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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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die
Geschichte ist, kann ich nicht sagen«, sagte Esterhase mit einer sehr
ungarischen Handbewegung, einem Drehen der gespreizten Hand von einer Seite zur
anderen. »Wer ist also Poljakow s Agent?«
    Diese
Frage, das sah Guillam, war Smiley sehr wichtig: er hatte alle vorhergegangenen
Karten nur ausgespielt, um zu ihr zu kommen. Während Guillam wartete - die
Augen bald auf Esterhase, der keineswegs so sicher war, bald auf Smileys
Mandarinsgesicht gerichtet —, dämmerte auch ihm allmählich, wie Karlas letzter
gekonnter Knoten geschürzt, und worum es bei seiner eigenen nervenaufreibenden
Audienz bei Alleline gegangen war. »Was ich Sie frage, ist ganz einfach«,
drängte Smiley. »Rein hypothetisch, wer ist Poljakows Agent im Circus? Mein Gott,
Toby, seien Sie doch nicht so vernagelt. Wenn Poljakow sich mit euch treffen
kann, weil er vorgibt, gegen den Circus zu spionieren, dann muß er einen Spion
im Circus haben, oder? Also, wer ist es? Poljakow kann nicht nach einem Treffen
mit euch zur Botschaft zurückkommen, beladen mit einem Haufen von Circus-Abfällen,
und sagen: das da hab' ich von den Jungen bekommen. Es muß eine Geschichte
aufgebaut sein, und zwar eine gute: ein ganzes Gewebe aus Umwerbung, Anwerbung,
heimlichen Zusammenkünften, Geld und Motiven. Stimmt doch? Lieber Gott, es ist
nicht bloß Poljakows Tarngeschichte: es ist seine Lebenslinie. Sie muß
durchgängig sein. Sie muß überzeugend sein; das ist wichtig. Also, wer ist es?«
erkundigte Smiley sich liebenswürdig. »Sie? Toby Esterhase verkleidet sich als
Spion im Circus, um Poljakow im Geschäft zu halten? Respekt, Toby, das ist eine
ganze Handvoll Orden wert.« Sie warteten, während Toby nachdachte.
    »Sie sind
auf einem verdammt langen Weg, George«, sagte Toby. »Was passiert, wenn Sie das
andere Ende nicht erreichen?«
    »Auch
nicht mit Lacon hinter mir?«
    »Dann
bringen Sie Lacon her. Und Percy; Bill. Warum halten Sie sich an den Kleinsten?
Gehen Sie zu den Großen und hacken Sie auf denen herum.«
    »Ich
dachte, Sie gehörten jetzt zu den Großen. Sie paßten
ausgezeichnet für die Rolle, Toby, ungarische Abstammung, Bitterkeit mangels
Beförderung, Zugang zu manchem, wenn auch nicht zu übermäßig vielem . . .
schneller Denker, auf Geld aus. . . mit Ihnen als seinem Agenten hätte Poljakow
eine Tarngeschichte, die hieb- und stichfest wäre. Die großen Drei geben Ihnen
die Abfälle, Sie reichen sie an Poljakow weiter, Moskau glaubt, Toby sei ganz
der ihre, jeder wird bedient, jeder ist zufrieden. Problematisch wird es erst,
wenn durchsickert, daß Sie Poljakow die Kronjuwelen ausgehändigt und dafür
russische Abfälle bekommen haben. Sollte sich tatsächlich herausstellen, daß
das der Fall war, dann werden Sie gute Freunde bitter nötig haben. Freunde wie
uns. Immer nach meiner Theorie - nur um sie zu Ende zu führen. Dieser Gerald
ist ein russischer Maulwurf, geführt von Karla. Und er hat den Circus
buchstäblich ausgeweidet.«
    Esterhase
sah ein bißchen krank aus. »Hören Sie, George. Falls Sie sich irren, dann
möchte ich mich nicht ebenfalls irren, verstehen Sie mich?«
    »Aber wenn
er recht hat, dann möchten Sie auch recht haben«, meldete Guillam sich nach
langer Zeit wieder zu Wort. »Und je eher Sie recht haben, um so glücklicher
werden Sie sein.«
    »Klar«,
sagte Toby, dem die Ironie völlig entgangen war. »Klar. Ich meine, George hat
die Sache sehr gut hingekriegt, aber, mein Gott, jeder hat seine zwei Seiten,
George, besonders ein Agent, und vielleicht haben Sie die falsche erwischt.
Passen Sie auf: wer hat jemals Witchcraft als Abfall
bezeichnet? Niemand, niemals.
    Es ist
Spitze. Dann kommt einer, der das Maul aufreißt und mit Dreck schmeißt, und
schon graben Sie halb London um. Verstehn Sie mich? Ich tu doch nur, was mir
gesagt wird, okay? Sie sagen, ich soll für Poljakow den Handlanger spielen, ich
spiele ihn. Bringen Sie ihm diesen Film, ich bring ihn ihm. Ich bin in einer
sehr gefährlichen Lage«, erklärte er. »Für mich tatsächlich sehr gefährlich.«
    »Das tut
mir leid«, sagte Smiley vom Fenster her, wo er aufs neue durch einen
Vorhangspalt den Platz beobachtete. »Muß beunruhigend für Sie sein.«
    »Äußerst«,
bestätigte Toby. »Ich kriege Magengeschwüre, kann nichts essen. Sehr mißliche
Lage.«
    Eine Weile
waren sie alle drei zu Guillams Erbitterung in schweigendem Mitgefühl mit Toby
Esterhases mißlicher Lage vereint.
    »Toby, Sie
lügen mich doch nicht an, was diese Babysitter betrifft,

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