetzers hin und her. Bei der Witwe brauchte ich nur zu kontrollieren, ob Eveliens Auto noch da stand. In der Wikkestraat fuhr ich ein paarmal am Haus vorbei, parkte dann ein Stück weiter weg und spazierte unter meinem Regenschirm verborgen daran vorbei, um zu überprüfen, ob sie nicht doch eine Putzfrau hatten oder andere Leute bei ihnen ein und aus gingen.
    Es war eine ruhige Allee, in der keine alten Damen hinter den Gardinen versteckt vorbeigehende Herren neugierig anstarrten. Die Kinder waren in der Schule, die Eltern bei der Arbeit. Mütter brachten ihre Kleinen in den Hort oder zum Arzt, einige kamen und fuhren mit dem Auto weg oder schoben eilig Kinderwagen mit Regenhaube in Richtung Einkaufszentrum zwei Straßen weiter. Der Postbote kam um elf Uhr mit seinem ledertaschenbehängten Rollwagen vorbei. Bei den Nachbarn des Übersetzers ließ er seinen Wagen auf dem Bürgersteig stehen und klingelte mit einem Einschreiben. Während der Schulzeit geschah in der Wikkestraat wenig Aufregendes.
    Ich rief Nel an, als ich Evelien Alledins um zehn vor zwölf bei der Witwe aufbrechen sah. Sie war vor zwölf Uhr zu Hause, eine Viertelstunde bevor der Übersetzer und sein Sohn angeradelt kamen. Das Mädchen blieb in der Schule oder aß bei einer Freundin. Doch das einzig Wichtige war, dass bis zehn vor zwölf die Luft rein gewesen war. Ich fuhr zum Einkaufszentrum und parkte vor einem Café. Da bei uns in Rumpt das Telefon besetzt war, ging ich hinein, bestellte Kaffee und ein Käsebrötchen und las die Morgenzeitung.
    Eveliens Besuch bei der Witwe erwies sich in der Tat als ehrenamtliche Aufgabe. Wir hatten Glück. »Du kannst sie heute Nachmittag ruhig weiter beobachten, aber ich glaube, dass wir es riskieren können«, sagte CyberNel, als ich wieder im Auto saß. »Die Witwe ist zwar schlecht zu Fuß, will aber wie jede dickköpfige Witwe weiterhin alleine wohnen bleiben. Jeden Mittwochnachmittag kommt eine Altenpflegerin, ihre Töchter besuchen sie abwechselnd am Wochenende und Evelien kommt immer von zehn bis zwölf Uhr montags, dienstags, donnerstags und freitags. Die Witwe ist sehr zufrieden mit Evelien.«
    »Wir auch«, sagte ich. »Also sollten wir es morgen oder am Donnerstag versuchen. Morgen wäre mir recht.«
    »Mir auch«, sagte Nel.
    Am Dienstag regnete es stärker. Um Viertel vor neun war noch keine Spur von dem Übersetzer und seinen wasserdicht verpackten Kindern zu sehen und wir machten uns allmählich Sorgen. Schulstreik? Studientag?
    »Keine Panik«, meinte Nel. »Regenfrei gibt es nicht.«
    Um fünf vor neun kam die ganze Familie heraus, ohne Regensachen. Alle vier rannten zum Auto. Die Kinder kletterten auf den Rücksitz, die Frau setzte sich ans Steuer und der Übersetzer neben sie. Wir duckten uns, als Evelien in den Rückspiegel und über die Schulter schaute und rückwärts auf die Straße setzte.
    »Sie bringt sie nur schnell zur Schule«, sagte Nel. »Lass uns warten, sie kommt bestimmt gleich zurück.«
    »Hatte sie eine Tasche dabei?«
    »Ich habe nur die Schultaschen gesehen.«
    Wir warteten. Heute waren mehr Autos, dafür aber weniger Fahrräder unterwegs als gestern, und in der Straße stellte sich allmählich die typische ruhige Vormittagsatmosphäre ein.
    »Vielleicht geht sie unterwegs gleich einkaufen«, meinte Nel, als Evelien um halb zehn immer noch nicht zurückgekehrt war.
    Mich beschlich das ärgerliche Gefühl, dass der Regen unseren Plan durchkreuzte. Ich startete den Motor. »Lass uns doch mal eben nachsehen.«
    »Bei den Geschäften?«
    Ich schüttelte den Kopf und fuhr zu den altengerechten Häusern am anderen Ende des Viertels. Ich war noch nicht ganz in die Straße eingebogen, als ich Eveliens Auto schon dort stehen sah. »Mist. Nichts da von zehn bis zwölf. Sie kann genauso gut schon um elf Uhr nach Hause kommen.« Rasch fuhr ich zurück in die Wikkestraat.
    »Oder sie bleibt eine Stunde länger und holt auf dem Rückweg ihren Mann und die Kinder ab«, meinte Nel besänftigend.
    Diesmal hielt ich vor dem Haus an, am Ende der Gartenhecke. »Ich habe nicht gesehen, ob sie den Schlüssel hinter der Kachel versteckt

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