Carre, John le
auseinanderliegenden
Bereichen, daran beteiligt. Aber wann genau sie den Plan faßten, sich Nelson
selber unter den Nagel zu reißen und mit welchen Mitteln - zum Beispiel über
das bewährte Verfahren einer konzertierten demarche auf
ministerieller Ebene in London -, wird man vermutlich nie erfahren. Es kann
indes, wie sich ja herausstellt, kein Zweifel darüber bestehen, daß Westerby
sich für sie als Glück im Unglück erwies: er lieferte ihnen den Vorwand, nach
dem sie gesucht hatten.
Und hatte
Smiley nun, tief im Innern, von der Verschwörung gewußt! War er
sich klar darüber, und hatte er diese Lösung insgeheim sogar begrüßt? Peter
Guillam, der inzwischen bereits gut drei Jahre in seinem Exil in Brixton Zeit
gehabt hat, sich seine Meinung zu bilden, behauptet, die Antwort auf beide
Fragen sei ein entschiedenes Ja. Es gibt
einen Brief, den George auf dem Höhepunkt der Krisis an Ann Smiley schrieb,
sagt Guillam, vermutlich während einer der langen Warteperioden in der
Isolierstation. Guillam stützte seine Theorie hauptsächlich auf diesen Brief.
Ann hat ihn ihm gezeigt, als er sie in Wiltshire aufsuchte, in der Hoffnung,
eine Versöhnung herbeiführen zu können, und im Lauf des Gesprächs, dem
allerdings kein Erfolg beschieden war, förderte Ann ihn aus ihrer Handtasche
zutage. Guillam behauptet, er habe einen Teil davon im Gedächtnis behalten und
sofort aufgeschrieben, als er wieder im Wagen saß. Und es steht fest, daß der
Stil des Schreibens bedeutend anspruchsvoller ist als alles, was Guillam je
hätte verfassen können.
Ich frage mich allen Ernstes und hoffentlich ohne jedes
Selbstmit leid, wie ich in
diesen gegenwärtigen Engpaß geraten konnte. Soweit ich mich zurückerinnere, wählte ich die geheime
Straße, denn sie schien
sich mir am direktesten und am weitesten dem Ziel meines Landes zu nähern. In jenen Tagen war der Feind
jemand, auf den man
hinzeigen, über den man in den Zeitungen lesen konnte. Heute weiß ich nur noch, daß ich gelernt habe, das
ganze Leben als eine
Verschwörung zu verstehen. Dies ist das Schwert, durch das ich gelebt habe, und
nun, da ich Umschau halte, sehe ich, daß ich auch durch dieses Schwert umkommen
werde. Wenn ich den Todesstoß empfangen soll,
so falle ich doch wenigstens von den Händen meiner Peers.
Wie
Guillam erläutert, ist dieser Brief typisch für Smileys Blaue Periode.
Heute, sagt
er, ist George fast wieder der alte. Dann und wann treffen er und Ann sich zum
Lunch, und Guillam persönlich ist überzeugt, daß sie eines Tages einfach wieder
zusammenkommen und beisammen bleiben. George spricht nie von Westerby. Und
Guillam tut es auch nicht, George zuliebe.
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