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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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ein.
    »>Claus<, sagte er. >Tu,
was ich verlange, und du hast deine Schuld mir gegenüber abgetragen.< Er
nannte es eine Sex-Falle. Er wollte einen Mann in den Klub mitbringen, einen
Iwan, den er gut kannte, den er sich seit Jahren warm hielt, ein ganz besonderes
Schwein. Dieser Mann war das Ziel. Er nannte ihn: >Das Ziel<. Er
sagte, es sei die Chance seines Lebens, alles, worauf er seit jeher
gewartet habe. Die besten Mädchen, der beste Champagner, die beste Show. Für
eine Nacht, gratis und franko von Kretzschmar. Die Krönung seiner Bemühungen,
sagte er. Die Gelegenheit, alte Schulden abzutragen und ein bißchen Geld zu
machen. Er habe gesät, sagte er. Jetzt würde er ernten. Er versprach, daß
keinerlei Folgen zu befürchten seien. Ich sagte >kein Problem<. >Also,
Claus, ich möchte, daß du uns fotografierst<, sagt er zu mir. Ich sage
wieder >kein Problem<. Dann ist er gekommen und hat sein >Ziel<
mitgebracht.«
    Herrn Kretzschmars Erzählweise war
plötzlich ungewöhnlich schmucklos geworden. Abgehackt. In eine der Pausen ließ
Smiley eine Frage gleiten, die weit über den Gegenstand hinauspeilte, den sie
betraf.
    »In welcher Sprache unterhielten
sie sich denn?«
    Herr Kretzschmar zögerte, zog die
Stirn kraus und antwortete schließlich:
    »Zuerst gab sein Ziel vor, Franzose
zu sein, aber die Mädchen konnten nur ein paar Brocken französisch, also sprach
er deutsch mit ihnen. Aber mit Otto sprach er russisch. Er war unangenehm,
dieses Ziel. Er stank furchtbar, er schwitzte furchtbar und war auch in
gewissen anderen Beziehungen kein Gentleman. Die Mädchen wollten nicht bei ihm
bleiben. Sie sind zu mir gekommen und haben sich beklagt. Ich hab' sie
zurückgeschickt, aber sie murrten.«
    Es schien ihm peinlich zu sein.
    »Noch eine kleine Frage«, sagte
Smiley, als wieder ein Augenblick der Verlegenheit eintrat.
    »Bitte.«
    »Wie konnte Otto Leipzig
versprechen, daß keine Folgen zu befürchten seien, wo doch das Ganze vermutlich
auf eine Erpressung hinauslief.«
    »Das Ziel war nicht der Zweck«, sagte
Herr Kretzschmar, wobei er die Lippen schürzte, um diesem Punkt Nachdruck zu
verleihen. »Er war das Mittel.«
    »Das Mittel, zu jemand anderem zu
gelangen?«
    »Otto drückte sich nicht klar aus.
>Eine Sprosse auf der Leiter des Generals< war seine Rede. >Für mich,
Claus, genügt das Ziel. Das Ziel und später das Geld. Aber für den General ist
er nur eine Sprosse auf der Leiter. Für Max auch.< Aus Gründen, die ich
nicht verstand, hing die Bezahlung des Geldes auch davon ab, ob der General
zufrieden sein würde. Oder vielleicht auch Sie.« Er machte eine Pause, als
hoffe er, Smiley würde ihn aufklären. Was Smiley nicht tat. »Ich wollte weder
Fragen noch Bedingungen stellen«, fuhr Herr Kretzschmar fort und wählte seine
Worte mit noch strengerer Sorgfalt. »Otto und sein Ziel wurden durch den
Hintereingang eingelassen und direkt in ein Separee geführt. Wir haben dafür
gesorgt, daß nirgends der Name des Etablissements erschien. Kürzlich ist ein
Nachtklub am anderen Ende der Straße bankrott gegangen«, sagte Herr Kretzschmar
in einem Ton, der anzudeuten schien, daß ihm dieses Ereignis nicht völlig das
Herz gebrochen hatte. »Ein Lokal namens >Freudenjacht<. Ich hatte bei der
Versteigerung ein paar Dinge gekauft. Zündhölzer. Teller. Wir haben sie über
die Separees verteilt.«
    Smiley erinnerte sich an die
Buchstaben ACHT auf dem Aschenbecher des Fotos.
    »Können Sie mir sagen, worüber sich
die beiden Männer unterhielten?«
    »Nein.« Er korrigierte seine
Antwort. »Ich kann nicht russisch«, sagte er. Wieder machte er mit der Hand
diese wegwischende Bewegung. »Auf deutsch sprachen sie über Gott und die Welt.
Alles und jedes.«
    »Verstehe.«
    »Das ist alles, was ich weiß.«
    »Wie hat Otto sich verhalten? War
er immer noch so aufgeregt?«
    »Ich hatte Otto vorher nie im Leben
so gesehen. Er lachte wie ein Henker, sprach drei Sprachen auf einmal, war
nicht betrunken, aber ziemlich angeheitert, sang, riß Witze, was weiß ich. Das
ist alles, was ich weiß«, wiederholte Herr Kretzschmar verlegen. Smiley warf
diskret einen Blick auf das Beobachtungsfenster und auf die grauen Gehäuse der
Apparaturen. Er sah wieder auf Herrn Kretzschmars kleinem Bildschirm, wie die
weißen Körper jenseits der Wand sich lautlos umschlangen und trennten. Er sah
seine letzte Frage, erkannte ihre Logik, erahnte den Schatz der Erkenntnisse,
die sie versprach. Doch derselbe lebenslange Instinkt, der ihn bis

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