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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihr anzuschauen.«
    Bond hob eine Augenbraue.
    »Eine alte Sitcom, die auf Zulu gedreht wurde.«
    Unter dem Heizgerät war es warm, und Jordaan zog ihre marineblaue Jacke aus. Ihre rote Bluse hatte kurze Ärmel, und Bond konnte sehen, dass sie die Brandnarbe nicht überschminkt hatte. Das Andenken an ihre früheren Kollegen war deutlich zu erkennen. Er fragte sich, weshalb sie es heute Abend nicht versteckte.
    Jordaan musterte ihn eindringlich. »Es hat mich überrascht, dass Sie meine Einladung zum Abendessen angenommen haben. Übrigens, die Rechnung übernehme ich .«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen«, sagte sie stirnrunzelnd.
    »Dann vielen Dank.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich Sie fragen sollte. Ich habe wirklich eine ganze Weile hin und her überlegt. Das sieht mir nicht ähnlich. Normalerweise entscheide ich mich ziemlich schnell, wie ich Ihnen schon mal erzählt habe, glaube ich.« Sie hielt inne und wandte den Blick ab. »Es tut mir leid, dass aus dem Ausflug in die Weinregion nichts geworden ist.«
    »Nun, alles in allem bin ich lieber hier mit Ihnen als in Franschhoek.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich bin eine schwierige Frau, aber keine Massenmörderin.« Sie senkte bedrohlich die Stimme. »Aber wehe, Sie flirten mit mir … Ach, streiten Sie es nicht ab! Ich kann mich noch genau an Ihren Blick vorgestern im Flughafen erinnern.«
    »Ich flirte viel seltener, als Sie glauben. Psychologen nennen so etwas Projektion. Sie projizieren Ihre eigenen Gefühle auf mich.«
    »Diese Bemerkung ist an sich schon ein Flirt.«
    Bond lachte und winkte dem Sommelier. Der Mann brachte die Flasche südafrikanischen Schaumwein, die Bond bei Jordaans Ankunft bestellt hatte, und öffnete sie.
    Bond probierte einen Schluck und nickte beifällig. »Der wird Ihnen schmecken«, sagte er dann zu Jordaan. »Ein Graham Beck Cuvée Clive. Chardonnnay und Pinot Noir. Jahrgang 2003. Aus Robertson, westliche Kapregion.«
    Jordaan schenkte ihm ein seltenes Lachen. »Da halte ich Ihnen die ganze Zeit Vorträge über Südafrika, aber ein paar Dinge scheinen Sie schon selbst zu wissen.«
    »In Reims bekommen Sie auch keinen besseren Wein.«
    »Wo ist das?«
    »In Frankreich – wo der Champagner herkommt. Östlich von Paris. Eine herrliche Gegend. Die würde Ihnen gefallen.«
    »Es ist bestimmt hübsch da, aber für einen Besuch besteht wohl kein Anlass, wenn unser Wein genauso gut ist.«
    Ihre Logik war unangreifbar. Sie stießen an. » Khotso «, sagte sie. »Frieden.«
    » Khotso .«
    Sie tranken einen Schluck und saßen eine Weile schweigend da. Er fühlte sich in Gegenwart dieser »schwierigen Frau« überraschend wohl.
    Sie stellte ihr Glas ab. »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Bitte«, erwiderte Bond.
    »Als Gregory Lamb und ich in dem Wohnwagen hinter dem Hotel gesessen und Ihre Unterredung mit Felicity Willing aufgezeichnet haben, sagten Sie zu ihr, Sie hätten gehofft, es könnte etwas aus Ihnen beiden werden. War das die Wahrheit?«
    »Ja.«
    »Dann tut es mir leid. Ich habe in dieser Hinsicht auch schon des Öfteren Pech gehabt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem das Herz bricht. Aber wird sind zähe Geschöpfe.«
    »Das sind wir in der Tat. Komme, was da wolle.«
    Ihr Blick richtete sich auf den Hafen und verweilte dort.
    »Wissen Sie«, sagte Bond, »es war meine Kugel, die ihn getötet hat – Niall Dunne, meine ich.«
    Sie war sichtlich erschrocken. »Woher konnten Sie wissen, dass ich …?« Ihre Stimme erstarb.
    »War dies das erste Mal, dass Sie auf jemanden geschossen haben?«
    »Ja, war es. Aber wie können Sie sicher sein, dass es Ihre Kugel gewesen ist?«
    »Ich hatte mich entschieden, auf diese Entfernung als Zielvektor einen Kopfschuss zu wählen. Dunne hatte ein Loch in der Stirn und eines im Rumpf. Der Kopfschuss war meiner. Er war tödlich. Die andere Wunde, Ihre, war oberflächlich.«
    »Sind Sie sicher, dass es Ihr Schuss war, der den Kopf getroffen hat?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil ich bei einer solchen Schussanordnung mein Ziel unmöglich verfehlen konnte«, sagte Bond einfach.
    Jordaan schwieg einen Moment. »Ich schätze, ich muss es Ihnen wohl glauben«, sagte sie dann. »Wer Begriffe wie ›Zielvektor‹ und ›Schussanordnung‹ benutzt, weiß bestimmt, wo seine Kugeln gelandet sind.«
    Bis vor Kurzem hätte sie das wohl nur mit Spott gesagt, dachte Bond – als Anspielung auf seine gewalttätige Natur und eklatante Missachtung der Gesetze –, aber

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