Carte Blanche - Ein Bond-Roman
Green Way verdienten viel Geld mit der sicheren Vernichtung von Dokumenten, aber die Welt änderte sich. Heutzutage waren die meisten Daten auf Festplatten und Flash Drives gespeichert, und dies würde noch merklich zunehmen. Daher hatte Hydt beschlossen, sein Geschäftsfeld zu erweitern und eine neue Art der Vernichtung von Speichermedien anzubieten.
Prinzipiell taten das viele Firmen jetzt schon, auch Green Way, aber al-Fulans Erfindung bot einen neuen Ansatz. Zur wirksamen Vernichtung von Daten mussten Computer bisher von Hand zerlegt werden. Dann wurden die Festplatten zunächst entmagnetisiert und schließlich maschinell zerquetscht. Für die Trennung der anderen Computerkomponenten waren weitere Schritte erforderlich – und viele Bauteile stellten gefährlichen Elektroschrott dar.
Diese neue Maschine machte das alles von selbst. Man warf den alten Computer einfach auf das Fließband, und der Rest geschah automatisch: Erst wurde das Gerät aufgebrochen und zerkleinert, dann identifizierten al-Fulans optische Systeme die Komponenten und verteilten sie auf die jeweiligen Tonnen. Hydts Verkaufsabteilung konnte den Kunden zusichern, dass nicht nur verlässlich alle Daten auf den Festplatten zerstört wurden, sondern die Entsorgung sämtlicher Bauteile zudem den strengen Umweltvorschriften genügte.
Auf ein Nicken ihres Chefs hin nahm Stella einen alten Laptop und legte ihn auf das gerippte Fließband. Er verschwand im dunklen Innern der Maschine.
Sie hörten lautes Knacken und dumpfe Schläge, gefolgt von einem Mahlgeräusch. Al-Fulan bat seine Gäste ans andere Ende, wo nach fünf oder sechs Minuten die diversen kleinen Bruchstücke sortiert in den jeweiligen Tonnen landeten – Metall, Plastik, Platinen und dergleichen. In dem Behälter, auf dem »Datenträger« stand, sahen sie feinen Metall- und Silikonstaub, denn mehr war von der Festplatte nicht übrig. Sondermüll wie Batterien und Schwermetalle wurde in einen entsprechend gekennzeichneten Behälter geleitet, für die anderen Komponenten gab es Recyclingtonnen.
Al-Fulan führte Hydt und Dunne nun zu einem Bildschirm, auf dem ein Tätigkeitsbericht der Maschine zu lesen war.
Dunnes eisige Fassade war geschmolzen. Er wirkte beinahe aufgeregt.
Auch Hydt war zufrieden, sehr zufrieden. Er wollte eine Frage stellen. Doch dann fiel sein Blick auf eine Uhr an der Wand. Es war halb sieben. Er konnte sich nicht länger auf die Maschine konzentrieren.
28
James Bond, Felix Leiter und Yusuf Nasad hockten fünfzehn Meter von der Fabrik entfernt neben einem großen Container und beobachteten Hydt, den Iren, einen Araber in einem traditionellen weißen Gewand und eine attraktive dunkelhaarige Frau durch ein Fenster an der Laderampe.
Bond und Leiter hatten den Alfa des Amerikaners genommen, Nasad seinen Ford. Gemeinsam waren sie dem Lincoln Town Car vom Intercontinental aus gefolgt. Die beiden Agenten erkannten jedoch schnell, dass Hydts arabischer Fahrer Ausweichmanöver einleitete. Da sie fürchten mussten, entdeckt zu werden, benutzte Bond eine App in seinem Mobiltelefon, um ein MASINT -Profil des Lincoln anzufordern und das Fahrzeug mit einem Laser zu markieren. Dann schickte er den Datensatz an eine Lauschstation des GCHQ . Leiter ging vom Gas und überließ die weitere Verfolgung den Satelliten, deren Ergebnisse direkt an Bonds Telefon übermittelt wurden.
»Verdammt«, hatte Leiter mit Blick auf das Gerät in Bonds Hand neidisch gerufen. »So eins will ich auch!«
Bond folgte der Route des Town Car auf seiner Straßenkarte und dirigierte Leiter, während Nasad wiederum ihnen folgte. Hydts Wagen beschrieb einen großen, komplizierten Umweg und schlug letztlich die Richtung zurück nach Deira ein, in den alten Teil der Stadt. Bond, Leiter und sein Mitarbeiter erreichten das Ziel wenige Minuten später, ließen die Fahrzeuge in einer Gasse zwischen zwei verstaubten Lagerhäusern zurück und schnitten sich ihren Weg durch einen Maschendrahtzaun, um Hydt und den Iren im Auge behalten zu können. Der Fahrer des Lincoln war auf dem Parkplatz zurückgeblieben.
Bond stöpselte einen Ohrhörer ein, richtete die Kamera seines Telefons auf die Vierergruppe und aktivierte eine App, die von Sanu Hirani entwickelt worden war. Das Vibra-Mikro rekonstruierte Gespräche, die durch Fenster oder transparente Türen beobachtet wurden, indem es die Vibrationen der Glasscheibe oder anderer glatter Oberflächen analysierte. Es kombinierte die Schallinformationen mit den
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