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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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nur
andeutungsweise bekannt. Craw hatte ihm nur gesagt, was er unbedingt wissen
mußte: Nelson hat Zugang zu den Kronjuwelen
von Peking, Ehrwürden. Wer Nelson zu fassen kriegt, hat sich selber und seinem
edlen Geschlecht unsterbliches Verdienst erworben.
    Sie
umrundeten den Hafen und hielten auf den Tunnel zu. Von Seehöhe aus wirkte der
amerikanische Flugzeugträger seltsam klein vor der fröhlichen Kulisse von
Kaulun. »Wie wird Ko ihn übrigens rausholen?« fragte er Guillam beiläufig. »Mit
dem Flugzeug wird er's nicht noch einmal versuchen, soviel steht fest. Dafür hat Ricardo gesorgt, wie?«
    »Rauskitzeln«,
fauchte Guillam. Das war dumm von ihm, dachte Jerry triumphierend, er hätte
nichts sagen dürfen, hätte die Klappe halten müssen.
    »Soll er
vielleicht schwimmen?« fragte Jerry. »Nelson durchquert Miss Bay. Dos ist doch
nicht Drakes Stil, wie? Und überhaupt ist Nelson zu alt dafür. Würde erfrieren,
sogar wenn die Haifische das Beste an ihm dranließen. Wie wär's mit dem
Schweinetreck; wie wär's, wenn er mit den Grunzern rauskäme? Tut mir leid, daß
Sie den großen Augenblick verpassen müssen, altes Haus, alles meine Schuld.«
    »Mir tut's
auch leid, wenn Sie's genau wissen wollen. Am liebsten würde ich Ihnen die
Zähne einschlagen.«
    In Jerrys
Hirn ertönte ein Triumphmarsch. Es stimmt! dachte er. Darum geht es! Drake holt Nelson raus, und die
ganze Bande steht schon Schlange für's Finish!
    Hinter
Guillams Lapsus - nur ein ei ziges Wort, aber
nach den Maßstäben von Sarratt ganz unverzeihlich, absolut regelwidrig - kam
eine Enthüllung zum Vorschein, so verwirrend wie alles, was Jerry zur Zeit
erlebte, und in mancher Hinsicht noch weit bitterer. Wenn es für das Verbrechen
der Indiskretion überhaupt einen mildernden Umstand gab - nach den Maßstäben von
Sarratt gab es keinen -, dann lieferten ihn Guillams Erlebnisse während der
letzten Stunde, die er teils damit verbracht hatte, Smiley im Höllentempo durch
den Verkehr der rush hour zu
kutschieren, teils im Wagen vor dem Eingang von Star Heights, in verzweifeltem
ungewissem Warten. Alles, was er in London befürchtet hatte, seine schaurigsten
Ahnungen in bezug auf die Enderby-Martello-Verbindung und die Rollen, die Lacon
und Collins dabei spielten, hatten sich in diesen sechzig Minuten als
zweifelsfrei richtig, wahr und berechtigt erwiesen, allenfalls als leicht
untertrieben.
    Zuerst
waren sie zur Bowen Road in den Midlevels gefahren, zu einem so anonymen und
nichtssagenden, riesigen Häuserblock, daß sogar die Bewohner die Hausnummern
zweimal ansehen mußten, um sich nicht in ihrer eigenen Tür zu irren. Smiley
drückte auf eine Klingel neben dem Namensschild Mellon, und Guillam fragte idiotischerweise: »Wer ist
Mellon?«, im gleichen Augenblick, als ihm einfiel, daß es Sam Collins'
Arbeitsname war. Aber welcher Wahnsinnige - so fragte er sich, nicht Smiley,
mit dem er inzwischen den Lift betreten hatte - konnte auf die Idee verfallen,
nach allen Verwüstungen, die Haydon angerichtet hatte, wieder den gleichen
Arbeitsnamen zu benutzen, den dieser vor dem Sündenfall gehabt hatte? Dann
öffnete Collins ihnen die Tür: er trug einen Morgenrock aus Thai-Seide, hatte
eine braune Zigarette in der Spitze stecken und sein waschbares, bügelfreies
Lächeln aufgesetzt. Schon hatten sie in einem Wohnzimmer mit Bambussesseln Platz
genommen und Sam hatte zwei Transistor-Radios auf verschiedene Programme
eingestellt, eine Wortsendung und ein Konzert, um während ihrer Unterhaltung
wenigstens eine primitive Lauschabwehr zu sichern. Sam hörte zu - von Guillam
nahm er keinerlei Notiz -, dann rief er unverzüglich Martello auf der direkten
Leitung an - Sam hatte einen direkter Draht zu
Martello, bitte zu beachten, kein Wählen, nichts, bloß den Hörer abheben - und
fragte in verschlüsselten Wendungen, »wie es mit Chummy stehe«. Chummy, so erfuhr
Guillam später, war unter Zockern ein Slangwort für Gimpel. Martello erwiderte,
der Observierungswagen habe sich soeben zurückgemeldet. Chummy und Tiu säßen
zur Zeit in Causeway Bay an Bord der Admiral Nelson, sagten die Observanten, und die Richtmikrophone nähmen (wie üblich)
soviel Wasserklatschen auf, daß die Techniker Tage, wenn nicht Wochen brauchen
würden, um die Nebengeräusche herauszufiltern und festzustellen, ob die beiden
Männer überhaupt irgend etwas Interessantes gesagt hatten. Inzwischen sei ein
Mann am Kai als statischer Observierungsposten mit dem Befehl

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