Carte Blanche - Ein Bond-Roman
er«, flüsterte sie sofort. »Seine Verstärkung ist unterwegs. Hör mal, lass mich einfach gehen, und …«
»Halt die Klappe!«
Dunne hatte also einen Teil seines Geldes dazu benutzt, Sicherheitskräfte in Mosambik zu bestechen, damit sie behaupten würden, er sei dort gesichtet worden. In Wahrheit war er hiergeblieben, um auf Felicity aufzupassen. Und um notfalls Söldner zu ihrer Unterstützung anzuheuern.
Bond ließ den Blick durch den Frühstücksraum und die benachbarte Lobby schweifen. Es gab einfach keine Möglichkeit, sich geschützt vom Fleck zu bewegen. Er zielte sorgfältig und schoss die Wandleuchten aus, aber die Lampen über ihren Köpfen strahlten immer noch hell und waren zu zahlreich, um sie ebenfalls auf diese Weise verlöschen zu lassen. Dunne hatte den gesamten Innenraum im Blick. Bond hob kurz den Kopf, worauf sofort zwei Schüsse unmittelbar neben ihm einschlugen. Er hatte kein Ziel gesehen. Draußen schien zwar der Mond, aber die Helligkeit hier drinnen überstrahlte alles. Dunne schien aus einer erhöhten Position zu schießen, also irgendwo von den Hängen der Apostel. Aber der Ire konnte praktisch überall dort oben stecken.
Ein oder zwei Momente vergingen. Dann schlugen weitere Projektile im Raum ein und ließen den Mörtel abplatzen. Es stieg Staub auf, und Bond und Jordaan husteten. Bond war aufgefallen, dass der Winkel der Schüsse sich verändert hatte; Dunne arbeitete sich zu einer Stellung vor, von der aus er sie erledigen konnte.
»Das Licht«, rief Lamb. »Wir müssen es ausschalten.«
Der Schalter befand sich jedoch in dem Durchgang zur Küche, und um ihn zu erreichen, musste einer von ihnen an mehreren Glastüren und Fenstern vorbeilaufen und sich Dunne als perfektes Ziel präsentieren.
Bond unternahm den Versuch, aber er war in der schlechtesten Position, und sobald er sich erhob, hämmerten die Geschosse in eine Säule und die Werkzeuge neben ihm. Er ließ sich wieder zu Boden fallen.
»Ich gehe«, sagte Bheka Jordaan und schätzte die Entfernung zum Lichtschalter ab. »Ich bin am nächsten dran. Es müsste zu schaffen sein. Habe ich Ihnen schon mal erzählt, James, dass ich auf der Universität eine der besten Rugbyspielerinnen gewesen bin? Ich war pfeilschnell.«
»Nein«, sagte Bond entschieden. »Das ist Selbstmord. Wir warten auf Ihre Beamten.«
»Die werden nicht rechtzeitig hier sein. In ein paar Minuten hat er eine Stelle erreicht, von der aus er uns alle erschießen kann. James, Rugby ist ein wunderbares Spiel. Haben Sie es schon mal ausprobiert?« Sie lachte. »Nein, natürlich nicht. Ich kann Sie mir nicht in einer Mannschaft vorstellen.«
Sein Lächeln entsprach dem ihren.
»Sie geben mir Deckung«, sagte Bond. »Ihr großer Colt wird ihm einen Mordsschreck einjagen. Ich starte auf drei. Eins … zwei …«
»Oh, bitte!«, rief plötzlich eine Stimme.
Bond schaute zu Lamb.
»Diese Countdown-Szenen in Filmen sind so schreckliche Klischees«, fuhr der MI6 -Agent fort. »Blödsinn. Im wahren Leben zählt man nicht, sondern steht einfach auf und geht!«
Und genau das tat Lamb nun. Er sprang auf die massigen Beine und trampelte auf den Lichtschalter zu. Bond und Jordaan feuerten beide in die Dunkelheit hinaus. Sie hatten keine Ahnung, wo Dunne steckte, und es war unwahrscheinlich, dass ihre Kugeln auch nur in seine Nähe trafen. Der Ire wurde jedenfalls nicht davon abgehalten, einen gezielten Feuerstoß auf Lamb abzugeben, als dieser noch drei Meter von dem Lichtschalter entfernt war. Die Kugeln zerschmetterten die Fenster neben ihm und fanden ihr Ziel. Das Blut des Agenten spritzte auf den Boden und an die Wand. Lamb torkelte noch ein Stück weiter, brach zusammen und rührte sich nicht mehr.
»Nein«, rief Jordaan. »O nein.«
Die Treffer mussten Dunne neues Selbstvertrauen gegeben haben, denn seine nächsten Schüsse waren sogar noch platzierter als bisher. Schließlich musste Bond seine Position aufgeben. Er kroch zu Jordaan, die hinter einer Tischkreissäge kauerte, deren Blatt Dunnes 5,56-Millimeter-Projektile bereits verbeult hatten.
Bond und die Polizistin pressten sich aneinander. Die schwarzen Schlitze der Fensteröffnungen starrten sie an. Sie konnten nirgendwohin. Eine Kugel zischte über Bonds Kopf hinweg und durchschlug die Schallmauer nur wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt.
Er spürte, auch wenn er es nicht sehen konnte, wie Dunne sich zum Fangschuss vorarbeitete.
»Ich kann das enden lassen«, sagte Felicity. »Lasst mich
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