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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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vom Tunneleingang entfernt.
    Bond lief hinterher. Das Zittern wurde stärker, das Rattern lauter. Immer mehr Ziegel lösten sich. Mörtel und Staub rieselten zu Boden. Ein faustgroßes Stück Beton landete genau auf Bonds Schulterwunde. Er ächzte vor Schmerz auf.
    Doch er blieb nicht stehen. Der Angreifer vor ihm kroch inzwischen auf das Sonnenlicht an der Einsturzstelle des Tunnels zu.
    Der Bulldozer schien sich nun direkt über ihren Köpfen zu befinden. Schneller, verdammt, spornte Bond sich an. Wie es aussah, sollte alles hier abgerissen werden. Je mehr er sich dem Verwundeten näherte, desto lauter wurde der Lärm des Dieselmotors. Ziegel um Ziegel fiel zu Boden.
    Nicht gerade ein schöner Ort, um lebendig begraben zu sein …
    Nur noch zehn Meter bis zu dem Blonden. Bond würde die Wunde abbinden, den Mann aus dem Tunnel und in Deckung schaffen – und anfangen, Fragen zu stellen.
    Doch mit einem infernalischen Krachen verdunkelte sich jäh das sanfte Licht des Frühlingstages. Am Ende des Tunnels leuchteten im Staub plötzlich zwei runde weiße Augen auf. Sie hielten inne. Dann ruckten sie ein Stück herum und richteten sich genau auf Bond – als hätte ein Löwe seine Beute erspäht. Der Bulldozer fuhr mit dröhnendem Motor an und pflügte gnadenlos durch Erde und Mauerwerk.
    Bond wollte schießen, fand aber kein Ziel – die Planierraupe hatte die Schaufel gehoben und schützte damit die Fahrerkabine, während sie unerbittlich weiterrollte und dabei Ziegel und anderen Schutt vor sich her schob.
    »Nein!«, rief der Verwundete. Der Fahrer sah ihn nicht. Oder ignorierte ihn kaltblütig.
    Mit einem Schrei verschwand der Blonde unter den Erdmassen. Gleich darauf rasselten die Ketten über die Stelle, an der er begraben lag.
    Dann verhüllte der Schuttberg auch die Scheinwerfer, und es wurde vollständig finster. Bond schaltete die Taschenlampe ein und lief zurück zu der Drehscheibe. Am Tunnelausgang stolperte er und fiel. Erde umfing seine Knöchel und Waden.
    Dann die Knie.
    Der Bulldozer hinter ihm rammte den Schuttberg immer weiter voran, hinein in den Raum. Bond war nun bis zur Taille gefangen. Noch dreißig Sekunden und sein Gesicht würde bedeckt sein.
    Doch das Gewicht des Bergs wurde zu viel für den Bulldozer; vielleicht wurde er auch durch das Gebäudefundament gebremst. Jedenfalls ebbte die Erdwelle ab. Bevor der Fahrer einen zweiten Anlauf nehmen konnte, grub Bond sich frei und kroch aus dem Raum. Seine Augen und seine Lunge brannten. Er spuckte Staub und Erde und leuchtete zurück in den Tunnel. Die Röhre war komplett gefüllt.
    Bond eilte durch die drei fensterlosen Räume, in denen er die Asche und die Metallsplitter aufgesammelt hatte. Neben der Tür zum Autopsiebereich blieb er stehen. Hatte man ihm den Fluchtweg abgeschnitten, um ihn in eine Falle zu treiben? Warteten der Ire und andere Sicherheitsleute dort drinnen auf ihn? Er schraubte den Schalldämpfer auf die Walther.
    Nach einigen tiefen Atemzügen stieß er die Tür auf und ging in die Hocke. Seine linke ausgestreckte Hand hielt die Taschenlampe, die Rechte, darauf abgestützt, die Pistole.
    Gähnende Leere in der großen Halle. Aber es fiel kein Licht mehr zwischen den beiden Türflügeln hindurch. Der Bulldozer musste auch dort einen Haufen Erde aufgetürmt haben.
    Bond saß fest.
    Er lief zu den kleineren Räumen auf der Nordseite des Kellers, der psychiatrischen Abteilung. Das größte dieser Zimmer – das Büro, hatte er vermutet –, besaß eine Tür nach draußen, aber die war fest verschlossen. Bond stellte sich seitlich, zielte und gab vier Schüsse auf das Türschloss ab, dann vier weitere auf die Angeln.
    Ohne Erfolg. Blei, sogar halb ummanteltes Blei, kann gegen Stahl nicht viel ausrichten. Bond lud nach und schob das leere Magazin in seine linke Tasche, wie üblich.
    Er musterte die vergitterten Fenster, als eine laute Stimme ihn zusammenzucken ließ.
    »Achtung! Opgelet! Gro ź ba! Nebezpe ć i!«
    Bond fuhr herum und hielt nach einem Ziel Ausschau.
    Aber die Stimme ertönte aus einem Lautsprecher an der Wand.
    »Achtung! Opgelet! Gro ź ba! Nebezpe ć i! Noch drei Minuten!« Es handelte sich um eine Bandaufnahme, und auch der letzte Satz wurde auf Niederländisch, Polnisch und Ukrainisch wiederholt.
    Drei Minuten?
    »Sofort evakuieren! Gefahr! Die Ladungen sind scharf!«
    Bond leuchtete den Raum ab.
    Die Kabel! Sie sollten die Räume nicht etwa mit Strom versorgen, sondern Sprengstoff zünden. Bond hatte die Ladungen

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