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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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ausgegraben, damit sie sie zum
Markt fahren konnte. Am Abend haben wir ein Kartenspielchen gemacht, und dann
ging's früh zu Bett.«
    »Ist er
allein fortgewesen?« fragte Smiley. »Nein, Sir.«
    »Hat er
das Telefon benutzt?«
    »Um Gottes
willen, nein, Sir, nicht solange ich in der Nähe bin, und bestimmt auch nicht,
solange Miss Ailsa da ist.« Ihr Atem hatte die Wagenfenster beschlagen, aber
Smiley wollte nicht, daß der Motor lief, und daher arbeiteten auch Heizung und
Entlüftung nicht.
    »Hat er
von seiner Tochter Danny gesprochen?«
    »Am
Wochenende die ganze Zeit. Jetzt hat sich's ein bißchen gelegt. Ich meine, er
hat sich die beiden sozusagen aus dem Gemüt geschlagen.«
    »Er hat
nicht davon gesprochen, sie wiederzusehen?«
    »Nein,
Sir.«
    »Nichts
über Vorbereitungen zu einem Treffen, wenn diese Geschichte hier vorüber ist?«
    »Nein,
Sir.«
    »Oder daß
er die beiden nach England holen will?«
    »Nein,
Sir.«
    »Und daß
er ihnen Papiere verschaffen will?«
    »Nein,
Sir.«
    Guillam
fiel gereizt ein: »Worüber hat er also gesprochen, Herrgott noch mal?«
    »Über die
russische Dame, Sir. Irina. Er liest gern in ihrem Tagebuch. Er sagt, wenn der
Maulwurf geschnappt wird, läßt er ihn vom Circus gegen Irina eintauschen. Dann
verschaffen wir ihr ein hübsches Plätzchen, Sir, wie es Miss Ailsa hat, aber
droben in Schottland, wo es noch hübscher ist. Er sagt, mich wird er auch nicht
vergessen. Gibt mir einen feinen Job im Circus. Er redet mir zu, ich soll eine
Fremdsprache lernen, dann hab' ich mehr Möglichkeiten.«
    Der
gleichmäßigen Stimme von hinten, aus dem Dunkeln, war nicht anzuhören, was Fawn
von diesem Rat hielt. »Wo ist er jetzt?«
    »Im Bett,
Sir.«
    »Schließen
Sie die Türen leise.«
    Ailsa
Brimley wartete in der Vorhalle auf sie: eine grauhaarige Sechzigerin mit
festem, gescheitem Gesicht. Sie war früher beim Circus, hatte Smiley gesagt,
eine von Lord Landsburys Codiererinnen während des Krieges, jetzt im
Ruhestand, aber noch immer großartig. Sie trug ein adrettes braunes Kostüm. Sie
schüttelte Guillam die Hand, sagte »Angenehm«, verriegelte die Tür, und als er
wieder nach ihr schaute, war sie verschwunden. Smiley ging die Treppe hinauf
voran. Fawn sollte auf dem unteren Absatz warten, falls er gebraucht würde.
    »Ich
bin's, Smiley«, sagte er und klopfte an Tarrs Tür. »Ich möchte ein bißchen mit
Ihnen plaudern.«
    Tarr öffnete
sofort. Er mußte sie kommen gehört und hinter der Tür gewartet haben. Er
öffnete sie mit der linken Hand, in der rechten hielt er den Revolver, und er
blickte an Smiley vorbei in den Korridor.
    »Ist nur
Guillam«, sagte Smiley. »Eben,« sagte Tarr. »Babies können beißen.« Sie traten
ein. Er trug Trainingshosen und eine Art billigen malaiischen Überwurf.
Kreuzwortkarten lagen über den ganzen Fußboden verstreut, in der Luft hing der
Geruch nach einem Curry-Gericht, das er sich auf einem Kocher zubereitet
hatte. »Tut mir leid, Sie zu belästigen«, sagte Smiley mit einer Miene
aufrichtigen Bedauerns. »Aber ich muß Sie nochmals fragen, was Sie mit diesen
Schweizer Notpässen angefangen haben, die Sie nach Hongkong mitkriegten.«
    »Warum?«
sagte Tarr schließlich.
    Seine
flotte Art war dahin. Das Gesicht zeigte Gefängnisblässe, er hatte abgenommen,
und während er auf dem Bett saß, den Revolver auf dem Kissen neben sich,
forschten seine Augen fieberhaft in den Zügen der beiden Männer, sein
Mißtrauen war grenzenlos.
    Smiley
sagte: »Hören Sie zu. Ich möchte Ihre Geschichte gern glauben. Nach wie vor.
Sobald wir das wissen, respektieren wir Ihr Privatleben. Aber wir müssen es
wissen. Es ist ungemein wichtig. Ihre ganze Zukunft steht und fällt damit.«
Und noch eine ganze Menge außerdem, dachte Guillam und beobachtete schweigend;
ein ganzes Bündel labyrinthischer Berechnungen hing an einem Faden, wenn
Guillam Smiley überhaupt kannte.
    »Ich hab'
schon gesagt, ich verbrannte sie. Die Nummern störten mich. Ich schätzte, daß
sie aufgeflogen waren. Hätte mir genausogut ein Schild um den Hals hängen
können: >Tarr, Ricki Tarr, steckbrieflich gesucht<, wie diese Pässe
benutzen.« Smileys Fragen kamen furchtbar langsam. Selbst Guillam konnte sie in
der tiefen Stille der Nacht kaum noch erwarten. »Womit verbrannten Sie die
Pässe?«
    »Das
dürfte doch wohl egal sein?«
    Aber
Smiley schien keine Lust zu haben, die Gründe für seine Fragen zu erläutern, er
ließ einfach das Schweigen seine Wirkung tun und war offenbar

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