Carre, John le
daß dieses Opium, das Sie verkauft
haben, keineswegs Ihnen gehörte, sondern Ko, und daß. es für das chinesische
Festland bestimmt war. Nur daß Sie es vorzogen, sich zu verkrümeln.« Er fuhr
unbeirrt fort, während Ricardos Augen ihn über das Whiskyglas hinweg
beobachteten. »Nun, wenn dem so wäre, und wenn Ko den Ehrgeiz hätte, sagen wir,
das Opiumrauchen in China wiedereinzuführen - langsam, aber stetig neue Märkte
zu schaffen, Sie verstehen -, well, dann dürfte er es sich schätzungsweise einiges kosten lassen, daß diese
Meldung nicht auf den Titelseiten der Weltpresse erscheint. Aber auch das ist
noch nicht alles. Es bleibt noch ein weiterer, sogar noch einträglicherer
Aspekt.«
»Welcher denn, Voltaire?« fragte Ricardo und starrte ihn an, als hätte
er ihn im Visier seines Gewehres. »Von welchem anderen Aspekt sprechen Sie?
Würden Sie es mir bitte sagen.«
»Ich glaube, den behalte ich zunächst noch für mich«, sagte Jerry mit
offenem Lächeln. »Ich glaube, ich halte ihn warm, bis Sie mir eine kleine
Gegenleistung zukommen lassen.« Ein Mädchen kam lautlos mit Schüsseln voll Reis
und Zitronenbartgras und Hühnerfleisch. Sie war adrett und vollendet schön.
Man hörte Stimmen von unterhalb des Hauses, darunter auch Mickeys Stimme und
das Lachen des Babys. »Wer hat Sie hierher gebracht, Voltaire?« fragte Ricardo
zerstreut, nur halb aus seinem Nachsinnen erwacht. »Haben Sie einen verdammten
Leibwächter oder so?«
»Nur den Chauffeur.«
»Hat er Waffen?«
Als er keine Antwort erhielt, schüttelte Ricardo verwundert den Kopf.
»Sie sind mir ein verrückter Bursche«, bemerkte er und schickte das Mädchen mit
einer Handbewegung weg. »Sie sind wirklich ein verrückter Bursche.« Er reichte
Jerry eine Schüssel und Eßstäbchen. »Heilige Maria. Dieser Tiu ist ein ziemlich
harter Mann. Ich bin selber auch ein ziemlich harter Mann. Aber diese Chinesen
können sehr unangenehm werden, Voltaire. Wenn Sie sich mit einem Mann wie Tiu anlegen,
kommen Sie in Teufels Küche.«
»Wir kriegen sie schon klein«, sagte Jerry. »Wir nehmen englische
Anwälte. Wir ziehen die Sache so auf, daß nicht einmal ein Bischofskollegium
uns an den Karren fahren kann. Wir sammeln Zeugen. Charlie Marshall, Sie, jeden,
der etwas weiß. Geben für alles, was er gesagt und getan hat, Daten und Zeit
an. Wir zeigen ihm eine Kopie, und die anderen deponieren wir auf der Bahk, und
wir setzen eine Vertrag mit ihm auf. Unterschrieben, gesiegelt und
ausgefertigt. Alles höllisch legal. So hat er's gern. Ko ist versessen auf
Legalität. Ich habe Einblick in seine Geschäfte. Ich habe seine Bankauszüge
gesehen, ich kenne sein Kapitalvermögen. Die Geschichte ist schon jetzt recht
gut fundiert. Aber mit den anderen Aspekten, die ich erwähnte, dürfte sie mit
fünf Millionen nicht zu hoch bezahlt sein. Zwei für Sie. Zwei für mich. Eine
für Lizzie.«
»Für die? Gar nichts.«
Ricardo hatte sich über den Aktenschrank gebeugt. Er zog eine Schublade
auf und fing an, in ihrem Inhalt herumzustöbern, Schriftstücke und Briefe zu
studieren. »Waren Sie schon mal auf Bali, Voltaire?« Er setzte feierlich eine
Lesebrille auf, nahm wieder am Tisch Platz und begann das Studium der
Unterlagen. »Ich habe vor ein paar Jahren dort Grund gekauft. Ein Geschäft abgeschlossen.
Ich schließe viele Geschäfte ab. Ich gehe, reite, ich habe eine Honda dort, ein
Mädchen. In Laos bringen wir alle um, in Vietnam machen wir verbrannte Erde,
also kaufe ich dieses Land auf Bali, ein Stück Land, das wir ausnahmsweise
nicht verbrennen, und ein Mädchen, das wir nicht umbringen, verstehen Sie, was
ich meine? Fünfzig Morgen Gestrüpp. Hier, kommen Sie hierher.« Jerry lugte über
seine Schulter und sah die Vervielfältigung eines Lageplans, eine Landenge, in
viele numerierte Bauparzellen aufgeteilt, und in der linken unteren Ecke die
Worte »Ricardo & Worthington GmbH, Niederländische Antillen.«
»Werden Sie mein Geschäftspartner, Voltaire. Wir betreiben diese Sache
da gemeinsam, okay? Bauen fünfzig Häuser, behalten jeder eines für sich, nette
Leute, setzen Charlie Marshall als Manager hin, holen uns ein paar Mädchen
zusammen, machen vielleicht eine Kolonie, Künstler, manchmal Konzerte: Mögen
Sie Musik, Voltaire?«
»Ich brauche harte Fakten«, sagte Jerry energisch. »Daten, Zeitangaben,
Ortsangaben, Zeugenaussagen. Wenn Sie es mir erzählt haben, will ich mit Ihnen
verhandeln. Ich werde Ihnen diese anderen Aspekte erklären - die
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