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Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte

Titel: Carvalho und das Mädchen, das Emmanuelle sein sollte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Vázquez Montalbán
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sofort ausnutzt, etwas anderes, schließlich bin ich nicht aus Stein. Du hast deine Nase an meinen Brüsten gerieben.«
    Biscuter verstand nicht, warum sie sich beklagte, aber da war Pepita bereits aufgestanden und zog ihn hinter sich her zum Zwischengeschoss, das früher einmal das Büro der Geschäftsführung beherbergt hatte und jetzt bloß noch als Katzenasyl diente. Oben angekommen, riss Pepita ihm auf einem von Ratten angenagten Empire-Canapé voller Katzenpisse mit stürmischen Bewegungen die Kleider vom Leib. Dabei trällerte sie fröhlich: »Ich muss diese Kaktusfeige essen, ich muss diese Kaktusfeige essen ...« Carvalhos Partner war zu keiner Reaktion fähig, und fast übergangslos sah er seine Kaktusfeige in Anspruch genommen und sich auf den drei Schinken von Pepita reiten, die zwar keinen Slip mehr, dafür aber noch immer ihren gutbestückten Büstenhalter anhatte, einen von denen mit gekreuzten Trägern, die auf magische Weise in der Lage waren, ihre gewaltigen Hängebrüste zu halten. Der blinde Biscuter – er hatte seine winzigen Augen geschlossen, um die Angst vor so viel Maßlosigkeit zu verlieren – überließ sich den sexuellen Zuckungen der erfahrenen Chansonsängerin, bis er irgendwann völlig ausgepumpt auf ihre Brüste sank, die mittlerweile von dem schrankgroßen BH befreit waren. Er versuchte seine Arme um die befriedigte Frau zu legen, aber sie waren nicht lang genug, um sie vollständig zu umfassen.
    Â»Wie gut deine Kaktusfeige schmeckt, das kleine Kaktusfeigchen, Papitu.«
    Â»Werd nicht ordinär. Ich denke nach, und man denkt nicht mit der Kaktusfeige.«
    Â»Und der Rest, wie war’s? Gekonnt ist gekonnt, was? Du bist nicht gerade ein japanischer Sexathlet, aber für dein Alter und deine Größe war das nicht schlecht.«
    Â»Mein Spitzname war Hurenbock aus der Pampa.«
    Â»Das ist keine große Leistung, so unbewohnt, wie die Pampa ist, aber in meinem Alter schaut man einem geschenkten Fick nicht ins Maul. Worüber denkt mein kleiner Hurenbock aus der Pampa denn nach?«
    Die gesamte Morphologie seines Gesichts verriet angestrengtes Denken.
    Â»Ich dachte an den Dicken. Das sind mir ein bisschen zu viele Zufälle. Nach ewiger Zeit taucht er plötzlich wieder in der Bar seiner Jugend auf und beginnt sich zu erinnern. An Helga, sogar an Rocco. Hast du Rocco kennengelernt?«
    Pepita behagte das Thema nicht. Verzweifelt versuchte sie, ihre straffe, gnadenlos geliftete Stirn zu runzeln.
    Â»Ach!«, seufzte sie. »Ihr Männer habt aber auch nie ein Gefühl für die Situation. Findest du, das ist der geeignete Moment, um einen auf Sherlock Holmes zu machen?«
    Biscuter erzählte ihr von Roccos Besuch in Carvalhos Büro und den schlechten Manieren, die er dabei an den Tag gelegt hatte, bekam jedoch keine Antworten, sondern stellte nur eine wachsende Unruhe bei Pepita fest, die wieder ihre schwerfällige Art angenommen hatte und den Wunsch verspürte, ihr Liebhaber für einen Tag möge wieder dahin verschwinden, woher er gekommen war.
    Â»Merkwürdig, Pepita, aber neulich Abend bin ich vor der Tür auf den Dicken in dem weißen Anzug gestoßen, und kurz darauf bestellst du mich aus wer weiß welchen Gründen ins La Dolce Vita, und da treffe ich schon wieder auf dieses sentimentale Nilpferd. Was soll das, Pepita?«
    Pepita de Calahorras Stimme wurde laut.
    Â»Merk dir eins, man steckt seine Nase nicht in Dinge, die einen nichts angehen.«

18 Der Dicke erläutert seine Philosophie der Geschichte
    Â»Sie sagen jetzt nichts und lassen mich reden. Bis vor vierundzwanzig Stunden hatten wir alles unter Kontrolle, und plötzlich ist die Situation aus dem Ruder gelaufen. Sogar eine Leiche fehlt uns. Wo ist Rocco? Wo ist Roccos Leiche? Laut des Polizeipräsidenten, der gut daran getan hat, mich zu empfangen, hält es der zuständige Inspektor für unbedingt erforderlich, die Nachricht und die Leiche bis auf Weiteres zu verschweigen. Der Polizeipräsident versteht, wie peinlich und kompliziert die Angelegenheit von Grund auf ist, und er wird alles tun, damit die Vergangenheit ruht und die Zeiten der antidemokratischen« – er wiederholte mehrfach das Wort
antidemokratischen
– »Zusammenarbeit nicht wieder aufleben. Der Polizeipräsident ist ein überzeugter Demokrat und würde es nicht wollen, wenn die

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