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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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war es unwahrscheinlich, dass jemand vom Personal sich noch an den Iren und dessen Begleitung erinnern würde. Und da der Mann sich als ungewöhnlich schlau erwiesen hatte, ging Bond davon aus, dass er nirgendwo regelmäßig aß oder einkaufte. Er würde also kein Stammgast sein.
    Natürlich musste man die Spur in Cambridge trotzdem überprüfen, aber es war genauso wichtig, dass Osborne-Smith abgelenkt wurde. Bond konnte einfach nicht zulassen, dass der Ire oder Noah verhaftet und ins Belmarsh geschleift wurden, als wären sie irgendwelche Drogendealer oder Islamisten, die zu viel Kunstdünger gekauft hatten. Um Vorfall Zwanzig zu verhindern, mussten die beiden Verdächtigen im Spiel bleiben.
    Also hatte Bond, der begeisterte Pokerspieler, geblufft und sich vermeintlich für den Pub interessiert, nicht ohne wohlweislich die Wimpole Road zu erwähnen. Für die meisten Leute hätte das keine Bedeutung gehabt. Aber Bond zählte darauf, dass Osborne-Smith wissen würde, was sich in der Wimpole Road befand: eine geheime Regierungseinrichtung des Verteidigungsministeriums, die zu Porton Down in Wiltshire gehörte, dem Forschungszentrum für Biowaffen. Die Straße lag zwar zwölf Kilometer östlich des Pubs, auf der anderen Seite von Cambridge, aber Bond glaubte, dass allein schon die Andeutung eines möglichen Zusammenhangs den Mann von der Division Three dazu verleiten würde, sich auf diese Idee zu stürzen wie eine Möwe auf einen Fischkopf.
    Damit blieb für Bond die anscheinend fruchtlose Aufgabe, sich den Kopf über die rätselhafte Notiz zu zerbrechen. Boots – March. 17. Nicht später.
    Die er entschlüsselt zu haben glaubte.
    Die meisten von Phillys Vorschlägen zur möglichen Bedeutung hatten die Apothekenkette Boots beinhaltet, deren Filialen in praktisch allen Städten des Vereinigten Königreichs vertreten waren. Die anderen Mutmaßungen drehten sich um Schuhwerk und um Ereignisse, die am 17. März stattgefunden hatten.
    Doch ein Eintrag gegen Ende der Liste hatte Bond neugierig gemacht. Philly war aufgefallen, dass zwischen »Boots« und »March« ein Bindestrich stand, und sie hatte herausgefunden, dass es in der Nähe der Stadt March – zwei Autostunden nördlich von London – eine Boots Road gab. Hinzu kam der Punkt zwischen »March« und »17«. Wenn man davon ausging, dass der letzte Teil »nicht später« einen Stichtag bezeichnete, ergab die »17« als Datum einen Sinn, bezog sich aber womöglich auf morgen, den 17. Mai .
    Wie clever von ihr, hatte Bond gedacht und sich von seinem Büro aus, während er noch auf Osborne-Smith wartete, ins Golden Wire eingeloggt – ein geschütztes Glasfasernetz, das Datenbanken aller wichtigen britischen Sicherheitsbehörden miteinander verband –, um möglichst viel über March und die Boots Road herauszufinden.
    Er war auf einige verblüffende Fakten gestoßen: Verkehrsumleitungen wegen einer großen Anzahl von Lastwagen, die die Boots Road unweit eines alten Armeestützpunkts befuhren, und öffentliche Bekanntmachungen, die den Einsatz von Schwermaschinen ankündigten. Wie es schien, mussten die Arbeiten spätestens mit Ablauf des siebzehnten Mai beendet sein, ansonsten würden Bußgelder verhängt. Bond hatte so eine Ahnung, dass dies eine handfeste Spur sein könnte, die zu dem Iren und Noah führte.
    Und man hatte ihn gelehrt, dass jeder gute Agent auf seine Intuition hörte.
    Also war er nun unterwegs nach March und genoss das Vergnügen, am Steuer seines Wagens zu sitzen.
    Was bedeutete, dass er schnell fuhr.
    Bond musste sich natürlich etwas zurückhalten, denn er befand sich nicht auf der N-260 in den Pyrenäen oder auf einer einsamen Straße im Lake District, sondern auf der A 1, die auf dem Weg nach Norden immer wieder zwischen Autobahn und Landstraße hin- und herwechselte. Dennoch erreichte die Tachonadel bisweilen die 160 km/h, und Bond betätigte häufig die Wippe des butterweichen, augenblicklich reagierenden Schnellschaltgetriebes, um einen langsamen Pferdetransporter oder einen Ford Mondeo zu überholen. Er blieb meistens auf der rechten Spur, abgesehen von ein oder zwei Überholvorgängen, bei denen er lieber die Standspur nahm, was zwar illegal war, aber Spaß machte. Das Gleiche galt für einige Stellen mit seitlich abschüssiger Fahrbahn, an denen Bond den Wagen kontrolliert ins Rutschen geraten ließ.
    Die Polizei war kein Problem. Auch wenn die Zuständigkeit der ODG im Inland eingeschränkt sein mochte – Carte grise, nicht blanche,

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