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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die Schuhe auszuziehen, aber Bond sagte schnell: »Ich fahre. Sparen Sie sich die Mühe.«
    Sie lachte. Dann stiegen sie beide ein und fuhren los. »Abendessen?«, fragte sie.
    Nach allem, was er über Hunger gehört hatte, fühlte er sich fast schuldig. »Sofern Ihnen noch der Sinn danach steht.«
    »Oh, aber unbedingt.«
    »Hätte es ihn wirklich das Leben gekostet, wenn Sie zur Polizei gegangen wären?«, fragte Bond.
    »Der SAPS hätte mich ausgelacht. Wegen fünfzig Kilo Reis machen die keinen Finger krumm. Aber die Cape Flats sind gefährlich, das stimmt, und falls jemand dort glauben würde, dass Joso ihn verraten hat, wäre sein Leben in Gefahr. Hoffen wir, dass er seine Lektion gelernt hat.« Ihre Stimme kühlte wieder etwas ab. »Mit Nachsicht gewinnt man bisweilen Verbündete. Sie kann sich aber auch als Kobra erweisen.«
    Felicity lotste ihn zurück nach Green Point. Da das Restaurant, das sie vorgeschlagen hatte, in der Nähe des Table Mountain Hotels lag, parkte er den Wagen dort, und sie gingen ein Stück zu Fuß. Bond fiel auf, dass Felicity sich mehrmals angespannt umsah. Die Straße war menschenleer. Wovon fühlte sie sich bedroht?
    Sie entspannte sich, sobald sie das Restaurant betreten hatten. Hier herrschte dunkles Holz und Messing vor, und die Wände waren mit Teppichen geschmückt. Die großen Fenster gaben den Blick auf das Wasser frei, auf dem zahllose Lichter tanzten. Das Licht hier drinnen stammte hauptsächlich von Hunderten cremefarbener Kerzen. Als sie zu ihrem Tisch geführt wurden, bemerkte Bond, dass Felicitys enges Kleid schimmerte und mit jedem Schritt die Farbe zu ändern schien, von marine- über azur- zu coelinblau. Ihre Haut glühte.
    Der Kellner begrüßte sie mit Namen und lächelte dann Bond an. Sie bestellte einen Cosmopolitan, und Bond, der Lust auf einen Cocktail hatte, entschied sich für den gleichen Drink wie an dem Abend mit Philly Maidenstone. »Einen doppelten Crown Royal Whisky auf Eis. Dazu ein halbes Maß Triple Sec, zwei Schuss Angostura und einen Twist Orangenschale, keine Scheibe.«
    »Diese Mischung kenne ich gar nicht«, sagte Felicity, als der Kellner gegangen war.
    »Meine eigene Erfindung.«
    »Hat sie schon einen Namen?«
    Bond lächelte, weil er daran denken musste, dass der Kellner bei Antoine’s in London ihn das Gleiche gefragt hatte. »Noch nicht.« Da fiel ihm sein letztes Gespräch mit M ein. »Aber ich glaube, wir können den Drink jetzt taufen. Ich werde ihn den Carte blanche nennen. Ihnen zu Ehren.«
    »Inwiefern?«, fragte sie und legte die schmale Stirn in Falten.
    »Weil Ihre Spender, sofern sie genug davon trinken, Ihnen vollständig freie Hand geben werden, sich an ihrem Geld zu bedienen.«
    Sie lachte und drückte seinen Arm. Dann nahm sie die Speisekarte.
    Aus der Nähe konnte Bond nun erkennen, wie meisterhaft sie sich geschminkt hatte, um die katzenhaften Augen und die Linien ihrer Wangen und des Kinns zu betonen. Ihm kam ein Gedanke. Philly Maidenstone mochte im klassischen Sinn attraktiver sein, aber ihre Schönheit war passiver Natur. Felicitys hingegen war viel nachdrücklicher, kraftvoller.
    Er tadelte sich dafür, dass er überhaupt derartige Vergleiche anstellte, und griff nach der umfangreichen Speisekarte. Darin stand, dass das Restaurant namens Celsius berühmt für seinen besonderen Grill war, der eine Temperatur von 950 Grad erreichte.
    »Bestellen Sie für uns«, sagte Felicity. »Die Vorspeise überlasse ich ganz Ihnen, aber als Hauptgang möchte ich unbedingt ein Steak haben. Das gegrillte Fleisch hier im Celsius ist fabelhaft. Mein Gott, Gene, Sie sind doch nicht etwa Veganer, oder?«
    »Wohl kaum.«
    Als der Kellner kam, bestellte Bond frische gegrillte Sardinen, gefolgt von einem großen Rib-Eye-Steak für zwei. Er bat darum, das Fleisch mit dem Knochen zu grillen – was in Amerika »Cowboy Cut« genannt wurde.
    Der Kellner erwähnte, dass die Steaks üblicherweise mit exotischen Soßen serviert wurden: argentinische Chimichurri, indonesische Kaffeesoße, madagassische Pfeffersoße, portugiesische Madeirasoße oder peruanische Anticucho. Doch Bond lehnte sie alle ab. Er war der Ansicht, dass Steaks genug Eigengeschmack hatten und daher nur mit Salz und Pfeffer gewürzt werden sollten.
    Felicity nickte zustimmend.
    Dann wählte Bond eine Flasche südafrikanischen Rotwein aus, den Rustenberg Peter Barlow Cabernet 2005.
    Der Wein kam und war so gut wie erwartet. Sie stießen mit ihren Gläsern an und tranken einen

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