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Cash Out (German Edition)

Cash Out (German Edition)

Titel: Cash Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bardsley
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versuche, mich zu beruhigen. «Bis dahin ist es noch lange hin.»
    Harry sieht mir direkt in die Augen. «Warum hast du den Mann geschlagen?»
    «Ich erklär’s dir später, Kleiner.»
    «Er war nett.»
    Ich senke den Blick. «Nein, Söhnchen, er war nicht nett. Er hat nur so getan, als wäre er nett.»
    Mit einem Mal wirkt Harry ein wenig verängstigt. Falten tauchen auf seiner Stirn auf.
    «Hat euch dieser Mann vor heute schon mal angesprochen? Hast du ihn schon mal gesehen?»
    Langsames Kopfschütteln.
    «Gut, Harry.»
    Er starrt mich an.
    «Hör zu, mein Sohn. Ich bin sicher, dass Mommy jeden Augenblick hier sein wird.»
    Er nickt.
    Wo zum Teufel steckt Kate? Irgendwer muss Kate anrufen.
    «Du kommst doch heute Abend nach Hause, oder?»
    Ich kriege einen Kloß im Hals. «Natürlich, mein Kleiner. Ich muss mit der Polizei sprechen, und danach komme ich sofort nach Hause.» Ich zwinge mich zu einem Lächeln. «Wenn ihr aufwacht, werde ich da sein.»
    Seine Miene hellt sich auf, er folgt Stacey und sieht noch einmal zu mir zurück. Ich erwidere seinen Blick, ringe mir ein weiteres Lächeln ab und bin überzeugt, dass ich wie ein beschissener Vollidiot aussehe, in Handschellen in einem Streifenwagen, dämlich grinsend wie ein Hare Krishna.
    Ich versuche mich zu beruhigen.
    Ich sehe wieder zu dem Gedrängel um Calhoun hinüber, der immer noch mit den Armen rudert, und schließe die Augen.
Wenn Kate erst einmal hier ist, wird alles besser.
    Also sitze ich da, atme tiefer und tiefer durch und lasse schließlich das Offensichtliche ins Bewusstsein dringen: Das hier ist kein Versehen und kein Irrtum, nichts davon.
    Der Glatzkopf, diese elende Made, das ist keine Zufallsbekanntschaft. Irgendein Typ beschließt aus heiterem Himmel, mir sein Knie in die Eier zu rammen – ausgerechnet am Vasektomie-Tag? So was ist keine spontane Affekthandlung. Derselbe Kerl taucht in meiner Nachbarschaft auf und lümmelt bei meinen Kindern herum? Nie im Leben Zufall.
    Ein Polizist steigt auf den Fahrersitz und schließt die Tür.
    «Rufen Sie meine Frau an», keuche ich. «Die Jungs brauchen ihre Mutter.»
    «Jemand wird die beiden nach Hause bringen.»
    Der Cop fährt los. Ich drehe mich zu den Jungs um und sehe, dass Stacey sich mit ihnen ein Stück entfernt hat. Ich schlucke schwer und zwinge mich, ruhig und gelassen auszusehen, falls sie sich umdrehen sollten. Ich möchte ihnen durch die kugelsicheren Scheiben zeigen, dass alles wieder gut wird.
    Dann beuge ich mich zur Seite und kotze in den Wagenfond.

Zwei
    Kämpfer.
    Ich kann Kämpfer verstehen. Ich verstehe ihre Entschlossenheit, ihre Leidenschaft, ihren Impuls, um jeden Preis weiterzumachen, nachzuhaken, sich dem Druck zu widersetzen, der ihnen begegnet, ihre Weigerung aufzugeben. Wenn man ein Kämpfer ist, dann tritt man aller Wahrscheinlichkeit nach für etwas ein: für sich selbst, für den kleinen Bruder, sein Land, seine Familie, vielleicht sogar für irgendetwas Dummes. Aber ein Kämpfer zu sein ist, verdammt noch mal, erheblich besser als eines dieser Weicheier da draußen, die für gar nichts kämpfen würden, die sich für nichts ausreichend interessieren, diese Leute, in deren Adern nur destilliertes Wasser zirkuliert.
    Ja, ein Fighter ist mir allemal lieber.
    Was wahrscheinlich der Grund ist, warum Rod Stone und ich immer noch befreundet sind. Rod ist ein Kämpfer – im wahrsten Sinne des Wortes. Und jedes Mal, wenn er zum Kämpfen in den Ring – oder besser gesagt, in den Käfig – steigt, ist er mit ganzem Herzen dabei. Er ist sich immer noch nicht sicher, warum er kämpft, und mir geht es da genauso. Aber wenn ich wetten müsste, dann würde ich sagen, er kämpft, weil er auf sich allein gestellt ist, wenn er kämpft, weil er für sich selbst einstehen muss, genau wie damals als Kind, als sein Dad lange weg war und seine Mom entweder arbeitete oder besinnungslos betrunken auf dem Sofa lag. Indem er sich körperlich und seelisch völlig verausgabt, um sich selbst zu retten, hat Rod auf Umwegen eine Möglichkeit gefunden, sich selbst zu lieben. Man könnte sagen, Rod
kümmert sich
– kümmert sich um etwas. Und das mag ich.
    Rod kann den Little Fighter in mir sehen. Er war schon immer da – nicht so wie Rods Big Fighter, aber er ist da. Rods Big Fighter kommt aus vielerlei Gründen bereitwillig zum Vorschein. Aber es gibt im Grunde nur eines, was meinen Little Fighter aktiv werden lässt: wenn jemand meinen Leuten blöd kommt.
     
    «Kate?»
    «Dan? Wohin hat man

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