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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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hölzernen Küchenstuhl, so schienen sie durch ihre
Bewegung das Licht ein Stück weit mitzunehmen, ehe es wieder zur Ruhe kam.
    Hätte
Guillam Tarr für sich allein gehabt, so wäre er bestimmt rauh mit ihm
umgesprungen. Seine Nerven waren in Hochspannung, auf der Herfahrt hatte er
hundertvierzig erreicht und Smiley mußte ihn scharf zur Ordnung rufen. Hätte
er Tarr für sich allein gehabt, er hätte die Wahrheit aus ihm herausgeprügelt
und notfalls Fawn als Verstärkung geholt; am Steuer hatte er klar vor Augen
gehabt, wie er die Tür des Hauses, wo Tarr sich aufhielt, öffnen und ihm
zunächst ein paar kräftige Ohrfeigen versetzen würde, mit herzlichen Grüßen von
Camilla und ihrem Ex-Gatten, dem trefflichen Doktor des Flötenspiels. Und
vielleicht hatte Smiley in der gemeinsamen Spannung dieser Reise auf telepathischem
Weg das gleiche Bild empfangen, denn das wenige, was er sagte, war deutlich
dazu bestimmt, Guillam zu beschwichtigen. »Tarr hat uns nicht belogen, Peter.
Nicht mit Worten. Er hat nur getan, was sämtliche Agenten auf der ganzen Welt
tun; er hat uns nicht die ganze Geschichte erzählt. Andererseits ist er ganz geschickt
gewesen.« Er war weit entfernt von Guillams übler Laune, ja, er schien sogar
seltsam zuversichtlich; seine Gelöstheit ging so weit, daß er sich erlaubte,
ein Bonmot von Steed-Asprey über die Kunst des Doppelspiels zu zitieren; irgend
so etwas wie, daß man nicht nach Perfektion streben solle, sondern nach
Vorteilen, was Guillam wiederum auf Camilla brachte. »Karla hat Uns in den
inneren Kreis reingelassen«, verkündete Smiley, und Guillam machte einen
schlechten Witz über den Kreisverkehr. Danach beschränkte sich Smiley darauf,
Anweisungen zu geben und den Außenspiegel im Auge zu behalten. Sie hatten sich
am Crystal Palace getroffen, wo Mendel sie mit einem Lieferwagen abgeholt
hatte. Sie fuhren nach Barnsbury, direkt in eine Karosseriewerkstatt am Ende
einer Kopfsteingasse, in der es von Kindern wimmelte. Dort wurden sie mit
gebändigtem Entzücken von einem alten Deutschen und dessen Sohn begrüßt, die
dem Lieferwagen die Nummernschilder abgenommen hatten, fast noch ehe sie ausgestiegen
waren, und sie zu einem hochfrisierten Vauxhall führten, der bereits zu - Ausfahrt durch die rückwärtige Tür bereitstand. Mendel blieb zurück, und mit
ihm die Testify-Akte, die Guillam in seinem Reisesack
aus Brixton mitgebracht hatte; Smiley sagte: »Zur A 2«. Es herrschte wenig Verkehr,
aber kurz vor Colchester gerieten sie hinter eine Schlange von Lastwagen, und
Smiley mußte Guillam befehlen, sich einzureihen. Einmal trafen sie einen alten
Mann, der mit dreißig auf dem Überholstreifen fuhr. Als sie ihn auf der
falschen Seite überholten, riß er das Steuer jäh zu ihnen herum, er war
betrunken oder krank oder einfach erschrocken. Und einmal stießen sie
unversehens auf eine Nebelwand, sie mußte vom Himmel herabgefallen sein.
Guillam fuhr mitten hindurch, wegen der Vereisung wagte er nicht zu bremsen.
Hinter Colchester wählten sie Nebenstraßen.
    Auf den
Ortsschildern standen Namen wie Little Horkesley, Wormingford und Bures Green,
dann hörten die Ortsschilder auf, und Guillam hatte das Gefühl, nirgendwo zu
sein. »Jetzt links und am Pförtnerhaus nochmals nach links. Fahren Sie, soweit
es geht, aber parken Sie nicht am Gitter.« Sie kamen zu einer Art Weiler, aber
man sah keine Lichter, keine Leute, keinen Mond. Als sie ausstiegen, fiel die
Kälte sie an, und Guillam roch einen Kricketplatz und Holzrauch und Weihnachten,
alles zugleich; er glaubte, niemals an einem so ruhigen oder so kalten oder so
abgelegenen Ort gewesen zu sein. Ein Kirchturm ragte vor ihnen auf, auf einer
Seite lief ein weißer Zaun entlang, und oben auf dem Hügel stand ein Gebäude,
das er für das Pfarrhaus hielt, ein niedriges, unregelmäßig angelegtes Haus,
teilweise mit Stroh gedeckt, er konnte den Giebelrand gegen den Himmel
ausmachen. Fawn erwartete sie: sobald sie standen, kam er zum Wagen und
kletterte schweigend in den Rücksitz. »Mit Ricki geht's heute vie l besser,
Sir«, meldete er. Er hatte offensichtlich in den letzten Tagen regelmäßig an
Smiley Meldung gemacht. Er war ein ausgeglichener, stiller Junge voller
Diensteifer, aber die übrige Brixton-Meute schien ihn zu fürchten, Guillam
wußte nicht, warum. »Nicht so nervös, entspannter würde ich sagen. Hat am
Vormittag seine Partie Billard gespielt, spielt gern Billard , der Ricki,
nachmittags haben wir für Miss Ailsa Tannen

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