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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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verstecken sei. Die Anweisungen waren ziemlich präzise, aber das entsprach Dunnes Natur und war der schrecklichen Waffe absolut angemessen.
    Hydt war froh, dass ihre Pfade sich gekreuzt hatten, auch wenn der Ire ihn sich unbehaglich fühlen ließ. Ohne Dunne hätte er das Projekt Gehenna weder so schnell noch so sicher fortsetzen können. Hydt bezeichnete ihn bisweilen als den »Mann, der an alles denkt«, und das war er tatsächlich. Dafür nahm Severan Hydt dann auch gern das unheimliche Schweigen in Kauf, die kalten Blicke, die roboterhafte eisige Härte. Die beiden Männer bildeten ein effizientes Team, wenngleich nicht ohne Ironie: ein Ingenieur, in dessen Natur es lag, etwas zu erbauen, und ein Lumpensammler, der leidenschaftlich gern zerstörte.
    Was für ein seltsames Häuflein wir Menschen doch sind. Berechenbar nur im Tode. Zuverlässig ebenfalls nur dann, grübelte Hydt und verwarf den Gedanken wieder.
    Kaum hatte Dunne das Telefonat beendet, klopfte es an der Tür. Eric Janssen kam herein, ein Sicherheitsmann von Green Way, der sie nach March gefahren hatte. Er sah beunruhigt aus.
    »Mr. Hydt, Mr. Dunne, jemand hat das Gebäude betreten.«
    »Was?«, rief Hydt und wandte seinen riesigen Pferdekopf in die Richtung des Mannes.
    »Er ist durch den Tunnel gegangen.«
    Dunne rasselte eine Reihe von Fragen herunter. War er allein? Hatte Janssen irgendwelche Funksprüche aufgefangen? Stand der Wagen des Fremden in der Nähe? Hatte es in der Gegend ein ungewöhnliches Verkehrsaufkommen gegeben? War der Mann bewaffnet?
    Die Antworten deuteten darauf hin, dass er allein operierte und nicht zu Scotland Yard oder dem Security Service gehörte.
    »Konnten Sie ihn fotografieren oder wenigstens gut sehen?«, fragte Dunne.
    »Nein, Sir.«
    Hydt schnipste mit zwei der langen Fingernägel. »Könnte das der Mann sein, der gestern Abend bei den Serben gewesen ist?«, fragte er Dunne. »Der Westler?«
    »Nicht unmöglich, aber ich weiß nicht, wie er uns hier hätte aufspüren sollen.« Dunne spähte angestrengt durch das dreckige Fenster des Caravans, als könne er das Gebäude nicht erkennen. Hydt wusste, dass der Ire in diesem Moment einen Plan entwarf. Oder vielleicht ging er auch die Schritte durch, die er sich für so eine Eventualität im Voraus überlegt hatte. Eine Weile stand er reglos da. Dann zog Dunne seine Waffe, verließ den Caravan und bedeutete Janssen, er möge ihn begleiten.

13
    Der Gestank nach Moder, Fäulnis, Chemikalien, Öl und Benzin war überwältigend. Bond konnte nur mühsam ein Husten unterdrücken und blinzelte sich ein paar Tränen aus den brennenden Augen. Hing da auch Rauch in der Luft?
    Der Keller des Lazaretts hatte hier keine Fenster. Nur aus Richtung des eingestürzten Tunnels drang ein wenig Tageslicht herein. Bond leuchtete den Raum mit der Taschenlampe ab. Er befand sich neben einer Drehscheibe, auf der die kleinen Lokomotiven gewendet worden waren, nachdem sie Nachschub oder Patienten angeliefert hatten.
    Mit der Walther in der Hand durchsuchte Bond das Areal und lauschte dabei auf Stimmen, Schritte oder das Klicken einer Waffe, die durchgeladen oder entsichert wurde. Aber die nähere Umgebung war menschenleer.
    Der Tunnel mündete am südlichen Ende in das Kellergeschoss. Bond entfernte sich nun von der Drehscheibe und ging weiter nach Norden. Er sah ein Schild, das ihn unwillkürlich auflachen ließ: Leichenhalle .
    Sie bestand aus drei großen fensterlosen Räumen, in denen sich kürzlich eindeutig jemand aufgehalten hatte; die Böden waren sauber, und überall standen neue billige Werkbänke herum. Einer dieser Räume schien die Quelle des Rauchgeruchs zu sein. Bond sah Kabel, die mit Isolierband an Wand und Boden fixiert waren und vermutlich Strom für die Beleuchtung und die Arbeiten hier geliefert hatten, was auch immer Letztere gewesen sein mochten. Wahrscheinlich hatte ein Kurzschluss zu einem kleinen Schmorbrand geführt.
    Bond verließ die Leichenhalle und kam zu einem großen offenen Raum. Rechts, im Osten, öffnete sich eine Doppeltür zum Exerzierplatz. Durch den Türspalt fiel Licht herein – ein möglicher Fluchtweg, dachte er und prägte sich den Ort und die Anordnung der Säulen ein, die ihm Deckung geben konnten, falls er unter Beschuss geriet.
    Uralte Stahltische, fleckig braun und schwarz, waren mit Bolzen am Boden befestigt, ein jeder mit eigener Abflussrinne. Für die Leichenöffnungen, natürlich.
    Bond ging weiter bis zum nördlichen Ende des Gebäudes.

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