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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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vom
Dröhnen der Motoren. Ein Hupkonzert setzte ein. Zum alles durchdringenden Nebel
kam nun noch der Gestank der Auspuffgase. Fawn schloß sein Fenster. Der Lärm
schwoll an und wurde von den Wänden zurückgeworfen, bis der Wagen im Takt
bebte. Jerry hielt sich die Ohren zu. »Tut mir leid, altes Haus. Glaube, mir
wird wieder schlecht.« Aber diesmal beugte er sich nach Fawns Seite, der mit
einem unterdrückten »Dreckschwein« hastig sein Fenster wieder herunterkurbeln
wollte, als Jerrys Kopf in seinen Kiefer krachte und Jerrys Ellbogen ihm in die
Leisten fuhr. Für Guillam, der zugleich steuern und sich hätte wehren müssen,
hatte Jerry einen Handkantenschlag auf die Stelle zwischen Schultergelenk und
Schlüsselbein vorgesehen. Er fing mit völlig entspanntem Arm an und legte erst
im allerletzten Moment seine ganze Kraft in den Hieb. Der Aufschlag hob Guillam
vom Sitz, er schrie auf, und der Wagen schwang nach rechts. Fawn hatte einen
Arm um Jerrys Hals geschlungen und versuchte mit der anderen Hand, Jerrys Kopf
darüberzubiegen, womit er ihn zweifellos getötet hätte. Aber in Sarratt wird
ein Spezialschlag auf engstem Raum gelehrt, die sogenannte Tigerpranke, wobei
man den Handballen von unten nach oben gegen die Luftröhre des Gegners sausen
läßt, den Arm angewinkelt und die Finger straff nach hinten gereckt. Diesen
Schlag führte Jerry jetzt, und Fawns Kopf fuhr mit solchem Schwung ins
Rückfenster, daß die Sicherheitsscheibe sternförmig barst. Die beiden
Amerikaner im Mercedes hielten die Blicke starr nach vorn gerichtet, als führen
sie zu einem Staatsbegräbnis. Jerry überlegte, ob er Fawns Luftröhre mit Finger
und Daumen abpressen sollte, aber es schien nicht nötig zu sein. Er schnappte
sich seine Waffe aus Fawns Hosenbund und öffnete die rechte Tür. Guillam warf
sich verzweifelt auf ihn und riß den Ärmel seines getreuen, aber sehr alten
blauen Anzugs bis zum Ellbogen auf. Jerry hieb ihn mit der Pistole auf den Arm
und sah, wie sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. Fawn kriegte ein Bein
durch die Tür, aber Jerry schmetterte sie mit aller Kraft zu und hörte ihn
nochmals »Dreckschwein«! schreien, und danach rannte er einfach zurück in
Richtung Stadt, gegen den Strom der Fahrzeuge. Er sprang und schlängelte sich
zwischen den eingepferchten Wagen hindurch, schoß aus dem Tunnel und den Hügel
hinauf, bis er zu dem kleinen Schilderhäuschen kam. Er glaubte, Guillam
schreien zu hören. Er glaubte, einen Schuß zu hören, aber es konnte auch eine
Fehlzündung gewesen sein. Seine Leiste schmerzte unwahrscheinlich, aber es war,
als beschleunigte der Schmerz sein Tempo. Ein Polizist schrie vom Straßenrand
herüber, ein anderer breitete die Arme aus, aber Jerry fegte ihn beiseite, und
sie gewährten ihm die Narrenfreiheit des Rundauges. Er rannte, bis er ein Taxi
fand. Der Fahrer konnte nicht Englisch, und er mußte ihm den Weg weisen:
»Genau, altes Haus. Dort rauf. Links, du verdammter Idiot. Genau . . .« Bis sie
bei ihrem Häuserblock ankamen.
    Er wußte
nicht, ob Smiley und Collins noch in der Wohnung waren oder ob Ko inzwischen
aufgekreuzt war, womöglich mit Tiu, aber zu Rätselspielen war sehr wenig Zeit.
Er klingelte nicht an der Tür, denn er wußte, daß die Mikrophone das Klingeln
aufnehmen würden. Statt dessen fischte er eine Karte aus der Brieftasche,
kritzelte etwas darauf, schob sie durch den Briefschlitz und wartete kauernd,
zitternd und schwitzend wie ein Karrengaul, während er auf ihre Schritte
lauschte und die Hände auf die Leisten preßte. Er wartete eine Ewigkeit, dann
öffnete sich endlich die Tür, und sie stand vor ihm und starrte ihn an, während
er versuchte, sich aufzurichten.
    »Mein
Gott, Sir Galahad«, flüsterte sie. Sie trug kein Make-up, und Ricardos
Krallenspuren waren tief und rot. Sie weinte nicht; er glaubte nicht, daß sie
je weinte, aber ihr Gesicht wirkte älter als alles übrige an ihr. Ehe er etwas
sagte, schob er sie in den Korridor, und sie leistete keinen Widerstand. Er
wies zur Tür, die auf die Feuertreppe führte.
    »Wir
treffen uns draußen in genau fünf Sekunden, verstanden?
    Keine Telefonanrufe, keinen Krach beim Weggehen, und keine blöden Fragen. Warm anziehen. Los jetzt, altes
Haus. Nicht gefackelt. Bitte.«
    Sie
blickte ihn an, seinen zerfetzten Ärmel, das schweißnasse Jackett, die
Haarsträhne, die ihm übers Auge hing. »Die Wahl heißt: mich oder gar nichts«,
sagte er. »Und glaub mir, es ist ein riesengroßes

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