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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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war sie keine atemberaubende Schönheit wie Philly Maidenstone, aber ihr Gesicht war markant, eindrucksvoll. Mit dem professionellen Make-up hatte es etwas Katzenhaftes an sich. Ihre Augen waren tiefgrün und ihr Haar dunkelblond, streng nach hinten gezogen und hochgesteckt, wodurch ihre Nase und ihr Kinn nur umso entschlossener wirkten. Sie trug ein enges dunkelblaues Cocktailkleid mit tiefem Dekolleté und noch tieferem Rückenausschnitt. Ihre silbernen Schuhe hatten dünne Riemen und gefährlich hohe Absätze. Um ihren Hals schimmerten schwach rosa gefärbte Perlen, und am rechten Zeigefinger steckte ein Ring, ebenfalls mit Perle. Ihre Fingernägel waren kurz und nicht lackiert.
    Ihr durchdringender, fast herausfordernder Blick schweifte über das Publikum. »Ich muss Sie warnen …«, sagte sie. Die Spannung stieg. »Ich bin als Dickschädel bekannt, das werden Sie später noch merken, wenn ich meine Runde mache. Halten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit Ihre Scheckbücher bereit.« Ihre ernste Miene wich einem Lächeln.
    Als das Gelächter sich gelegt hatte, erzählte Felicity von der Plage des Hungers. »Afrika muss fünfundzwanzig Prozent seiner Lebensmittel importieren … Während die Bevölkerung immer weiter gewachsen ist, liegen die Ernteerträge auf dem Niveau von 1980 … In Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik hat fast ein Drittel aller Haushalte nicht ausreichend Nahrung zur Verfügung … In Afrika ist Jodmangel die häufigste Ursache für Hirnschäden und Vitamin-A-Mangel die häufigste Ursache von Erblindungen … Knapp dreihundert Millionen Afrikaner haben nicht genug zu essen – das entspricht der gesamten Bevölkerung der Vereinigten Staaten …«
    Afrika sei natürlich nicht der einzige Kontinent, auf dem Hunger herrsche, fuhr sie fort, und ihre Organisation bekämpfe die Plage an allen Fronten. Dank der Großzügigkeit der Spender, darunter viele der Anwesenden, habe die Gruppe kürzlich den Schritt von einer südafrikanischen zu einer internationalen Wohltätigkeitsorganisation gewagt und Filialen in Jakarta, Port-au-Prince und Mumbai eröffnet. Weitere seien geplant.
    Demnächst werde in Kapstadt die größte jemals nach Afrika verschiffte Lieferung von Mais, Hirse, Milchpulver und anderen hoch nahrhaften Produkten eintreffen und auf dem ganzen Kontinent verteilt werden.
    Felicity dankte für den Applaus. Dann verschwand ihr Lächeln, und der durchdringende Blick kehrte zurück. Mit leiser, wenn nicht gar drohender Stimme beschwor sie die unbedingte Notwendigkeit, die ärmeren Länder unabhängig von den westlichen Agrarkonzernen zu machen. Sie verdammte die vorherrschende Methode, mit der Amerika und Europa dem Hunger begegneten: Ausländische Megafarmen drängten sich in Dritte-Welt-Nationen und beuteten die einheimischen Bauern aus – die Menschen, die wussten, wie man dem Land die besten Erträge entlockte. Diese Konzerne benutzten Afrika und andere Länder als Laboratorien, um unerprobte Verfahren und Produkte zu testen, zum Beispiel synthetische Düngemittel und genetisch verändertes Saatgut.
    »Der weitaus größte Teil der internationalen Agrarindustrie ist nur an Profit interessiert, nicht daran, das Leid der Menschen zu lindern. Und das ist schlicht nicht hinnehmbar.«
    Nachdem sie ihre Botschaft losgeworden war, lächelte Felicity und zählte namentlich einige der Spender auf, darunter auch Hydt. Er erwiderte den Beifall mit einem Winken und lächelte ebenfalls, aber was er Bond zuflüsterte, erzählte eine andere Geschichte: »Wenn Sie scharf auf Schmeicheleien sind, verteilen Sie einfach etwas Geld. Je verzweifelter die Leute sind, desto mehr lieben sie einen.« Er fühlte sich hier eindeutig unwohl.
    Felicity verließ das Podium und mischte sich unter die Leute, während immer noch stille Gebote abgegeben wurden.
    »Ich weiß nicht, ob Sie schon etwas vorhaben«, wandte Bond sich an Hydt, »aber ich dachte, wir könnten vielleicht gemeinsam zu Abend essen. Ich lade Sie ein.«
    »Das tut mir leid, Theron, aber ich muss mich mit einem Mitarbeiter treffen, der heute wegen des besagten Projekts angereist ist.«
    Gehenna … Wer auch immer der Mann sein mochte, Bond wollte ihn kennenlernen. »Bitten Sie ihn einfach hinzu. Er ist mit eingeladen.«
    »Ich fürchte, heute Abend geht es wirklich nicht«, sagte Hydt geistesabwesend, zog sein iPhone aus der Tasche und scrollte durch die Liste der Nachrichten oder entgangenen Anrufe. Er blickte auf und entdeckte Jessica, die ganz

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