Carte Blanche - Ein Bond-Roman
guter Schauspieler war.
»Ganz ohne Zweifel.«
Er warf einen Blick in Bheka Jordaans Büro. Sie winkte ihn herein. »Guten Morgen«, sagte er und sah ein Paar abgenutzter Sportschuhe in einer Ecke des Zimmers stehen. Gestern waren sie ihm nicht aufgefallen. »Joggen Sie viel?«
»Hin und wieder. Bei meinem Job ist es wichtig, in Form zu bleiben.«
Wenn er sich in London aufhielt, brachte Bond mindestens eine Stunde pro Tag mit Sport und Lauftraining zu, entweder im Fitnessraum der ODG oder auf den Pfaden des Regent’s Park. »Ich laufe auch gern. Falls Ihre Zeit es zulässt, könnten Sie mir ja ein paar Strecken hier zeigen. Es muss in der Stadt doch herrliche Laufwege geben.«
»Ich bin sicher, bei Ihnen im Hotel gibt es eine entsprechende Karte«, sagte sie abweisend. »War das Treffen im Lodge Club erfolgreich?«
Bond fasste für sie die Wohltätigkeitsveranstaltung zusammen.
»Und danach?«, fragte Jordaan. »Hat Miss Willing sich als … nützlich für Sie erwiesen?«
Bond zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte, Sie halten nichts von widerrechtlicher Überwachung.«
»Sich zu vergewissern, ob jemand auf öffentlichen Gehwegen und Straßen unbehelligt bleibt, ist wohl kaum illegal. Warrant Officer Nkosi hat Ihnen von unserem Kameranetz in der Innenstadt erzählt.«
»Nun, um Ihre Frage zu beantworten: Ja, sie war hilfreich. Sie hat mir einige Informationen über die verschärften Sicherheitsmaßnahmen bei Green Way geliefert. Zum Glück. Denn sonst schien ja niemand davon zu wissen, und meine heutige Fahrt dorthin hätte mit einer Katastrophe enden können.«
»Dann dürfen wir ja alle froh sein«, sagte Jordaan.
Bond nannte ihr die Namen der drei Spender, die Felicity am gestrigen Abend erwähnt hatte – die Männer, die ihr durch Hydt vermittelt worden waren.
Jordaan kannte zwei davon als erfolgreiche legitime Geschäftsleute. Nkosi führte eine Datenbankabfrage durch. Weder die beiden noch der Dritte waren vorbestraft. Keiner von ihnen wohnte in Kapstadt. Bond nahm an, dass sie ihm nicht unmittelbar von Nutzen sein konnten.
Er sah die Polizistin an. »Mögen Sie Felicity Willing nicht?«
»Glauben Sie etwa, ich bin eifersüchtig?« Ihre Miene sagte: typisch Mann.
Nkosi wandte sich ab. Bond warf ihm einen kurzen Blick zu, aber bei diesem internationalen Disput wollte der Beamte sich offenbar nicht auf Großbritanniens Seite stellen.
»Nichts könnte mir ferner liegen. Nein – Ihre Augen haben es mir verraten. Was ist der Grund?«
»Ich habe die Frau nie persönlich getroffen. Sie ist vermutlich eine nette Person – ich mag nur nicht, wofür sie steht.«
»Und das wäre?«
»Sie ist eine Ausländerin, die herkommt, um uns den Kopf zu tätscheln und Almosen zu verteilen. Das ist der Imperialismus des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Früher haben die Leute Afrika wegen Diamanten und Sklaven ausgebeutet. Heutzutage sollen wir dafür herhalten, die Schuldgefühle reicher Westler zu lindern.«
»Meiner Ansicht nach kann niemand sich weiterentwickeln, wenn er Hunger leiden muss«, sagte Bond ruhig. »Es spielt doch keine Rolle, woher das Essen kommt, oder?«
»Milde Gaben untergraben. Wir müssen die Unterdrückung und die Entbehrungen aus eigener Kraft überwinden. Und das schaffen wir auch. Vielleicht nur langsam, aber wir schaffen es.«
»Sie haben kein Problem damit, wenn Großbritannien oder Amerika Waffenembargos über Warlords verhängen. Hunger ist so gefährlich wie Gewehrgranaten und Landminen. Wieso sollten wir nicht auch bei seiner Bekämpfung helfen?«
»Das ist was anderes. Das liegt doch auf der Hand.«
»Das sehe ich nicht so«, entgegnete er kühl. »Außerdem sind Felicitys und Ihre Überzeugungen sich womöglich ähnlicher, als Sie vermuten. Die Frau hat sich mit den Großkonzernen in Europa, Amerika und Asien angelegt. Sie glaubt, dass deren Einmischung in afrikanische Belange aufhören muss und die Menschen hier viel mehr selbst in die Hand nehmen sollten.« Er erinnerte sich daran, wie unbehaglich sie sich auf dem kurzen Weg vom Hotel zum Restaurant gefühlt hatte. »Ich habe den Eindruck, dass sie sich mit dieser Haltung ziemlich exponiert hat. Falls es Sie überhaupt interessiert.«
Das war eindeutig nicht der Fall. Bheka Jordaan konnte einen wirklich zur Weißglut bringen.
Bond sah auf seine riesige Breitling. »Ich muss bald aufbrechen. Ich brauche einen Wagen. Können wir was auf Therons Namen mieten?«
Nkosi nickte begeistert. »Kein Problem. Sie fahren gern,
Weitere Kostenlose Bücher