Carre, John le
hatte. Auf der Rückfahrt
mußten sie an einer Verkehrsampel irgendwo auf dem Land stoppen, als ein junger
Chinese auf einer Honda sich neben ihren. Wagen schob. Guillam saß am Steuer,
Fawn neben ihm. Das Fenster auf Fawns Seite war heruntergedreht, er hatte die
Jacke ausgezogen und den linken Arm auf den Rahmen gestützt, so daß er die neue
goldene Armbanduhr bewundern konnte, die er sich in der Ladengalerie des Hilton
gekauft hatte. Als sie anfuhren, ließ es sich der Chinesenjunge zu seinem
Unglück einfallen, nach der Uhr zu grabschen, aber Fawn war viel zu schnell für
ihn. Er packte seinerseits das Handgelenk des Jungen, hielt es fest und zog
ihn, der sich vergebens loszureißen suchte, samt Honda neben dem Wagen her.
Guillam war etwa fünfzig Yards gefahren, ehe er merkte, was vorging, dann hielt
er sofort an, worauf Fawn nur gewartet hatte. Fawn sprang heraus, ehe Guillam
ihn festhalten konnte, hob den Jungen aus dem Sattel der Honda, zerrte ihn an
den Straßenrand und brach ihm beide Arme; dann kehrte er lächelnd zum Wagen
zurück. Da Guillam Heidenangst vor einem Skandal hatte, fuhr er schleunigst
weg, während der Junge schreiend zurückblieb und seine herabbaumelnden Arme anstarrte.
Als sie in Hongkong ankamen, war Guillam fest entschlossen, Fawn unverzüglich
bei George zu verklagen, aber zu Fawns Glück wurde es acht Uhr, ehe Smiley
auftauchte, und Guillam vermutete, daß George inzwischen für den Moment genug
habe. Wieder klingelte ein Telefon, diesmal das rote. Martello nahm den Anruf
persönlich entgegen. Er lauschte eine Weile und brach dann in lautes Lachen
aus.
»Sie haben
ihn gefunden«, sagte er zu Smiley und hielt ihm den Hörer hin.
»Wen?«
Der Hörer
schwebte zwischen ihnen.
»Ihren Mann, George. Ihren Weatherby.«
»Westerby«
berichtigte Murphy, und Martello schleuderte ihm einen giftigen Blick zu.
»Sie haben
ihn« sagte Martello.
»Wo ist
er?«
»Wo war er, wollen Sie sagen! George, er hat sich in zwei Puffs
droben am Mekong gründlich ausgetobt. Wenn unsere Leute nicht übertreiben, dann
ist er die heißeste Nummer, seit Barnums Elefantenbaby anno 49 die Stadt
verließ!«
»Und wo
ist er jetzt, bitte?«
Martello
drückte ihm den Hörer in die Hand. »Am besten lassen Sie sich die Meldung
selber vorlesen, okay? Er soll den Fluß überquert haben oder so.« Er wandte
sich zu Guillam um und zwinkerte. »In Vientiane soll's auch ein paar Plätzchen
geben, wo er sich betätigen könnte«, sagte er und lachte lang und herzhaft,
während Smiley geduldig dasaß, den Telefonhörer am Ohr.
Jerry
suchte sich ein Taxi mit zwei Seitenspiegeln und setzte sich neben den Fahrer.
In Kaulun mietete er bei der größten Firma, die er finden konnte, einen Wagen.
Er zeigte den Fluchtpaß und den dazugehörigen Führerschein vor, weil er
blitzschnell überlegt hatte, daß der falsche Name sicherer sein könnte, wenn
auch nur für eine Stunde. Als er die Midlevels hinauffuhr war es dämmrig, es
regnete noch immer, und um die Neonlampen, die den Abhang beleuchteten,
schwebten riesige Monde. Er fuhr am amerikanischen Konsulat vorbei und zweimal
an Star Heights, in der vagen Erwartung, Sam Collins zu sehen, und beim
zweitenmal glaubte er mit Sicherheit, ihre Wohnung ausfindig gemacht zu haben.
Das Licht brannte: ein eleganter italienischer Kunstleuchter, soviel man sah,
hing hinter dem Panoramafenster, dreihundert Dollar Angabe. Auch das
Mattglasfenster des Badezimmers war erleuchtet. Als er zum drittenmal
vorbeikam, sah er sie, wie sie einen Umhang um die Schultern schlug, und sein
Instinkt oder etwas an der Förmlichkeit ihrer Bewegung sagte ihm, daß sie sich
auch heute für einen abendlichen Ausgang rüstete, aber diesmal war sie in
großer Aufmachung.
Sooft er
sich den Gedanken an Luke erlaubte, legte sich ein schwarzer Schleier über
seine Augen, und er stellte sich vor, daß er etwas Edles, Sinnloses tun werde,
zum Beispiel Lukes Angehörige in Kalifornien anrufen oder den Zwerg im Büro
oder sogar, zu welchem Zweck auch immer, den Rocker. Später, dachte er. Später,
so gelobte er sich, würde er Luke gebührend betrauern. Er glitt langsam die
Auffahrt des Hauses hinauf bis zum Fahrstreifen vor dem Parkplatz. Der
Parkplatz war dreireihig angelegt, und Jerry kurvte herum, bis er den roten
Jaguar entdeckte. Er stand in einer sicheren Ecke, die durch eine Kette
abgetrennt war, damit kein unvorsichtiger Nachbar dem funkelnden Lack zu nahe
kommen könnte. Das Steuerrad war mit imitiertem
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