Carte Blanche - Ein Bond-Roman
und lief zu Philly. Er reichte ihr die Stücke Isolierband. »Können Sie die analysieren lassen?«
»Um Gottes willen, James, was ist passiert?« Sie klang besorgt. Seine taktische Kleidung hatte das meiste abgefangen, aber einige neue blaue Flecke wurden bereits jetzt sichtbar.
»Ich habe mich mit einem Bulldozer und etwas C4 oder Semtex angelegt, aber es geht mir gut. Finden Sie bitte so viel wie möglich über eine Firma namens Eastern Demolition and Scrap heraus. Und ich würde gern wissen, wem der alte Armeestützpunkt bei March gehört. Dem MoD ? Oder wurde das Gelände verkauft?«
»Ich mache mich gleich an die Arbeit.«
Bond kehrte in sein Büro zurück und hatte sich gerade erst gesetzt, als Mary Goodnight sich über die Gegensprechanlage meldete. »James. Dieser Mann ist auf Leitung zwei.« Ihr Tonfall ließ erkennen, wer der Anrufer war.
Bond drückte den Knopf. »Percy.«
»James«, entgegnete die aalglatte Stimme. »Hallo! Ich bin auf dem Rückweg aus Cambridge und dachte mir, wir zwei beiden sollten einen kleinen Plausch halten, um herauszufinden, ob wir unserem Puzzle ein paar Teile hinzufügen können.«
Wir zwei beiden … Eine ungewöhnlich nachlässige Ausdrucksweise für einen Oxbridge-Absolventen. »Wie war denn Ihr Ausflug?«
»Ich habe mich da oben ein wenig umgesehen. Wie sich herausgestellt hat, haben die Porton-Down-Leute dort in der Nähe eine kleine Zweigstelle. Bin praktisch darüber gestolpert. Ganz zufällig.«
»Oh, wie interessant«, erwiderte Bond belustigt. »Und gibt es einen Zusammenhang zwischen den Biowaffen und Noah oder Vorfall Zwanzig?«
»Kann ich nicht sagen. Deren Überwachungsbänder und Besucherlisten geben auf den ersten Blick jedenfalls keinen Grund zur Beunruhigung. Aber ich lasse das von meiner Assistentin noch mal genauer überprüfen.«
»Und der Pub?«
»Das Curry war ganz gut. Die Kellnerin konnte sich nicht erinnern, wer vor so langer Zeit Pastete oder das Bauernfrühstück bestellt hat, aber das war ja zu erwarten, oder? Was ist mit Ihnen? Hat die geheimnisvolle Notiz über die Apotheke und den Termin zwei Tage nach den Iden des März sich als ergiebig erwiesen?«
Bond hatte sich auf diese Frage vorbereitet. »Ich bin einer Ahnung gefolgt und nach March zur Boots Road gefahren. Dort gibt es einen alten Armeestützpunkt.«
Eine Pause. »Ah.« Der Mann von der Division Three lachte, aber es klang vollkommen humorlos. »Also hatten Sie die Nachricht vorhin bei unserem ersten Treffen falsch gedeutet, ja? Und bezieht die ominöse Siebzehn sich vielleicht auf das Datum von morgen ?«
Was auch immer er sonst noch sein mochte, Osborne-Smith schaltete schnell. »Möglicherweise. Der Stützpunkt wird derzeit abgerissen. Als ich dort ankam, waren die Arbeiten in vollem Gange. Ich fürchte, es sind lediglich neue Fragen aufgeworfen worden. Die Techniker sehen sich gerade ein paar Funde an. Bloß einige Kleinigkeiten. Ich schicke Ihnen die Berichte.« Bond blieb bewusst nebulös.
»Tun Sie das, danke. Ich nehme mir unterdessen den islamistischen Ansatz vor, die Afghanistan-Connection, etwaige SIGINT -Treffer, das Übliche. Damit dürfte ich eine Weile zu tun haben.«
Gut. Bond hätte sich keine bessere Beschäftigung für Deputy Senior Director of Field Operations Mr. Percy Osborne-Smith wünschen können.
Sollte er sich ruhig austoben …
Sie beendeten das Gespräch. Bond rief Bill Tanner an und berichtete ihm von den Ereignissen in March. Sie kamen überein, vorläufig nichts wegen des Mannes zu unternehmen, der Bond in dem Lazarett angegriffen hatte und von dem Bulldozer überrollt worden war. Es war wichtiger, dass die Gegenseite Bond ebenfalls für tot hielt.
Mary Goodnight steckte den Kopf zur Tür herein. »Philly hat gerade angerufen. Sie hat etwas für Sie herausgefunden. Ich habe ihr gesagt, sie soll herkommen.« Sie schaute stirnrunzelnd zu einem von Bonds dunklen Fenstern hinaus. »Eine Schande, nicht wahr? Diese Sache mit Philly.«
»Was meinen Sie?«
»Ich dachte, Sie hätten es schon gehört. Tim hat sich von ihr getrennt. Erst vor ein paar Tagen. Dabei hatten sie sogar schon einen Termin für die kirchliche Trauung, und auch ihr Junggesellinnenabschied war bereits geplant. Ein Wochenende in Spanien. Ich wollte auch mitkommen.«
Wie aufmerksam bin ich eigentlich?, dachte Bond. Das war der Unterschied an ihrem Arbeitsplatz im dritten Stock gewesen: Es standen keine Fotos ihres Verlobten mehr auf dem Schreibtisch. Und den Verlobungsring
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