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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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vor seinem Haus sowie auf seinem Weg auf
und setzt dann das Mörderteam an, tötet ihn. Die klassische Methode. Warum also
nicht auch seine Wohnung durchsuchen? - Wladimir, ein Junggeselle, der in einem
Haus wohnte, wo dauernd Fremde aus- und eingingen? Warum nicht die Posten
heraufschicken, sobald er sich auf den Weg gemacht hatte? Weil sie wußten,
daß er es bei sich hatte, dachte Smiley. Und die Durchsuchung des Toten,
die der Superintendent als flüchtig bezeichnet hatte? Angenommen, sie waren
nicht gestört worden, sondern hatten bereits gefunden, was sie suchten?
    Er rief ein Taxi und sagte zum
Fahrer: »Bywater Street in Chelsea bitte, an der King's Road.«
    Nach Hause, dachte er. Ein Bad
nehmen, die Sache durchdenken. Rasieren. Sagen Sie ihm, ich habe zwei
Beweise und kann sie mitbringen.
    Plötzlich beugte er
sich vor, klopfte an die Trennscheibe und nannte ein neues Ziel. Als sie
wendeten, hielt der Motorradfahrer kreischend hinter ihnen an, stieg ab und
schob seine mächtige schwarze Maschine samt Beiwagen gemessen auf die
Gegenspur. Ein Herrschaftsdiener, dachte Smiley, der ihm zusah. Ein Herrschaftsdiener,
der den Teewagen hereinrollt. Mit durchgedrücktem Kreuz und ausgestellten
Ellbogen folgte er ihnen wie eine offizielle Eskorte durch die Außenviertel
von Camden, dann, immer noch in vorschriftsmäßigem Abstand, langsam hügelan.
Das Taxi hielt, Smiley beugte sich vor, um den Fahrpreis zu entrichten. In
diesem Augenblick zog die dunkle Gestalt feierlich an ihnen vorbei, die
ledergepanzerte Faust salutierend aus dem Ellbogen hochgewinkelt.
     
     

8
     
     
     
     
    Er stand an der Mündung der Allee
und spähte in den Tunnel aus Birkenbäumen, die wie eine Armee auf dem Rückzug
immer mehr im Dunst versanken. Die Dunkelheit war widerstrebend einem
Stubendämmer gewichen. Es hätte schon auf den Abend zugehen können: Teestunde
in einem alten Landhaus. Die Straßenlampen rechts und links von ihm waren
trübe Funzeln, die nichts erhellten. Die Luft war warm und schwer. Er hatte
erwartet, noch Polizisten zu sehen und eine abgesperrte Fläche. Er hatte
Journalisten und neugierige Gaffer erwartet. Es ist überhaupt nie passiert,
sagte er sich, als er langsam den Hang hinunterging. Ich habe den Schauplatz
kaum verlassen, da hat sich Wladimir, mit dem Stock in der Hand, vergnügt
aufgerappelt, sein grauenhaftes Make-up weggewischt und ist mit dem übrigen
Ensemble auf ein Bierchen zum Polizeirevier geflitzt.
    Stock in der Hand, wiederholte er für sich, und dachte dabei an etwas, das der
Superintendent zu ihm gesagt hatte. Linke Hand oder rechte Hand? »Kreidespur an
der linken Hand«, hatte Mr. Murgotroyd im Kastenwagen gesagt. »Daumen, Zeige-
und Mittelfinger.«
    Während er weiterging, wurde die
Allee immer dunkler und der Dunst dichter. Seine Schritte warfen ein blechernes
Echo voraus. Zwanzig Yards höher brannte braunes Sonnenlicht wie ein
schwelendes Freudenfeuer. Doch hier unten in der Senke hatte der Dunst sich zu
einem kalten Nebel verdichtet, und Wladimir war tot, ein für allemal. Er sah
Reifenspuren, wo die Polizeifahrzeuge geparkt hatten, bemerkte das Fehlen von
Laub und die unnatürliche Sauberkeit des Kieswegs. Was tun sie nur? fragte er
sich. Den Weg mit einem Schlauch abspritzen? Das Laub in ein paar von ihren
Plastikkopfkissen kehren?
    Seine Müdigkeit war einer
neuen geheimnisvollen Klarheit gewichen. Er schritt weiter die Allee entlang,
wünschte Wladimir guten Morgen und gute Nacht und kam sich dabei nicht
lächerlich vor, dachte intensiv nach über Reißzwecken und Kreide und
französische Zigaretten und Moskauer Regeln, hielt Ausschau nach einer
Blechhütte an einem Spielfeld. Der Reihe nach vorgehen, ermahnte er sich. Mit
dem Anfang beginnen. Laß die Gauloises auf ihrem Regal. Er kam zu einer
Wegkreuzung, überquerte sie, ging weiter hügelan. Zu seiner Rechten erschienen
Torpfosten und dahinter eine grüne, angerostete und anscheinend leere
Wellblechhütte. Er stapfte über das Spielfeld, wobei Regenwasser seine Schuhe
durchnäßte. Hinter der Hütte lief eine steile Schlammböschung entlang, auf der
die Kinder glatte Schlitterbahnen gezogen hatten. Er kletterte die Böschung hinauf,
drang in ein Dickicht und kletterte weiter. Der Nebel war noch nicht zwischen
die Bäume gedrungen, und als Smiley auf dem Hügelrücken ankam, war die Luft
klar. Es war noch immer niemand in Sicht. Er kehrte um und näherte sich durch
die Bäume der Hütte. Es war ein Blechschuppen, weiter nichts,

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