Carre, John le
wie?« erkundigte sich
Smiley, der noch immer am Fenster stand.
»George,
drei Finger aufs Herz, ich schwör's Ihnen.«
»Was
würden Sie für solche kleinen Jobs verwenden? Autos?«
»Die Pflastertreter.
Bus bis zum Air Terminal, dann zu Fuß zurück.«
»Wie
viele?«
»Acht,
zehn. In dieser Jahreszeit vielleicht nur sechs. Eine Menge sind zur Zeit
krank. Weihnachten«, sagte er düster. »Und einen einzelnen Mann?«
»Niemals.
Sind Sie verrückt? Ein Mann! Glauben Sie, ich leite heutzutage ein
Bonbon-Geschäft?« Smiley ging vom Fenster weg und setzte sich wieder. »Hören
Sie George, was Sie sich da ausgedacht haben, ist furchtbar, wissen Sie das?
Ich bin Patriot. Herrje«, wiederholte Toby. »Welchen Job hat Poljakow in der
Londoner Außenstelle?« fragte Smiley. »Polly arbeitet solo.«
»Führt
seinen Meisterspion im Circus?«
»Klar. Er
ist von aller eigentlichen Arbeit dispensiert, sie geben ihm freie Hand, damit
er Toby managen kann, den Meisterspion. Wir besprechen alles, stundenlang sitze
ich mit ihm zusammen. >Hören Sie<, sage ich. >Bill verdächtigt mich,
meine Frau verdächtigt mich, meine Kinder haben Masern, und ich kann den Arzt
nicht bezahlen.< Eben den Mist, den Agenten so schwatzen, den schwatze ich
Poljakow vor, damit er ihn zu Hause für bare Münze verkaufen kann.«
»Und wer
ist Merlin?« Esterhase schüttelte den Kopf.
»Aber Sie
haben doch zumindest gehört, daß er in Moskau sitzt», sagte Smiley. »Und dem
sowjetischen Geheimdienst angehört?«
»Das haben
sie mir gesagt«, gab Esterhase zu. »Wodurch es Poljakow möglich ist, mit ihm
Verbindung zu halten. Im Interesse des Circus natürlich. Heimlich, ohne daß
seine eigenen Leute Verdacht schöpfen?«
»Klar.«
Toby stimmte erneut sein Klagelied an, aber Smiley schien Tönen zu lauschen,
die nicht im Zimmer waren. »Und Dame, König?«
»Herrgott,
ich weiß nicht, was das soll. Ich tue, was Percy anordnet.«
»Und Percy
hat angeordnet, daß Sie Jim Prideaux bestechen?«
»Klar.
Vielleicht war es Bill. Oder vielleicht Roy. Hören Sie, ich muß essen, George,
verstehen Sie? Ich bring mich nicht um Hals und Kragen, kapiert?«
»Es ist
die perfekte Fälschung: das sehen Sie doch, nicht wahr, Toby?« bemerkte Smiley
ruhig und ziemlich reserviert. »Nehmen wir an, es ist eine Fälschung.
Sie setzt jeden ins Unrecht, der im Recht ist: Connie Sachs, Jerry Westerby . .
. Jim Prideaux . . . sogar Control. Stopft den Zweiflern den Mund, noch ehe sie
ihn aufgemacht haben . . . die Abwandlungsmöglichkeiten sind zahllos, wenn
erst einmal die Grundlüge steht. Nämlich, daß die Moskauer Zentrale in dem
Glauben zu wiegen sei, sie habe eine wichtige Quelle im Circus; während
Whitehall um keinen Preis von eben dieser Ansicht Wind bekommen dürfe. Folgern
Sie logisch weiter, und Gerald brächte uns dazu, daß wir unsere eigenen
Kinder in ihren Betten erwürgen. Es würde wunderbar sein in einem anderen
Zusammenhang«, bemerkte er fast verträumt. »Armer Toby: ja, ich verstehe genau.
Was müssen Sie durchgemacht haben, zwischen so vielen Mühlsteinen.« Toby hatte
seine nächste Ansprache schon bereit: »Selbstverständlich, wenn ich irgend
etwas Praktisches tun kann, Sie kennen mich, George, ich helfe immer gern,
kein Problem. Meine Jungens sind gut ausgebildet, wenn Sie sie ausleihen
wollen, vielleicht können wir zu einer Einigung kommen. Natürlich muß ich
zuerst mit Lacon sprechen. Ich will nur eins, ich will diese Geschichte in
Ordnung gebracht haben. Zum Besten des Circus natürlich. Das ist alles, was
ich will. Das Wohl der Firma. Ich bin ein bescheidener Mensch, ich will nichts
für mich selber, okay?«
»Wo ist
dieses >sichere Haus< das Sie ausschließlich für Poljakow halten?«
»Nummer
fünf, Lock Gardens, Camden Town.«
»Mit einer
Haushälterin?«
»Mrs.
McCraig.«
»Früher
bei der Abhörabteilung?«
»Klar.«
»Sind dort
Abhöranlagen eingebaut?«
»Was
glauben Sie?«
»Millie
McCraig besorgt also das Haus und handhabt die Aufnahmegeräte.«
Das tue
sie, sagte Toby und duckte sich wachsam. »Sie werden sie nachher gleich anrufen
und ihr sagen, daß ich die Nacht über dort bleiben und die Anlage benutzen
möchte. Sagen Sie ihr, ich wurde mit einer Spezialaufgabe betraut, und sie hat
zu tun, was ich verlange. Ich werde gegen neun Uhr dort sein. Wie setzen Sie
sich mit Poljakow in Verbindung, wenn ein Blitztreffen vereinbart werden
soll?«
»Meine
Jungens haben ein Zimmer in Haverstock Hill. Polly fährt jeden
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