Carre, John le
oder
sogar nur mittels einer rostigen Alarmglocke ihren Kurs halten.«
»Murphy,
wie zum Teufel stellen sie das an?« rief
Martello. »Leine mit einem Bleilot und Wachs daran, Sir. Sie loten den Grund
aus, und an dem, was an dem Wachs hängen bleibt, erkennen sie, wo sie sind.«
»Na,
umständlicher geht's wohl nicht mehr«, erklärte Martello. Ein Telefon
klingelte. Martellos zweiter Gehilfe nahm den Hörer ab, lauschte, dann legte er
die Hand über die Sprechmuschel. »Quarry Worth kommt gerade zurück, Sir«, sagte
er zu Smiley. »Observierte fuhr eine Stunde lang herum, jetzt hat sie den Wagen
hinter dem Häuserblock abgestellt. Mac sagt, es hört sich an, als würde sie
Badewasser einlaufen lassen, also will sie vielleicht später noch ausgehen.«
»Und sie
ist allein«, sagte Smiley unbewegt. Es war eine Frage. »Ist sie allein in der
Wohnung, Mac?« Er lachte bellend auf. »Würde dir so passen, du Halunke. Ja, Sir, die Dame ist ganz allein im Bad, und Mac sagt, wann
kriegen wir endlich Video. Singt die Dame
in der Badewanne, Mac?« Er legte auf. »Sie singt nicht.«
»Murphy,
weiter im Text«, fauchte Martello. Smiley sagte, er möchte die Pläne für das
Eingreifen nochmals durchgehen.
»Klar
George! Bitte! Es ist doch Ihre Show!«
»Vielleicht
könnten wir uns nochmals der großen Karte der Insel Po Toi zuwenden, ja? Und
dann könnte Murphy es noch einmal Zug um Zug erklären, wenn's recht ist.«
»Recht,
George, recht!« rief
Martello, und Murphy begann von neuem, jetzt wieder mit dem Zeigestock in der
Hand. »Die Posten von Navy Int. sind hier, Sir. In ständiger Wechselverbindung
mit der Basis, Sir. Keinerlei Posten innerhalb von zwei Seemeilen rings um die
Landezone. Navy Int. benachrichtigt die Basis, sobald Kos Jacht wieder Kurs auf
Hongkong nimmt, Sir. Eingreifen geschieht durch reguläres britisches
Polizeiboot, wenn Kos Jacht in den Hafen einläuft. US liefert lediglich
operative Hilfestellung und hält sich bereit, falls unvorhergesehene Situation
eintreten sollte.«
Smiley
bekräftigte jedes Detail mit einem pedantischen Kopfnicken.
»So wie
die Dinge stehen, Marty«, warf er an einer Stelle ein, »kann Ko doch, wenn er Nelson einmal ah Bord hat,
nirgendwo anders hinfahren, wie? Po Toi liegt direkt an der Grenze der
chinesischen Hoheitsgewässer. Also heißt es für ihn: wir oder gar nichts.«
Eines
schönen Tages, dachte Guillam, während er zuhörte, wird George eines von zwei
Dingen passieren. Entweder er hört auf, sich um alles Gedanken zu machen, oder
er geht an der Widersprüchlichkeit des Ganzen zugrunde. Wenn er aufhört, sich
um alles Gedanken zu machen, ist er nur noch halb soviel wert. Wenn nicht, dann
würde ihm das Herz vor Anstrengung brechen, die Erklärung für unser Tun zu
finden. Smiley selber hatte einmal, in einem unseligen inoffiziellen Gespräch
mit seinem Stab, das Dilemma in Worte gefaßt, und Guillam bewahrte die
peinliche Erinnerung bis auf den heutigen Tag. Mit unmenschlichen Mitteln unsere Menschlichkeit verteidigen, Härte zeigen im Kampf um das
Mitgefühl, Intoleranz im Kampf um unsere Meinungsvielfalt, hatte er
gesagt. In einem regelrechten Protestmarsch hatten sie Mann für Mann den Raum
verlassen. Warum konnte George nicht einfach seine Arbeit tun und die Klappe
halten, anstatt sein Credo an die große Glocke zu hängen und daran
herumzurubbeln, bis die schwachen Stellen zum Vorschein kamen? Connie hatte
Guillam sogar einen russischen Aphorismus ins Ohr geflüstert, von dem sie
behauptete, er stamme von Karla. »Es wird keinen Krieg geben, nicht wahr,
Peter, darling«, hatte sie
tröstend gesagt und seine Hand gedrückt, als er sie durch den Korridor stützte.
»Aber im Kampf um den Frieden wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Recht
hat er gehabt, der alte Fuchs, aber wetten, daß das Collegium ihm auch hierfür
keinen Dank wußte.«
Ein Plumps
ließ Guillam herumfahren. Fawn hatte wieder einmal seinen Kinositz gewechselt.
Als Guillam ihn ansah, blähte Fawn die Nüstern zu einer unverschämten Grimasse.
»Er ist übergeschnappt«, dachte Guillam schaudernd. Auch um Fawn sorgte Guillam
sich jetzt ernstlich, wenn auch aus anderen Gründen. Vor zwei Tagen hatte Fawn
in Guillams Anwesenheit einen widerlichen Zwischenfall verursacht. Smiley war
wie üblich allein ausgegangen. Um die Zeit totzuschlagen, hatte Guillam einen
Wagen gemietet und war mit Fawn zur chinesischen Grenze gefahren, wo Fawn über
die geheimnisvollen Berge gekichert und geprustet
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