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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Rolle der berühmten Schriftstellerin geschlüpft und betrachtet Ein kleines Geschenk ganz und gar als ihr eigenes Werk. Dir ist doch klar, wie das auf psychischer Ebene funktioniert? Du hättest sie mal im Fernsehen sehen sollen.«
    »Du hast sie im Fernsehen gesehen?«
    »Ja, gestern Abend, in so einer Talkshow. Sie habe es schon seit Jahren mit sich herumgetragen und es in ihrem Inneren wachsen gefühlt und sie glaube an göttliche Inspiration, da sie das Buch schließlich in einem Schwung zu Papier habe bringen können. Sie ist schon längst an einem Punkt angelangt, an dem sie das alles selber glaubt. Sie wurde nur in dem Moment ein wenig nervös, als man sie nach ihrem nächsten Buch fragte. Das versetzt sie in Panik. Sie will keine Eintagsfliege sein, aber bis jetzt fällt ihr leider nicht viel mehr ein als Karen in ihrem luxuriösen Schlafzimmer.« CyberNel grinste voller Schadenfreude.
    Zwei Tage später hatte sie den passenden Köder gefunden. Es handelte sich um den zweiten Roman der viel versprechenden englischen Schriftstellerin Sara Baswin. Er hieß Hidden Strings und wurde unter dem Titel Kleine Geheimnisse im Winterkatalog eines großen niederländischen Verlages angekündigt, voraussichtliches Erscheinungsdatum Mitte Dezember. Der Name des Übersetzers stand dabei, Erik Alledins, der auch schon das erste Buch von Sara Baswin ins Niederländische übertragen hatte.
    »Einfach perfekt«, sagte CyberNel, als sie die englische Fassung gelesen hatte. »Es ist nur hundertfünfzig Seiten lang, genau wie das erste. Hast du das eigentlich mal gelesen?«
    Ich musste zugeben, dass ich mich in letzter Zeit auf Douglas Kennedy und John Lescroart beschränkt hatte. »Worum geht es in dem Buch?«
    »Um ein typisches Caroline-Thema. Es handelt von einem etwa elfjährigen Mädchen, dessen Eltern wie Hund und Katze sind, sich ständig streiten und anschreien und sich jeden Tag gegenseitig mit Scheidung drohen. Das Mädchen bekommt eine Lungenentzündung, muss ins Krankenhaus, schwebt in Lebensgefahr. In der Angst um ihre kleine Tochter vergessen die Eltern vorübergehend ihre Streitigkeiten. Dem Mädchen wird klar, dass das Familienleben nur so lange harmonisch ist, wie Vater und Mutter sich um sie Sorgen machen. Doch sie wird gesund, geht wieder zur Schule und die Streiterei geht von vorne los. Da entdeckt sie eine Methode, bei sich selbst hohes Fieber auszulösen, und sie macht sich absichtlich krank, damit ihre Eltern beisammen bleiben.«
    »Und dann leben sie glücklich bis an ihr Lebensende?«
    »Nein, natürlich nicht. So naiv ist Sara Baswin nicht, und Caroline wäre es genauso wenig. Nach zwei, drei Mal kommt der Vater dahinter, wie sie es anstellt, nämlich mit dem alten Wehrpflichtigentrick, sich Knoblauch unter die Achseln zu klemmen. In einem sehr humorvollen Kapitel nimmt der Gemüsehändler den Vater beiseite und erzählt ihm, dass seine Tochter ein Kilo Knoblauch gestohlen habe. Er wolle deswegen keinen großen Ärger machen, frage sich aber, was eine Elfjährige mit dem ganzen Knoblauch anfange. Der Vater findet den Knoblauch unter ihrem Bett, riecht an ihren Achseln et cetera. Der Mann besitzt weder Einfühlungsvermögen noch Humor und wird furchtbar böse. Die Mutter begreift, warum ihre Tochter das tut, und liebt sie dafür umso mehr. Doch der Vater beschuldigt seine Frau, mit der Tochter unter einer Decke zu stecken, und wirft dem Mädchen vor, es habe die durchtriebene Schläue seiner Mutter geerbt. Der Vater ist ein Mistkerl, genau wie die Vaterfigur in Ein kleines Geschenk übrigens. Er brennt mit einer Operettensängerin durch und das Mädchen bleibt allein mit seiner Mutter zurück.«
    Ich nickte. Das klang tatsächlich nach einem Caroline-Thema.
    Nel sagte: »Wenn ich aus der Operettensängerin ein Fotomodell mache, fällt Hedwige Larue garantiert darauf rein.«
    »Außer sie hat Sara Baswin gelesen.«
    Nel schüttelte den Kopf. »Wetten, das hat sie nicht? Die englischsprachige Taschenbuchausgabe ist noch nicht erschienen und außerdem hast du doch ihren Bücherschrank gesehen! Sie liest kaum, und wenn, dann niederländischsprachige Ausgaben. Die niederländische Übersetzung erscheint aber erst Mitte Dezember. Doch sie müsste jetzt schon fertig sein und beim Verlag lektoriert werden.«
    »Dann sollten wir es vielleicht beim Verlag versuchen.«
    Doch Nel hatte an alles gedacht. »Zu riskant. Die Polizei wird hinterher mit dem Staubkamm nach jedem Unbekannten fahnden, der mit welcher faulen

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