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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nicht nur Hydt gegolten hatte, sondern ebenso der Division Three.
    Zufrieden beobachtete Osborne-Smith nun, wie Bond sich von dem Zaun abwandte und zum Parkplatz zurückkehrte. Er telefonierte mit gesenktem Kopf. Offenbar musste er gerade eine Standpauke seines Vorgesetzten über sich ergehen lassen, weil der Fuchs ihm entwischt war.

23
    Das Geräusch, das uns weckt, hören wir für gewöhnlich nicht, es sei denn, es dauert lange an oder wiederholt sich wie bei einem Wecker oder einer hartnäckigen Stimme. Doch wenn es nur einmal kurz ertönt, wird es uns nicht bewusst.
    James Bond hatte keine Ahnung, was ihn aus dem traumlosen Schlaf holte. Es war kurz nach dreizehn Uhr.
    Dann roch er einen köstlichen Duft: eine Mischung aus einem Blumenparfum – Jasmin, glaubte er – und dem ausgereiften, kräftigen Bukett eines Spitzenchampagners. Vor sich sah er die himmlische Gestalt einer wunderschönen Frau aus dem Mittleren Osten, die ihren sinnlichen Körper in einen eleganten weinroten Rock und eine langärmelige goldene Bluse gekleidet hatte, deren oberster Knopf eine Perle war. Dieser kleine cremefarbene Punkt gefiel Bond ganz besonders. Das Haar der Frau war bläulich schwarz wie Krähenfedern und hochgesteckt, wenngleich eine einzelne Strähne ihr aufreizend ins perfekt geschminkte Gesicht fiel.
    »Salam alaikum«, sagte Bond.
    »Wa alaikum salam«, erwiderte sie und stellte den Kristallkelch auf den ausgeklappten Tisch vor ihn hin, dazu die noble Flasche des Königs der Moëts, Dom Pérignon. »Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie geweckt habe, Mr. Bond. Ich fürchte, ich habe die Flasche etwas zu laut entkorkt. Eigentlich wollte ich nur das Glas hinstellen und Sie nicht stören.«
    »Shukran«, bedankte er sich und nahm das Glas. »Und keine Sorge. Meine zweitliebste Art, geweckt zu werden, ist durch das Geräusch einer Champagnerflasche.«
    Sie lächelte nur. »Möchten Sie etwas zu Mittag essen?«
    »Das wäre sehr nett, falls es nicht zu viel Mühe macht.«
    Sie kehrte in die Bordküche zurück.
    Bond nippte an seinem Champagner und schaute aus dem großen Fenster des Privatjets. Die beiden Rolls-Royce-Turbinen dröhnten gleichmäßig vor sich hin und beförderten das Flugzeug in einer Höhe von knapp dreizehntausend Metern mit einer Geschwindigkeit von mehr als tausend Kilometern pro Stunde nach Dubai. Auch dies war eine Grumman, dachte Bond belustigt, aber eine Sechs-fünfzig, das schnellere Modell, das zudem eine größere Reichweite als Severan Hydts Maschine besaß.
    Bond hatte die Jagd vor einigen Stunden begonnen, und zwar mit dem modernen Äquivalent einer Szene aus einem alten amerikanischen Krimi, in der der Detective in ein Taxi springt und befiehlt: »Folgen Sie diesem Wagen.« Er war zu dem Schluss gelangt, dass der Linienflug ihn nicht rechtzeitig genug nach Dubai bringen würde, um die Morde zu verhindern. Daher hatte er seinen Freund aus dem Commodore Club angerufen, Fouad Kharaz, und von ihm sofort einen Privatjet zur Verfügung gestellt bekommen. »Mein Freund, Sie wissen doch, ich stehe in Ihrer Schuld«, hatte der Araber ihm versichert.
    Ein Jahr zuvor hatte er Bond, von dem er annahm, dass er als Sicherheitsbeamter für die Regierung arbeitete, verlegen um Hilfe ersucht. Kharaz’ halbwüchsiger Sohn wurde auf dem Schulweg fortwährend von einigen neunzehn- oder zwanzigjährigen Rowdys belästigt, für die Platzverweise oder Verwarnungen lediglich eine Art Rangabzeichen darstellten. Die Polizei zeigte sich verständnisvoll, konnte aber nur wenig tun. Kharaz war krank vor Sorge und bat Bond um Rat. In einem Anfall von Schwäche gewann Bonds ritterliche Seite mal wieder die Oberhand. Als bei der ODG eines Tages nicht viel zu tun war, folgte er dem Jungen nach Hause. Prompt tauchten unterwegs die Peiniger auf. Bond ging dazwischen.
    Er schickte zwei der Kerle mühelos mit wenigen Schlägen zu Boden, drückte den Rädelsführer gegen eine Wand und flüsterte mit eisiger Stimme, dass sie den Jungen nie wieder belästigen sollten, sonst würde er ihnen einen weiteren, weniger höflichen Besuch abstatten. Dann notierte er sich die Namen der drei von ihren Führerscheinen. Die Rowdys suchten trotzig das Weite, und der Sohn wurde seitdem in Ruhe gelassen. Sein Status an der Schule besserte sich beträchtlich.
    Auf diese Weise wurde Bond zum »besten aller besten Freunde« von Fouad Kharaz. Und heute hatte er sich entschlossen, den Gefallen einzufordern und sich einen der Jets des Mannes

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