Carre, John le
die er aus dem Schrank
genommen hatte, und ein paar alte Nummern von Playboy zurück.
»Halten wir uns eigens für englische Gentlemen, die keinen Finger
gerührt haben, uns zu helfen«, erklärte er herzlich. »Sehr aufmerksam von
Ihnen«, sagte Jerry. »Jetzt geh ich und schicke Ihren Brief heim zur Mammi.
Übrigens, wie geht's der Queen?«
Masters schloß nicht ab, aber als Jerry die Tür probierte, war sie
nicht zu öffnen. Die Fenster, die auf den Flugplatz hinausgingen, hatten
undurchsichtige Doppelscheiben. Auf der Rollbahn landeten und starteten
Flugzeuge, ohne daß man einen Laut hörte. So versuchten sie, den Krieg zu
gewinnen, dachte Jerry: aus schalldichten Räumen heraus, hinter
undurchsichtigem Glas, mit allen Maschinen in Reichweite. So haben sie ihn
verloren. Er trank, er empfand nichts. Es ist also vorbei, dachte er, das war
alles. Was würde seine nächste Station sein? Charlie Marshalls alter Herr?
Kleine Spritztour durch die Shan-Staaten, Plauderstündchen mit den
Leibwächtern des Generals? Er wartete, seine Gedanken drängten sich formlos. Er
setzte sich, dann legte er sich aufs Sofa und schlief eine Weile, wie lange,
wußte er nicht. Er erwachte jäh, als die Tonbandmusik einsetzte, die
gelegentlich von Wald-und-Wiesendurchsagen unterbrochen wurde. Würde Captain
Soundso dies oder jenes tun? Einmal wies der Sprecher auf die Möglichkeit zur
Weiterbildung hin. Dann auf preisgünstige Waschmaschinen. Einmal kam ein Gebet.
Die Krematoriumsstille und die Musik machten Jerry so nervös, daß er im Zimmer
auf und ab lief.
Er ging hinüber zum anderen Fenster, und im Geist sah er Lizzies
Gesicht neben seiner Schulter, wie damals das Gesicht der Waise. Er trank noch
einen Schluck Whisky. Ich hätte im Lastwagen schlafen sollen, dachte er. Ich
hätte überhaupt mehr schlafen sollen. Also haben sie den Krieg schließlich doch
verloren. Der Schlaf hatte ihm nicht gut getan. Es schien lange her zu sein,
daß er nicht mehr so geschlafen hatte wie früher. Seit Old Frosti war es aus
damit. Seine Hand zitterte: Herrje, sieh dir das an. Er dachte an Luke. Zeit,
daß wir wieder mal zusammen auf den Schwoof gehen. Er muß jetzt wieder zurück
sein, wenn es ihn nicht erwischt hat. Muß mein Hirn ein bißchen zur Ruhe
bringen, dachte er. Aber das Hirn machte sich in letzter Zeit gern selbständig.
Ein bißchen zu oft, genau gesagt. Muß es an die Kandarre nehmen, sagte er sich
streng. Mann. Er dachte an Ricardos Granaten. Beeil dich, dachte er. Los, wir
müssen uns entscheiden. Wohin jetzt? Wer kommt als nächster dran? Sein Gesicht war trocken und heiß,
und seine Hände waren feucht. Sein Kopf schmerzte über den Augen. Verdammte
Musik, dachte er. Gottverdammte Weltuntergangsmusik. Er suchte fieberhaft
herum, ob man sie nicht irgendwo abstellen konnte, als er Masters unter der Tür
stehen sah, einen Umschlag in der Hand und Leere im Blick. Jerry las das
Telegramm. Masters ließ sich wieder auf die Sessellehne nieder.
»>Junge, komm bald Wieden«, sang Masters und äffte seinen eigenen Südstaatenakzent nach. »>Komm
direkt nach Haus. Nicht erst noch zweihundert Dollar kassieren.« Die Vettern
werden Sie nach Bangkok fliegen. Von Bangkok fliegen Sie unverzüglich weiter
nach London in England, nicht, wiederhole, nicht London in Ontario, mit einer Maschine Ihrer Wahl.
Unter keinen Umständen kehren Sie nach Hongkong zurück. Ausgeschlossen! Nein,
Sir! Mission beendet, Junge. Danke, gut gemacht. Ihre Majestät ist entzückt. Also flugs heim zum
Abendbrot, es gibt Maisgrütze und Truthahn und Blaubeerkuchen. Hört sich an wie
eine Bande Tanten, für die Sie da arbeiten, Mann.« Jerry las das Telegramm ein
zweites Mal. »Maschine nach Bangkok startet eins, eins, null, null«, sagte
Masters. Er trug seine Armbanduhr mit dem Zifferblatt nach innen, so daß sie
die Zeit nur für ihn anzeigte. »Hören Sie?« Jerry grinste: »Entschuldigung,
altes Haus. Langsamer Leser. Vielen Dank. Zu viele große Worte. Muß das alte
Hirn ganz schön arbeiten. Hören Sie, ich hab meine Sachen im Hotel gelassen.«
»Meine Hausboys stehen Eurer Königlichen Hoheit zur Verfügung.«
»Danke, aber wenn's Ihnen nichts ausmacht, möchte ich lieber den offiziellen
Kanal vermeiden.«
»Wie Sie wünschen, Sir, ganz wie Sie wünschen.«
Am Tor stehen Taxis. Hin und zurück in einer Stunde. »Danke«, wiederholte
er.
»Wir haben Ihnen zu danken.«
Zum Abschied lieferte der Sarratt-Mann ein smartes Beispiel von
Verfahrenstechnik. »Darf
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