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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Schreibtischschublade. Er hatte die Auszeichnung bereitwillig entgegengenommen, aber für Bond zählte Tapferkeit schlicht zum Handwerkszeug eines Soldaten, und er sah keinen Sinn darin, die Anwendung dieser Eigenschaft nachträglich zu dokumentieren. Da hätte er sich auch einen alten Chiffrierschlüssel auf den Tisch legen können.
    Bond setzte sich nun auf seinen Stuhl und begann mit der Lektüre der Rapporte. Dies waren nachrichtendienstliche Meldungen, herausgegeben und entsprechend kondensiert und aufbereitet vom MI6 . Die erste stammte aus dem Russlandbüro. Dessen Station R hatte es geschafft, einen Regierungsserver in Moskau zu knacken und einige Verschlusssachen zu kopieren. Bond, der von Natur aus sprachbegabt war und in Fort Monckton Russisch gelernt hatte, übersprang die englischsprachige Zusammenfassung und widmete sich dem Originaltext.
    Schon nach einem Absatz in dem langweiligen Bürokratentext ließ ein Begriff ihn innehalten. Das russische Wort für »Steel Cartridge«, Stahlpatrone.
    Irgendwas klingelte da bei ihm, tief im Innern, so wie das Sonar eines U-Boots ein fernes, aber eindeutiges Ziel erfasste.
    Steel Cartridge schien der Codename einer »aktiven Maßnahme« zu sein, wie die Russen eine taktische Operation nannten. Es sei in diesem Zusammenhang zu »einigen Todesfällen« gekommen.
    Doch genauere Einzelheiten standen dort nicht.
    Bond lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Er hörte Frauenstimmen vor der Tür und sah hin. Philly, die mehrere Akten hielt, plauderte mit Mary Goodnight. Bond nickte. Die Six-Agentin trat ein und setzte sich auf einen hölzernen Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Was haben Sie gefunden, Philly?«
    Sie beugte sich vor und schlug die Beine übereinander. Bond glaubte, das reizvolle Rascheln von Nylon zu hören. »Zunächst mal, Sie sind ein recht begabter Fotograf, James, aber das Licht war zu schlecht. Ich konnte das Gesicht des Iren nicht hoch genug auflösen, um ihn zu identifizieren. Und auf den zwei Papierstücken waren keine Fingerabdrücke, nur ein Teilabdruck von Ihnen.«
    Der Mann würde also vorläufig anonym bleiben müssen.
    »Aber die Abdrücke auf der Brille waren gut. Der Einheimische war ein gewisser Aldo Karic. Er hat in Belgrad gewohnt und dort für die Eisenbahn gearbeitet.« Sie schürzte enttäuscht die Lippen, wodurch das entzückende Grübchen betont wurde. »Es wird etwas länger dauern als gedacht, bis ich mehr über ihn weiß. Das Gleiche gilt für das Gefahrgut auf dem Zug. Niemand redet. Sie hatten recht – Belgrad ist nicht zur Zusammenarbeit aufgelegt. Nun noch mal zu den Zetteln aus dem brennenden Wagen. Ich habe ein paar mögliche Orte.«
    Bond sah sie einige Ausdrucke aus dem Ordner ziehen. Wie das markante Logo bewies, stammten sie von MapQuest, einem Online-Anbieter. »Wird bei Six das Budget knapp? Ich rufe für Sie gern mal im Finanzministerium an.«
    Sie lachte auf. »Ich habe natürlich Proxy-Server benutzt. Nur um einen Eindruck davon zu erhalten, wo auf dem Spielfeld wir uns befinden.« Sie wies auf eines der Blätter. »Die Rechnung? Der Pub liegt hier.« Am Rande der Autobahn bei Cambridge.
    Bond musterte die Karte. Wer hatte dort gegessen? Der Ire? Noah? Andere Komplizen? Oder jemand, der den Wagen letzte Woche gemietet hatte und in keinerlei Verbindung zu Vorfall Zwanzig stand?
    »Was ist mit dem anderen Stück Papier? Dem mit der Notiz?«
    Boots – March. 17. Nicht später.
    Sie brachte eine lange Liste zum Vorschein. »Ich habe versucht, an alle möglichen Kombinationen zu denken. Daten, Schuhwerk, geographische Orte, die Apothekenkette ›Boots‹.« Ihr Mund verzog sich erneut. Sie war unzufrieden, so wenig erreicht zu haben. »Leider sticht nichts hervor.«
    Er stand auf und zog mehrere Hefte mit Generalstabskarten aus dem Regal, schlug eines auf und studierte es sorgfältig.
    Mary Goodnight erschien im Eingang. »James, unten ist jemand für Sie eingetroffen. Von der Division Three, sagt er. Percy Osborne-Smith.«
    Philly musste Bonds Miene den plötzlichen Stimmungswechsel angesehen haben. »Ich mache mich wieder an die Arbeit, James, und setze den Serben weiter zu. Die kriegen wir schon klein, das garantiere ich.«
    »Ach, eines noch, Philly.« Er reichte ihr den Rapport, in dem er gerade gelesen hatte. »Sie müssen mir alles über eine sowjetische oder russische Operation namens Steel Cartridge heraussuchen. Hier steht ein wenig darüber, aber nicht viel.«
    Sie warf einen Blick auf den

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