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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Smiley aufforderte, er möge jetzt »genau sagen, was Sie, praktisch gesehen,
von uns haben wollen, George, raus damit auf den Tisch des Hauses, und dann
wollen wir versuchen, eine Antwort auszuhecken«.
    Freudenbezeigung
wäre tödlich gewesen. Smiley schien das zu begreifen.
    »Erstens,
wir benötigen Rechte und Genehmigung, um auf dem Südostasien-Schauplatz zu
operieren - inoffiziell, so daß der Gouverneur seine Hände in Unschuld waschen
kann« - ein Blick hinüber zum Unterstaatssekretär - »und unsere Herren hier
ebenfalls; zweitens, um gewisse Recherchen im Inland durchzuführen.«
    Köpfe
fuhren in die Höhe. Das Innenministerium wurde plötzlich unruhig. Warum? Wer?
Wie? Welche Recherchen?
Wenn es sich um das Inland handle, müsse die Konkurrenz damit befaßt werden.
Pretorius vom Staatssicherheitsdienst befand sich bereits in Gärung.
    »Ko hat in
London Jura studiert«, beharrte Smiley. »Er hat hier Verbindungen,
gesellschaftlicher und geschäftlicher Art. Wir müßten sie selbstverständlich
unter die Lupe nehmen.« Er blickte Pretorius an. »Wir würden der Konkurrenz
unsere sämtlichen Ergebnisse zugänglich machen«, versprach er und fuhr in
seinem Ansuchen fort.
    »Nun zum
Geld: meine Eingabe enthält eine vollständige Aufschlüsselung der Summe, die
wir sofort benötigen, plus zusätzlicher Kostenvoranschläge für verschiedene
Eventualitäten. Schließlich bitten wir, sowohl auf lokaler als auch auf
Whitehall-Ebene, unsere Residentur in Hongkong wieder öffnen zu dürfen, um eine
vorgeschobene Basis für die Operation zu haben.« Betroffenes Schweigen
quittierte diesen letzten Punkt, und Guillam schloß sich dem allgemeinen
Erstaunen an. Nirgendwo, weder bei einer der vorbereitenden Diskussionen im
Circus noch bei Lacon hatte irgend jemand, auch Smiley nicht, die Frage
angeschnitten, ob High Haven wieder eröffnet oder eine Nachfolgeeinrichtung
geschaffen werden solle. Wiederum erhob sich großer Tumult.
    »Andernfalls«,
endete Smiley ungeachtet der Proteste, »das heißt, wenn wir unsere Residentur
nicht bekommen, so fordern wir zumindest Blankovollmacht, um unsere eigenen
unterirdischen Agenten in der Kolonie anzusetzen. Kein Einverständnis der
dortigen Stellen, sondern die Billigung und den Schutz Londons. Alle
existierenden Quellen sind nachträglich zu legitimieren. Schriftlich«, fügte er
mit einem harten Blick auf Lacon hinzu und erhob sich.
    Trübsinnig
nahmen  Guillam und Smiley erneut im Warteraum auf der gleichen lachsroten Bank
Platz, auf der sie schon vor Beginn gesessen hatten, Seite an Seite, wie Reisende,
die das gleiche Ziel haben.
    »Warum?« murmelte Guillam einmal, aber George Smiley Fragen
zu stellen, war an jenem Tag nicht nur ein Verstoß gegen den guten Geschmack,
sondern ausdrücklich durch das Warnschild verboten, das über ihnen an der Wand
hing. Noch dümmer hätte man nicht ausreizen können, dachte Guillam bedrückt. Du
hast die Vorstellung geschmissen, dachte er. Armes altes Wrack: eben doch aus
mit dir. Die einzige Operation, die uns wieder ins Spiel bringen könnte.
Habgier, das war's. Die Habgier eines alten Spions, der's eilig hat. Ich halte
zu ihm, dachte Guillam. Ich will mit dem sinkenden Schiff untergehn. Wir machen
zusammen eine Hühnerfarm auf. Molly kann die Buchhaltung übernehmen, und Ann
sich bukolischen Verquickungen mit den Landarbeitern überlassen. »Wie fühlen
Sie sich?« fragte er. »Es handelt sich nicht ums Fühlen«, erwiderte Smiley.
Besten Dank, dachte Guillam.
    Zwanzig
Minuten vergingen. Smiley hatte sich nicht bewegt. Sein Kinn war auf die Brust
gesunken, die Augen hielt er geschlossen, er hätte in ein Gebet vertieft sein
können. »Vielleicht sollten Sie einen Abend ausspannen«, sagte Guillam. Smiley
runzelte nur die Stirn.
    Ein Bote
erschien und forderte sie auf, in den Saal zurückzukehren. Lacon nahm jetzt
das Präsidium ein, sein Gebaren war das einer Aufsichtsperson. Enderby saß auf
dem übernächsten Platz und unterhielt sich flüsternd mit dem Waliser Hammer.
Pretorius blickte drohend wie eine Gewitterwolke, und seine namenlose Dame
schürzte die Lippen zu einem unbewußten Feindeskuß.
    Lacon
raschelte ruheheischend mit seinen Notizen und begann, wie ein pedantischer
Richter den detaillierten Wahrspruch des Ausschusses vorzulesen, ehe er das
Urteil verkündete. Das Schatzamt hatte energischen Protest eingelegt, zu Protokoll
genommen, wegen mißbräuchlicher Handhabung von Smileys Geschäftskonto. Smiley
solle zudem

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