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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Kinder auf dem Spielplatz und der Mann ging in das Schulgebäude hinein.
    Ich hielt in der Allee davor an und gab Nel am Telefon den Namen der Schule durch. Ich beobachtete die Schülerlotsen, Mütter, die ihre Stoppschilder unter ihren Regencapes hervor in den Nieselregen hielten und mit herrischen Gebärden Kinder über die Straße und auf den Schulhof winkten.
    Männer, die allein im Auto sitzend an Spielplätzen herumlungern, ziehen rasch die Aufmerksamkeit auf sich, doch wir waren hier in der Provinz und ich sah keine Schülerlotsen-Mutter nach dem Handy greifen, um die Polizei zu alarmieren. Aus diesem Grund hatte ich die Stadt verlassen und war aufs Land gezogen. Weniger Verbrechen, weniger Paranoia. Doch auch weniger Arbeit natürlich.
    Nel rief ein paar Minuten später zurück. »Du kannst ruhig fahren. Der Mann ist dort Lehrer in der vierten Klasse«, meldete sie. »Das passt ja prima, das sind schon mal drei, über die wir Bescheid wissen.«
    Ich fuhr zurück zu dem Haus in der Wikkestraat. Offensichtlich war die Frau der Unsicherheitsfaktor. In dem Carport neben dem Haus am Ende der Auffahrt stand ein japanischer Kleinwagen. Wäre die Frau ebenfalls berufstätig gewesen, hätte sie sich bestimmt schon auf den Weg gemacht. Doch vermutlich war sie zu Hause, schüttelte gerade die Betten auf, räumte den Frühstückstisch ab, stellte den Abwasch in die Spülmaschine. Falls ihr Mann und die Kinder mittags nach Hause kamen, ging sie womöglich auch nachmittags nicht arbeiten. Zwar gab es heutzutage Kinderhorte und andere Einrichtungen im Überfluss, doch die Leute in dieser Gegend schienen dem gehobenen Mittelstand anzugehören. Sie führten ihren Haushalt selbst, stritten sich nicht allzu häufig, erledigten viele Arbeiten am Haus in Eigenregie, hielten ihren Garten in Ordnung und pflanzten ihre eigenen Salatköpfe und Tomaten an. Der Lehrer verdiente außerdem als Übersetzer dazu.
    Das Ganze war von A bis Z CyberNels Plan. Sie war ein paar Tage lang mit ihrem Computer und dem Telefon zugange gewesen, hatte das Boekblad im Internet nach den neuesten Verlegernachrichten durchforstet und sich durch Verlagskataloge gearbeitet. Noch bevor sie einen geeigneten Köder für die Larue gefunden hatte, hatte sie ihre geänderte Debrorah-Vrins-Adresse für eine erste E-Mail benutzt:
    Liebe Caroline, schade, dass du nichts mehr von dir hören lässt, ich weiß noch nicht einmal, ob dich meine Mails erreichen. Wir haben uns nie persönlich kennen gelernt und vielleicht hältst du mich für eine etwas aufdringliche alte Dame. Doch ich kann einfach nicht vergessen, was für ein großes Talent du besitzt. Ich kann verstehen, dass du es für vernünftiger hieltest, mit dem Kursus aufzuhören, weil du Tag und Nacht an deinem neuesten Buch arbeiten wolltest. Andererseits begreife ich deine Eile wiederum doch nicht so ganz, falls du vorhast, das Manuskript wieder nur auf deinem Computer abzulegen, weil du dich nicht traust, dich damit an einen Verleger zu wenden. Du hast mir einmal versprochen, mir einige Seiten zum Lesen zu geben, doch jetzt weiß ich noch nicht einmal, wovon deine Bücher handeln. Ich kenne nur diesen Titel, von dem du vor einem halben Jahr wissen wolltest, ob ich ihn als Buchtitel geeignet fände. Ich bin so gespannt und ich würde dir so gerne weiterhelfen! Ich habe da eine Idee, aber darüber erzähle ich dir in Kürze mehr.
    Liebe Grüße, Deborah.
    Die Nachricht war einfach gehalten und klang wie die logische Fortsetzung der E-Mails, die die echte Deborah ihrer Schülerin geschickt hatte und in denen sie ihr ans Herz legte, aus ihrem Talent etwas zu machen. Es kam keine Antwort darauf, aber damit hatte Nel auch nicht gerechnet.
    »Es könnte doch auch sein, dass sie nicht antwortet, weil sie weiß, dass Caroline gefunden wurde«, bemerkte ich.
    »Natürlich.« Wieder dachte Nel kurz nach und schüttelte dann den Kopf. Wie ich sie so zwischen ihren Computern und elektronischen Geräten sitzen sah, dachte ich bei mir, dass CyberNel die Detektivin des einundzwanzigsten Jahrhunderts war. Die Fahnder des zwanzigsten Jahrhunderts mussten mit Verwandten reden, den Verdächtigen vernehmen und mittels akribischer Untersuchung seines Hauses, seiner Bücherschränke und seiner Garderobe seinen Charakter mehr oder weniger zu ergründen versuchen. CyberNel brauchte sich nur ein Stündchen an ihren Computer zu setzen. »Nein«, erwiderte Nel. »Die Larue fühlt sich sicher. Sie ist längst mit Leib und Seele in die

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