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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Ernstes. Der Mann antwortete, er könne sehr nah heran. Und Hydt schien auch darüber äußerst erfreut gewesen zu sein. Dann wurden die Telefone abgeschaltet und sind seitdem nicht noch einmal benutzt worden.«
    »Neunzehn Uhr. Irgendwo im Ausland. Noch etwas?«
    »Leider nicht.«
    »Danke für alles. Ich begebe mich jetzt mal lieber wieder auf die Jagd.«
    »Ich wünschte, ich könnte unseren Satelliten noch länger mit Beschlag belegen, aber meine Vorgesetzten fragen sich bereits, warum ich mich so sehr für ein unbedeutendes Nest wie London interessiere.«
    »Das nächste Mal geht der Dom auf mich, René.«
    »Aber sicher. Au revoir.«
    »À bientôt, et merci beaucoup.« Bond trennte die Verbindung.
    Während seiner Jahre als Commander der Royal Naval Reserve und Agent der ODG hatte er es mit einigen üblen Gestalten zu tun bekommen: Aufständischen, Terroristen, psychopathischen Kriminellen, gewissenlosen Verrätern, die Atomgeheimnisse an Männer verkauften, die verrückt genug waren, davon Gebrauch zu machen. Doch was hatte Hydt vor?
    Absicht … Reaktion.
    Nun, auch wenn nicht klar war, welch kranke Ziele dieser Mann verfolgte, konnte Bond zumindest eine Reaktion in die Wege leiten.
    Zehn Minuten später lief er die Treppe hinunter und fischte dabei den Autoschlüssel aus der Tasche. Er brauchte Severan Hydts Adresse nicht nachzuschlagen. Er hatte sie sich am Vorabend eingeprägt.

20
    Das Thames House, die Heimat des MI5 , des Northern Ireland Office und einiger verwandter Sicherheitsbehörden ist weniger imposant als das Gebäude des MI6 , das ganz in der Nähe liegt, nämlich gegenüber am Südufer. Das Hauptquartier von Six wirkt eher wie eine futuristische Enklave aus einem Ridley-Scott-Film (und wird wegen der Ähnlichkeit mit einer Zikkurat oft als Babylon-upon-Thames bezeichnet oder, weniger freundlich, als Legoland).
    Doch auch wenn das Thames House architektonisch nicht so eindrucksvoll erscheint, ist es doch umso einschüchternder. Der neunzig Jahre alte Monolith aus grauem Stein ist die Art von Gebäude, in dem man – wäre es eine Polizeizentrale im sowjetischen Russland oder der DDR gewesen – noch vor der ersten Frage bereitwillig Antworten heruntergerasselt hätte. Andererseits kann die Fassade mit einigen beachtlichen Bildhauerarbeiten aufwarten (zum Beispiel Charles Sargeant Jaggers Britannia und St. George), und alle paar Tage verirren sich Touristen aus Arkansas oder Tokio zum Haupteingang, weil sie das Thames House mit der Tate Britain verwechseln, die ganz in der Nähe liegt.
    Die Division Three war in den fensterlosen Eingeweiden des Thames House beheimatet. Aus Gründen der Abstreitbarkeit hatte man Räume und Ausstattung bewusst vom unmittelbaren Nachbarn Five angemietet (und niemand hat bessere Ausrüstungsgegenstände als der MI5 ).
    Im Zentrum dieses kleinen Reichs gab es einen großen Kontrollraum, der schon bessere Tage gesehen hatte, mit verschrammtem grünem Anstrich, zerkratztem Mobiliar und ausgetretenem Teppichboden. An den Wänden hingen die üblichen offiziellen Bekanntmachungen über den Umgang mit verdächtigen Paketen, das Verhalten bei Feueralarm sowie Gesundheitsvorschriften oder Gewerkschaftsangelegenheiten, oftmals ersonnen von Bürokraten, die nichts Besseres zu tun hatten.
    Doch die Computer hier waren unersättlich, und die Dutzende von Flachbildschirmen groß und hell. Deputy Senior Director of Field Operations Percy Osborne-Smith stand mit verschränkten Armen vor dem größten und hellsten. Er trug ein braunes Jackett und eine farblich unpassende Hose – er war um vier Uhr morgens aufgewacht und um fünf Minuten nach vier angezogen gewesen. Bei ihm befanden sich nun zwei junge Männer: sein Assistent und ein zerknitterter Techniker, der vor einer Tastatur saß.
    Osborne-Smith beugte sich vor, drückte eine Taste und hörte sich erneut die soeben erfolgte Aufzeichnung an. Er hatte die Überwachung angeordnet, nachdem er von dem sinnlosen Ausflug nach Cambridge zurückgekehrt war, der ihm lediglich ein Hühnchencurry mitsamt nächtlichen Magenbeschwerden eingebracht hatte. Die Schnüffelei erstreckte sich nicht auf den Verdächtigen des Vorfalls Zwanzig, da niemand so freundlich gewesen war, das Wissen darüber mit ihm zu teilen. Doch Osborne-Smiths Leute hatten ohne Kenntnis des MI5 an genau den richtigen Fensterscheiben Mikrofone angebracht, nämlich an denen eines Mitverschwörers des anonymen Übeltäters: James Bond, Sektion 00, Abteilung O, Overseas

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