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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eingeschränkten Rolle bei diesem Einsatz auf heimatlichem Terrain.
    Der Stabschef lachte mitfühlend auf. »Carte grise, ja? Ich muss sagen, Sie tragen es wie ein Mann.«
    »Mir bleibt kaum eine andere Wahl«, räumte Bond ein. »Ist Whitehall weiterhin davon überzeugt, dass der Ursprung der Bedrohung in Afghanistan liegt?«
    »Sagen wir mal, man hofft eher, dass es sich so verhält«, erwiderte Tanner leise. »Aus mehreren Gründen. Sie können sie sich wahrscheinlich selbst denken.«
    Er meinte natürlich politische Gründe.
    Dann nickte er in Richtung von Ms Büro. »Haben Sie mitbekommen, was er von der Sicherheitskonferenz hält, zu deren Teilnahme man ihn diese Woche verdonnert hat?«
    »Das war ziemlich eindeutig«, sagte Bond.
    Tanner lachte in sich hinein.
    Bond sah auf die Uhr und stand auf. »Ich muss mich mit jemandem von der Division Three treffen. Osborne-Smith. Wissen Sie was über ihn?«
    »Ah, Percy.« Bill Tanner hob aus unerfindlichem Grund eine Augenbraue und lächelte. »Viel Glück, James«, sagte er. »Lassen wir es am besten dabei bewenden.«
    Die Abteilung O nahm fast die gesamte vierte Etage ein.
    Es handelte sich um einen großen offenen Bereich, umgeben von den Büros der Agenten. In der Mitte gab es Arbeitsplätze für die persönlichen Assistenten und die anderen Hilfskräfte. Das hier hätte auch die Verkaufsabteilung eines großen Supermarktes sein können, wären da nicht an jeder Bürotür ein Irisscanner und ein elektronisches Schloss mit Tastenfeld gewesen. In der Mitte gab es zwar viele Flachbildschirme, aber keinen der gigantischen Monitore, die in Fernsehen und Kino für jeden Geheimdienst unerlässlich zu sein schienen.
    Bond durchquerte den geschäftigen Bereich und nickte grüßend einer Blondine Mitte zwanzig zu, die vorgebeugt auf ihrem Bürostuhl an einem ordentlichen Schreibtisch saß. Hätte Mary Goodnight in irgendeiner der anderen Abteilungen gearbeitet, hätte Bond sie vielleicht mal zum Abendessen eingeladen und abgewartet, was sich daraus ergeben mochte. Doch sie war nicht für eine der anderen Abteilungen tätig, sondern saß fünf Meter von seiner Bürotür entfernt und stellte seinen menschlichen Terminkalender dar, sein Fallgatter und seine Zugbrücke. Sie war in der Lage, unangemeldete Anrufer entschieden, aber überaus taktvoll abzuweisen, was in ihrem Job als Regierungsangestellte unabdingbar war. Auch wenn nichts davon offen herumlag – Goodnight erhielt von ihren Arbeitskollegen, Freunden oder Rendezvouspartnern gelegentlich Karten oder Souvenirs geschenkt, die mit dem Film Titanic zu tun hatten, so sehr sah sie Kate Winslet ähnlich.
    »Guten Morgen, Goodnight.«
    Dieses Wortspiel und andere seiner Art waren schon seit langer Zeit nicht mehr kokett gemeint, sondern spiegelten aufrichtige Zuneigung wider. Sie waren wie eine zärtliche Geste zwischen Eheleuten geworden, fast automatisch, aber niemals lästig.
    Goodnight ging die Termine für den Tag durch, doch Bond wies sie an, alles abzusagen. Er würde einen Mann der Division Three treffen, der vom Thames House herüberkam, und danach musste er auf Abruf bereitstehen.
    »Soll ich auch die Rapporte hierbehalten?«, fragte sie.
    Bond überlegte. »Nein, die kann ich mir gleich mal vornehmen. Ich sollte ohnehin lieber meinen Schreibtisch aufräumen. Falls ich weg muss, möchte ich hinterher nicht eine Woche Lesestoff nachholen müssen.«
    Sie reichte ihm die streng geheimen grün gestreiften Ordner. Mit Genehmigung des Tastenfeldes und des Irisscanners neben seiner Tür betrat Bond das Büro und schaltete das Licht ein. Nach Londoner Begriffen war der Raum gar nicht mal klein für ein Büro, etwa viereinhalb mal viereinhalb Meter, aber dafür eher steril. Der hier allseits übliche Schreibtisch war ein wenig größer als Bonds früherer Tisch bei der Defence Intelligence, hatte aber die gleiche Farbe. Die vier hölzernen Regale waren mit Büchern und Zeitschriften gefüllt, die sich für ihn als hilfreich erwiesen hatten oder erweisen könnten. Die Themen reichten von den neuesten Methoden, mit denen die Bulgaren in fremde Computersysteme eindrangen, über die diversen Thai-Idiome bis hin zu der Anleitung, wie man Scharfschützengewehre mit der 338er Lapua-Munition nachlud. Kaum ein persönlicher Gegenstand lockerte den Raum auf. Nicht mal das Conspicuous Gallantry Cross, das man ihm für seine Verdienste in Afghanistan verliehen hatte, hing in einem Rahmen an der Wand; es lag in der untersten

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