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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eine Idee.« Wie es schien, kannten die Minibus-Unternehmen sich in den Siedlungen und Lokasies wesentlich besser aus als die zuständigen Behörden. Der Warrant Officer würde sie anrufen.
    Er und Bond trafen sich und machten sich auf den Weg nach Primrose Gardens. Während der Fahrt setzte Nkosi die Suche nach der Familie mit seinem Mobiltelefon fort. Kurz vor achtzehn Uhr rollten sie bereits langsam durch die Township, als ein Taxifahrer ihnen mitteilte, dass er wisse, wo Dlamini wohne. Dann beschrieb er Bond und Nkosi den Weg zu der Hütte.
    Als sie sich näherten, sahen sie einen Lieferwagen auf der Vorderseite stehen und hinter dessen Scheibe ein weißes Gesicht.
    »Dunne«, sagte Nkosi.
    Er und Bond bogen ab und parkten hinter der Hütte. Als sie zur Hintertür hereinplatzten, geriet die Familie in Panik, aber Nkosi konnte sie in ihrer eigenen Sprache beschwichtigen und erklären, dass Bond und er sie retten wollten. Sie mussten sofort raus. Stephan Dlamini war noch nicht zu Hause, würde aber bald eintreffen.
    Einige Minuten später kam er mit seinem kleinen Sohn zur Tür herein. Bond, der wusste, dass der Anschlag nun unmittelbar bevorstand, blieb keine andere Wahl, als sie mit vorgehaltener Waffe nach draußen zu scheuchen. Kaum hatte Nkosi Bonds Absichten und die Gefahr erläutert, explodierten die Granaten, gefolgt von dem Brandsatz.
    Nun fuhren sie auf der N1 nach Westen. Dlamini packte Bonds Hand und schüttelte sie. Dann beugte er sich vor und umarmte ihn. Er hatte Tränen in den Augen. Seine Frau schmiegte sich an ihre Kinder und beäugte Bond argwöhnisch, während er erklärte, wer hinter dem Anschlag steckte.
    »Mr. Hydt?«, fragte Dlamini entsetzt, nachdem er alles gehört hatte. »Aber wie kann das sein? Er ist ein guter Boss. Er behandelt uns alle gut. Sehr gut. Ich verstehe nicht.«
    Bond erwiderte, Dlamini habe anscheinend etwas über illegale Aktivitäten erfahren, in die Hydt und Dunne verstrickt waren.
    Seine Augen blitzten auf. »Ich weiß, was Sie meinen.« Er nickte bekräftigend. Dann erzählte er Bond, er sei als Wartungsmonteur auf dem Green-Way-Gelände nördlich der Stadt beschäftigt. An jenem Morgen habe er die Tür zur Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Firma offen vorgefunden, weil etwas geliefert wurde. Die beiden Angestellten dort hätten sich im hinteren Teil des Raumes aufgehalten. Dlamini habe drinnen einen übervollen Mülleimer gesehen und beschlossen, ihn zu leeren, obwohl das eigentlich nicht zu seinen Aufgaben gehörte. »Ich wollte einfach nur einen guten Job machen. Das ist alles.« Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe also hinein und greife mir den Mülleimer, als einer der beiden mich sieht und anfängt, mich anzuschreien. Was ich gesehen habe? Wohin ich geglotzt habe? Ich sagte: ›Gar nichts.‹ Er hat mich rausgeschickt.«
    »Und haben Sie irgendetwas gesehen, das diese Aufregung erklären könnte?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Auf dem Computer neben dem Mülleimer war eine Nachricht, eine E-Mail, glaube ich. Ich habe das Wort ›Serbien‹ auf Englisch gesehen, aber nicht weiter darauf geachtet.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Nein, Sir …«
    Serbien …
    Einige von Gehennas Geheimnissen lagen also hinter der Tür der Forschungs- und Entwicklungsabteilung.
    »Wir müssen die Familie verschwinden lassen«, wandte Bond sich an Nkosi. »Gibt es ein Hotel, in dem sie bis zum Wochenende bleiben kann? Ich bezahle.«
    »Ich kann etwas arrangieren.«
    Bond gab ihnen fünfzehnhundert Rand. Der Mann starrte die Summe ungläubig an. Nkosi erklärte Dlamini, dass er sich für eine kurze Weile verstecken musste.
    »Und lassen Sie ihn seine Angehörigen und engen Freunde anrufen. Er soll ihnen mitteilen, dass es ihm und seiner Familie gut geht, sie sich aber für ein paar Tage nicht blicken lassen dürfen. Können Sie eine Geschichte über ihren Tod an die Medien lancieren?«
    »Das müsste gehen.« Der Warrant Officer zögerte. »Aber ich frage mich, ob …« Seine Stimme erstarb.
    »Das hier bleibt zwischen uns. Captain Jordaan braucht es nicht zu erfahren.«
    »Das ist das Beste, ganz ohne Zweifel.«
    Während vor ihnen das herrliche Kapstadt sichtbar wurde, schaute Bond auf die Uhr. Es war an der Zeit für den zweiten Auftrag des Abends – der gänzlich andere Fähigkeiten erfordern würde, als Granaten und Brandsätzen auszuweichen, wenngleich damit zu rechnen war, dass er sich als ebenso herausfordernd erwies.

42
    Bond war nicht sonderlich beeindruckt.
    Der Lodge

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