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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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einfach gehen. Ich rufe ihn an. Gebt mir ein Telefon.«
    Mündungsfeuer blitzte auf. Bond drückte Jordaans Kopf nach unten, und die Wand neben ihnen explodierte. Die Kugel streifte tatsächlich das Haar auf Höhe von Jordaans Ohr. Sie keuchte auf und drückte sich zitternd an Bond. Es roch nach verbrannten Haaren.
    »Niemand wird erfahren, dass ihr mich freigelassen habt«, sagte Felicity. »Gebt mir ein Telefon. Ich rufe Dunne an.«
    »Ach, fahr doch zur Hölle, du Schlampe!«, rief eine Stimme vom anderen Ende des Raumes. Lamb kam schwankend auf die Beine und hielt sich die blutige Brust. Er machte ein paar Schritte auf die Wand zu und betätigte noch im Fallen den Lichtschalter. Im Hotel war es schlagartig stockfinster.
    Bond lief sofort los und stieß mit einem Tritt eine der Seitentüren auf. Dann schlug er sich ins Unterholz, um seine Beute zu verfolgen.
    Noch vier Schuss und ein volles Magazin.
    Bond rannte durch das Dickicht, das bis zur Basis der steilen Klippe verlief, die zur Kette der Zwölf Apostel gehörte. Dabei lief er in Schlangenlinien, während Dunne auf ihn feuerte. Der Mond war nicht voll, aber sein Licht reichte zum Schießen aus. Dennoch schlug keines der Projektile näher als einen oder anderthalb Meter neben Bond ein.
    Schließlich stellte der Ire das Feuer ein. Er musste annehmen, dass er Bond getroffen hatte oder dass dieser geflohen war, um Hilfe zu holen. Dunnes Ziel war nicht notwendigerweise, seine Opfer zu töten. Es reichte aus, sie an einen Ort zu binden, bis seine Verstärkung eintraf. Wie lange würde das noch dauern?
    Bond drückte sich an einen großen Felsen. Es war inzwischen eiskalt hier draußen, und es war Wind aufgekommen. Dunne musste sich etwa dreißig Meter direkt über ihm befinden. Seine Stellung war ein Felsvorsprung mit erstklassiger Sicht auf das Hotel, auf die Zufahrtswege … und auf Bond im Mondschein, hätte Dunne sich einfach vorgebeugt und nachgesehen.
    Dann wurde über ihm eine starke Taschenlampe eingeschaltet und gab ein Signal. Bond schaute in die Richtung, in die sie wies. Ein Boot kämpfte sich durch die Wogen auf das Ufer zu. Die Söldner, natürlich.
    Er fragte sich, wie viele wohl an Bord waren und welche Waffen sie mitbrachten. In zehn Minuten würden sie landen und ihn und Jordaan überrennen – Dunne hatte bestimmt dafür gesorgt, dass die Victoria Road ausreichend lange unpassierbar blieb. Dennoch zückte Bond sein Telefon und schickte Kwalene Nkosi eine SMS über die bevorstehende Ankunft der Männer.
    Dann schaute er wieder die Felswand hinauf.
    Nur zwei Wege führten zu Dunne. Rechts, im Süden, gab es eine Reihe steiler, aber glatter Traversen – schmale Quergänge für Wanderer –, die von der Rückseite des Sixth Apostle Inn an dem Vorsprung vorbeiführten, auf dem Dunne lag. Falls Bond diesen Weg wählte, würde er sich fast die ganze Zeit in Dunnes Schussfeld befinden, denn es gab auf dem Pfad keine Deckung.
    Die andere Möglichkeit war ein direkter Vorstoß die zerklüftete, aber steile Felswand hinauf, dreißig vertikale Meter.
    Bond betrachtete diese mögliche Route.
    Fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem Tod seiner Eltern hatte der fünfzehnjährige James Bond beschlossen, er habe genug von den Albträumen und Ängsten, die ihn beim Anblick von Bergen oder Felswänden befielen – sogar bei dem imposanten, aber harmlosen Gesteinssockel von Edinburgh Castle, wie er sich vom Parkplatz auf der Castle Terrace aus darstellte. Er hatte einen der Lehrer am Fettes College überredet, einen Kletterclub ins Leben zu rufen, der regelmäßige Ausflüge ins Hochland unternahm, wo die Mitglieder den Sport erlernen konnten.
    Es dauerte zwei Wochen, dann war der Drache der Furcht besiegt gewesen, und Bond hatte das Felsklettern seiner Liste von Freizeitaktivitäten hinzugefügt. Nun steckte er die Walther ein, blickte nach oben und rief sich die Grundregeln ins Gedächtnis: Setze nur so viel Kraft ein, dass du ausreichend Halt hast, nicht mehr. Nutze deine Beine, um den Körper zu stützen, und die Arme, um das Gleichgewicht zu halten oder zu verlagern. Bleib dicht an der Felswand. Wähle den nächsten Griff immer möglichst im Scheitelpunkt einer schwungvollen Aufwärtsbewegung.
    Und so machte Bond sich an den Aufstieg – ohne Seil, ohne Handschuhe, ohne Kreide und in modischen Lederschuhen, die denkbar ungeeignet für eine feuchte Felswand waren.

70
    Niall Dunne folgte den Wanderwegen nach unten zum Hotel. Er hatte seine Beretta Automatik

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